Im Paradies der Suende
vorantreiben!“
„Ja, das ist mir klar.“ Ihre Hand fühlte sich wie Eis an.
„Also? Hör mal, Lou. Du und ich - sobald du zurückkommst, geben wir bekannt, was wir entdeckt haben. Wenn du dich weigerst, mach ich‘s allein. Und noch heute werde ich Peter und Chris informieren. Es ist ihr gutes Recht, davon zu erfahren. Ich zeige ihnen das Rattennest. Dann überlegen wir, wie wir mit den Medien umgehen, und…“
„Da ist mein Wagen.“ Lou entzog ihm ihre Hand. „Ich muss gehen.“
Sie schaute an ihm vorbei zum Pförtnerhaus. Vor dem Eingang parkte ein Auto. Der Fahrer stieg aus und öffnete den Kofferraum.
„Tut mir leid, Mac.“
Sie eilte davon, und er folgte ihr. Nicht einmal in diesem Moment ertrug er es, sie gehen zu sehen. Nicht einmal jetzt, obwohl er sie hasste, weil sie ihn so grausam behandelte. Sie verschwand im Haus. Kurz darauf kam sie wieder heraus. An ihrer Schulter hing eine Handtasche, und sie trug eine abgewetzte Reisetasche, die der Chauffeur im Kofferraum verstaute. Viv stand in der Tür und winkte ihr nach.
Zur Hölle mit Lou und ihren Skrupeln! Was stimmte nicht mit ihr?
Sein Herz war schwer, als er zum Haupthaus zurückkehrte und den Ostflügel betrat. Die beiden Schmierfinken waren ungewöhnlich träge. Sie saßen an ihren Schreibtischen, Jon löste ein Kreuzworträtsel, Simon starrte auf seinen Computerbildschirm. Auf den Tabletts lagen leere Plastikbeutel.
Mac ging zum Aktenschrank und öffnete ihn.
„Können wir Ihnen helfen?“, fragte Simon.
Das Fach, in das sie ihren Fund gelegt hatten, war bis auf einige Kugelschreiber und Heftklammern leer.
„Lou hat hier eine Schachtel für mich zurückgelassen, mit ihrem Namen drauf.“
„Da drin?“
„Ja. Etwa so groß.“ Mac deutete den Umfang des Behälters mit seinen Händen an. „Sie sah aus wie die leeren Schachteln in dem Regal da drüben.“
„Also eine große Box für Kunstgegenstände.“ Jon gähnte, streckte sich und legte das Kreuzworträtsel beiseite. „Sind Sie sicher, dass sie im Aktenschrank stand? Den benutzen wir eigentlich nicht für die Lagerung vom Artefakten.“
„Lou hat mich gestern Abend hierher geführt, weil sie mir den ehemaligen Wintergarten zeige wollte. Dabei zerriss ihre Halskette“, improvisierte Mac. „Sie legte das Schmuckstück in eine Schachtel und wollte es später holen. Heute ist sie plötzlich abgereist. Sie hat mich gebeten, ihr die Kette zu schicken.“
Die Restaurateure schauten sich an und schüttelten die Köpfe.
„Haben Sie eine Ahnung, wo die Schachtel jetzt sein könnte? Vielleicht dachte jemand, sie würde Ihnen gehören und an der falschen Stelle stehen und hat sie deswegen woanders hin gebracht.“
„Dafür kämen nur Simon oder ich in Frage, und wir waren es nicht“, erwiderte Jon.
„Wo bewahren Sie die Sachen auf, die nicht in diesem Raum gelagert werden?“
„Nicht hier im Haus, tut mir leid. Die sortierten und klassifizierten Fundstücke bringen wir in ein Museumsarchiv. Ich habe gerade wieder eine Lieferung dorthin gebracht.“
„Wo ist dieses Archiv?“
Simon grinste boshaft. „Solche Informationen geben wir nicht an die Öffentlichkeit oder die Medien weiter. Selbst wenn jemand wüsste, wo dieses Lager ist, bekäme er es dort mit einem sehr komplizierten Sicherheitssystem zu tun.“
„Dort lagern über fünftausend Gegenstände“, ergänzte Jon.
„In verschieden großen Schachteln.“
„Porzellanfragmente, Stoffreste, Münzen, Nägel …“
„… Tapetenproben, einzelne Ohrringe, Broschen, Perlen, nicht identifizierbare Metallstücke …“
„Okay, okay, ich hab‘s begriffen.“ Mac verließ die beiden Schmierfinken und überlegte, ob sie ihre Litanei in seiner Abwesenheit fortsetzen würden.
Vielleicht hatte Lou den Fund irgendwo anders im Haus versteckt oder in die Staaten mitgenommen.
Aber was ihm wahrscheinlicher und viel schlimmer erschien: Vielleicht hatte sie ihn vernichtet … genauso wie alle Pläne für eine gemeinsame Zukunft mit ihm.
An diesem Abend verlief das Dinner in gedrückter Stimmung. Die Gäste stocherten lustlos in ihrem Essen herum, die Lakaien gähnten und verschütteten Wein und Saucen. Sogar Rob war unkonzentriert und ließ ein Tablett fallen. Dabei ging edles Porzellan zu Bruch.
„Möglicherweise hast du es bemerkt, Mac“, begann Peter und schnitt dicke Scheiben von einem Rindbraten ab. „Unser Umgang mit den Medien war ein wenig planlos. Wir brauchen dringend jemanden, der sich um die Presse und
Weitere Kostenlose Bücher