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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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zitterte. Die Korkenzieherlocken. Jedes Wort.
    »Ich wollte zu Pawel und habe mich verlaufen. Nick hat mich gefunden.«
    Pyschka richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wer ist Nick?«
    »Mein neuer Bodyguard«, lallte Pawel beinahe zärtlich. Sie spürte, wie er eine Hand auf ihren Nacken legte, roch seinen vom Alkohol schwangeren Atem. »Juna ist mit ihm sehr vertraut geworden, stimmt’s? Wo h-hat er dich noch mal gefunden?«
    »Unten.« Sie fühlte jeden seiner Finger, der sich um ihren Hals legte und leicht zudrückte. »Im Lagerraum.«
    »Unten im Lagerraum, na-natürlich. Hattet ihr Spaß miteinander? Ihr müsst ganz schön lange da drin gewesen sein?«
    »Ja, hatten wir. Jede Menge Spaß. Was soll diese Aufführung, Paschik?« Sie legte all ihren Ärger in ihre Stimme, um die Unsicherheit zu überdecken. Die Tür zum Bad stand offen. Auf den Fliesen vor der Kloschüssel kroch das junge Mädchen mit dem vernarbten Gesicht herum und wischte das Wasser auf. Das Frettchen lauerte neben ihr und grinste Pawel beinahe verächtlich an.
    Der Druck der Finger in ihrem Nacken … Sie hielt es nicht mehr aus. Entschlossen ging sie ins Bad, zerrte ein Handtuch vom Halter und kniete sich nieder, um dem Mädchen zu helfen. »Tut mir leid für die Sauerei. Ist meine Schuld.«
    Das Mädchen mied ihren Blick. Die Nägel verkrallten sich in den schmuddeligen Lappen. Die Haut schimmerte von einem Schweißfilm, obwohl es hier alles andere als zu warm war. Unter ihren Augen lagen dunkle Ringe.
    Als Pawel ins Bad schwankte, verharrte es wie ein Tier zu seinen Füßen. Die hellgrauen Wildlederschuhe blieben neben Junas Hand stehen – mit einer Schuhspitze zog er das Handtuch unter ihren Fingern hervor, beugte sich zu ihr hinunter und zerrte sie auf die Beine. Das Handy! Noch hielt es, aber bei jeder Bewegung drohte es, aus dem Höschen zu rutschen.
    »Das ist do-doch keine Arbeit für dich«, säuselte er ihr ins Ohr.
    »Ich bin es nicht gewohnt, dass andere hinter mir herwischen.« Trotzig sah sie das Mädchen an. »Du musst es nicht machen.«
    »Fürchte, die Arme kann nicht antworten. Sie hatte ‘n Unfall. Das hübsche Gesicht is wech. Und die Stimme, ihre süüüüße Stimme. Was nicht alles passieren kann, wenn man mich zum Narren hält … «
    »Ich habe mich verlaufen. Nick hat mich gefunden«, wiederholte sie. »Mehr habe ich dir nicht zu sagen.«
    Er stieß sie Richtung Zimmer, wo Pyschka sie tapfer anlächelte und auf die Bettdecke neben sich klopfte.
    Kleine, vorsichtige Schritte machen – dankbar ließ sie sich auf der Kante nieder. Das Handy war in Sicherheit, zumindest würde es nicht mehr vor Pawels Augen auf den Boden fallen. »Wie soll es weitergehen, Pawel? Was hast du mit mir vor? Willst du, dass ich mein ganzes Leben in diesem Zimmer verbringe?«
    Pawel stolperte auf sie zu. Eine Flanellhose, ein Karo-Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln – heute ganz lässig. Seine Finger spielten in ihrem Haar. »Ist so viel los im Moment. Ich durfte ein … interessantes Präsent bestaunen. Dein Vater hat’s mir hinterlassen, weißt du? Hübsch, sehr hübsch. Was es mir wohl sagen soll, hm?«
    Ein Präsent von ihrem Vater? Was meinte er damit bloß? Ihre Oma hatte doch erwähnt, ihr Vater wollte ihr etwas mitbringen – hatte Pawel es sich beim Anschlag unter den Nagel gerissen? »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Was rede ich da! Natürlich hast du keine Ahnung, du hast nie Ahnung, Kleines, nicht wahr?« Mit zwei Fingern hielt er ihr den Kranich aus dem Zeitungsausschnitt unter die Nase. Sie hatte das Papier zurückgefaltet und … wohin gelegt? Sie wusste es nicht mehr. Aber anscheinend hatte Pawel ihr Zimmer durchsucht. Verdammt. Das Handy. Sie musste höllisch aufpassen. Er beugte sich zu ihr hinunter. »Sei versichert, sollten in meinem Club Spitzel zugange sein, werde ich jeden einzelnen von ihnen finden und vernichten«, flüsterte er, mit einem Mal vollkommen klar. »Hab nur etwas Geduld. Bald ist alles vorbei …« Unvermittelt ließ er sie los und ging. Pryschtsch folgte, das Mädchen hinter sich her zerrend.
    Juna wagte nicht, sich zu rühren. Hatte Nick recht, würde Pawel sie beseitigen, sobald er keine Verwendung mehr für sie hatte?
    »Bin gleich wieder da«, entschuldigte sie sich bei Pyschka, verschwand in der Toilette und verriegelte die Tür.
    Nick hatte gesagt, seine Nummer sei abgespeichert. Im Adressbuch fand sie nur einen einzigen Eintrag. DS . War er es? Sie drückte auf

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