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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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›Neue SMS ‹, tippte vier Buchstaben ein und ein Fragezeichen. Absenden.
    Warten.
    Sie schloss die Augen. Atmete tief ein und langsam wieder aus. Noch nie hatte sie sich so fern ihrem inneren Frieden gefühlt. Im Taiji gab es keinen Platz für ein romantisches Verliebtsein.
    Sie dachte trotzdem an ihn. An den letzten Augenblick. Byk, der mit dem Frettchen an seiner Seite in den Lagerraum zurückgekommen war. Pawels Hand an ihrem nackten Oberarm, als er sie fortführte. Er hatte sie so fest gepackt, dass sich auf ihrer Haut noch immer seine Finger abzeichneten.
    »Juna?« Pyschkas Ruf aus dem Zimmer ließ sie zusammenzucken. Sie betätigte die Spülung. Der Waschlappen war jedem Anschein nach erfolgreich aus den Windungen der Röhre geborgen worden. »Alles prima«, rief sie zurück, wusch sich die Hände, einfach, um das Wasser laufen zu lassen und auf die Antwort zu warten.
    Nichts. Sie drückte auf die Zeile ›Ausgang‹, wählte ihre Nachricht zur Ansicht. Vier Buchstaben. Ein Fragezeichen.
    Nick?
    Vielleicht hatte er keinen Empfang, keine Zeit oder das Handy nicht dabei. Es konnte viele Erklärungen geben, kein Grund, verrückt zu spielen. Doch die Hilfslosigkeit drohte ihre Gedanken zu lähmen.
    Sie zog sich an. Anscheinend wollte Pawel sie gern in Khakigrün sehen. Heute wartete eine Pumphose auf sie, die zum Glück nicht zu sehr ausuferte, und eine Volantbluse aus Chiffon. Die Farbe stand in gutem Kontrast zu ihrer hellen Haut und den schwarzen Haaren. Sie verstaute das Handy in der Hosentasche und kam aus dem Bad.
    »Juna, was ist?«
    Sie legte sich aufs Bett, mit einem Mal ermattet, als hätte Pawel jegliche Energie aus ihr gesaugt. Pyschka robbte zu ihr und bettete den Kopf auf ihren Bauch. »Dich bedrückt doch irgendwas? Was ist los? Ist es wegen Pawel? Dass er sich betrunken hat?« Die Bambi-Augen, mit einem blauen Kajal betont, glänzten voller Hingabe. »Er mag dich. Er hat es nicht leicht, weißt du?«
    »Ach Pyschka!« Eine Weile lag sie ganz still da. Was konnte sie bloß sagen, um ihr klar zu machen, was hier eigentlich vor sich ging? Durch den Stoff ihrer Hose ertastete sie das Telefongehäuse. Schon bald blätterte Pyschka in einer der Illustrierten, also riskierte sie einen Blick auf das Display.
    Keine Antwort.
    Melde dich. Bitte! Verdammt, Nick, sag mir einfach, dass du nicht tot bist!
    Pyschka schlief bereits, gab schnaubende, leicht gurgelnde Geräusche von sich, ein bisschen wie ein Pony beim Trinken. Mit beiden Händen hielt Juna das Mobiltelefon vor sich. Sie hatte Angst, wie bereits die vielen Stunden davor. Angst um Nick. Angst, es aufzumachen und keine Antwort vorzufinden. Was ist, wenn er … Nein. Nicht daran denken.
    Pyschka murmelte etwas und drehte sich um. Verschreckt schob Juna die Hand mit dem Telefon unter das Kissen. Falscher Alarm. Ihre Freundin schlief den Schlaf der Gerechten, fern von allen Sorgen und Ängsten, immer noch zuversichtlich und voller Glaube an Pawel.
    Juna holte das Telefon hervor. Würde sie erfahren, dass Nick etwas zugestoßen war? Oder würde Pawel ihn einfach verschwinden lassen?
    Na los. Sieh nach.
    Vorsichtig klappte sie das Handy auf. Das Briefumschlag-Symbol! Er hat tatsächlich geantwortet. In der Dunkelheit und mit bebenden Fingern tippte sie auf eine falsche Taste und musste sich mühsam den Weg zurück suchen. Ihr Herz schien das Blut direkt in ihre heißen Wangen zu pumpen.
    Endlich öffnete sie seine Nachricht.
    Zwei Buchstaben. Ein Fragezeichen.
    Ja?
    17:23 5-APR-12
    Sie war … enttäuscht. Wütend. Erleichtert. Alles auf einmal. Es ging ihm gut, er hielt es zwar offensichtlich nicht für nötig, auf ihre Nachricht sofort zu antworten, aber es ging ihm gut. Das wollte sie doch wissen. ICH HABE SORGEN GEMACHT , DU MISTKERL . Nein. Löschen. Von der Großschreibung zurück zur normalen Schrift wechseln.
    Wie kann ich wissen, dass du bist du?
    Wieder auf die Antwort warten. Vielleicht war sein Handy in die falschen Hände geraten. Und Pawel tippte am anderen Ende die Antworten? Die neue Nachricht kam fast sofort.
    Kak dela?:)
    20:32 5-APR-12
    Sie schmunzelte. Er war es wirklich, und sie war froh, ihn bei sich zu fühlen, in absolut jedem Zeichen.
    Choroscho
    Sie überlegte und fügte doch noch hinzu:
    Bin froh dass dir nichts passiert hat
    Absenden. War das zu offenherzig? Zu melodramatisch? Die Unruhe kribbelte in ihr. Wie Ameisen in ihrem Bauch. Die anderen schworen auf Schmetterlinge, aber sie hatte natürlich Ameisen erwischt. Verdammt,

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