Im Paradies der Suende
zum Lunch erschienen. Sicher würde das Abendessen, das in etwa einer Stunde beginnen sollte, etwas besser besucht sein. Es war schließlich das Abschiedsdinner für einige der Gäste.
Er eilte ums Haus herum und über den Hof zum Büro. Dort traf er Chris und Peter an, die gerade sehr ernsthaft mit einer großen, schlanken Frau sprachen. Sie trug enge Jeans und ein T-Shirt und sah irgendwie vertraut aus. Beim Anblick ihrer Beine wurde ihm ein wenig schwindlig.
„Lou?“, fragte er überrascht. „Eh - ich meine, Mrs Connolly.“
Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, als müsste sie sich vor etwas schützen. Ihr Gesicht wirkte blass und angespannt.
Verdammt, dachte Rob, was ist passiert?
„Ich reise heute Nachmittag ab, Rob“, erklärte sie. „Mein Flieger geht morgen sehr früh.“
Was zum Teufel …? „Es tut mir sehr leid, dass Sie uns verlassen, Ma‘am“, entgegnete er förmlich, weil sie nicht allein waren.
„Ursprünglich wollte ich etwas länger hier bleiben und für Peter und Chris arbeiten. Aber ich habe das Angebot eines Interessenten angenommen, der meine Ranch kaufen will. Deshalb muss ich nach Hause und mich um den Verkauf kümmern.“
Bildete er sich das ein, oder hatte sie vor den Wörtern nach Hause kurz gezögert.
Nun mischte Peter sich ein. „Wir haben uns gefragt, was du in den nächsten Wochen vorhast. Unsere zweite Generalprobe beginnt Mitte August, dann ist Lou hoffentlich zurück. Wie du weißt, gibt es hier eine Menge zu tun. Aber in der Zwischenzeit …“ Er verstummte und schaute Lou an.
„Also, ich brauche jemanden, der mir im nächsten Monat hilft, die Ranch auszuräumen. Ich muss alle Sachen durchgehen, aussortieren, einlagern und noch so viele andere Dinge erledigen. Du könntest mich mit einem Touristenvisum besuchen. Natürlich bezahle ich dir die Reise und ein kleines Gehalt. Peter und Chris sind so freundlich, dich zu beurlauben - falls du interessiert bist.“
„Wow, ein Trip in die Staaten!“, platzte Rob heraus.
„Nach Montana. Dort ist es schön, aber einsam. Die Gegend ist sehr ländlich. Aber während du dort bist, könntest du natürlich auch ein wenig herumreisen.“
Rob hatte nicht den Eindruck, dass es bei dieser Einladung um Sex ging. Vielmehr sah er in Lous Augen eine flehende Bitte. Hilf mir, hilf mir . Klar, und er war genau der ritterliche Typ, der seine schimmernde Rüstung anlegen und sie retten würde.
„Denk darüber nach. Gib Peter und Chris in den nächsten Tagen Bescheid.“ Sie streckte ihre Hand aus und wirkte dabei wie eine Schneekönigin, die einen Untertanen entließ. „Du warst wunderbar, Rob. Vielen Dank.“
Er schüttelte ihr die Hand. Irgendetwas stimmte hier nicht und lief völlig falsch.
Als die Bürotür hinter ihr ins Schloss fiel, drehte er sich zu Peter und Chris. Beide sahen verwirrt und resigniert aus. „Was ist los?“
„Das wissen wir nicht“, antwortete Peter. „Aber wir glauben, es hat etwas mit Mac zu tun.“
Rob stürmte aus dem Büro und rannte ihr nach. „Warte, Lou!“
Sie blieb stehen, drehte sich um und ließ sich in seine Arme fallen. Ihr Gesicht lag an seiner Schulter. „Ich kann nicht darüber reden. Vielleicht eines Tages, aber nicht jetzt. Tut mir leid…“, sagte sie tonlos.
„Was hat er dir angetan?“ Dieser Bastard, dieser verdammte Bastard…
„Wer?“ Erstaunt schaute sie zu ihm auf. Er hatte gedacht, sie würde weinen - ein Irrtum. Aber sie erschien ihm verletzlich und traurig.
„Mac. Ich bringe ihn um, wenn er…“
„Gar nichts hat er verbrochen. Mit ihm hat es nichts zu tun.“
Er glaubte ihr. Aber was mochte es sonst sein?
„Ich verstehe es nicht, Lou.“
„Das erwarte ich auch gar nicht“, sagte sie und seufzte. „Vertrau mir, und - bitte, komm nach Montana. Dort wird es mir besser gehen, das verspreche ich dir. Jetzt brauche ich erst mal ein bisschen Zeit für mich allein.“ Sie umarmte ihn. „Du bist einfach großartig, Rob.“
„Geh nicht weg.“ Seine Stimme klang gepresst.
„Es tut mir leid.“ Sie küsste ihn, und er sah sie davongehen.
Schon wieder verschwand eine Frau aus seinem Leben, und er begriff nicht, warum. Fluchend trat er gegen die Täfelung im Korridor - das durfte er, es war kein Originalholz. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen großen Zeh. Doch das half nur kurzfristig.
Mac
Die Vorhänge ließen nur wenig Licht durch, und so schlief er bis zum Nachmittag. Natürlich war Lou nicht mehr da, als er aufwachte. Sollte er im
Weitere Kostenlose Bücher