Im Paradies der Suende
sehr anständiger Kerl zu sein“, fügte Stote hinzu. Sicher wäre er schockiert, sollte er erfahren, dass sie es auch mit dem Personal trieb. „Und später möchte ich mit Ihnen tanzen, wenn ich das dürfte, Mrs Connolly.“
Sie dankte ihm und überließ ihn dem Gast auf seiner anderen Seite. Während die beiden Gentlemen einander wegen der Trockenfäule und der Klopfkäfer in ihren alten Häusern bedauerten, teilte Lou sich freundschaftlich einen Austernteller mit Mac.
Wenig später räumten die Lakaien den Tisch ab, stellten vor jeden Gast einen Kristallbecher mit Eiscreme und schenkten einen leichten, funkelnden Weißwein aus.
Soviel Lou wusste, würde das Orchester danach zum Tanz aufspielen. Die Musiker saßen am anderen Ende des Foyers. Im Licht des Vollmonds und einiger Laternen würden die Lakaien Erfrischungen auf der Terrasse servieren. Die ganze Nacht wollte sie tanzen - und Rob danach bis zur Erschöpfung lieben.
Zuerst aber wollte sie Mac ihre Entdeckung zeigen.
Lou aß den letzten Rest ihrer Eiscreme. „Komm mit mir, Mac.“
21. KAPITEL
Mac
Komm mit mir, Mac . Wie wunderbar verheißungsvoll diese Worte waren. So diskret wie möglich rückte er unter der Serviette seinen Schwanz zurecht. Dann stand er auf und führte Lou vom Tisch weg.
Weitere Paare erhoben sich. Die Männer - zumindest die, die das korrekte Protokoll kannten - sprangen auf, sobald eine Frau in ihrer Nähe den Eindruck erweckte, sie würde die Tafel verlassen.
Er ließ den relativ sicheren Schutz der Leinenserviette und des Tischtuchs hinter sich. Aber er hatte noch die Frackschöße, die er herumwirbeln konnte. Er trug diese Abendkleidung gern, auch wenn es ihm ein wenig peinlich war, das zuzugeben. Chris zwinkerte ihm lüstern zu, doch er ignorierte es. Die Gäste sollten nun etwa fünfzehn Minuten den Raum verlassen. So viel Zeit brauchten die Lakaien, um den großen Tisch auseinander zu nehmen, die Stühle zur Seite zu räumen und die Zuckerskulptur zum Sideboard zu tragen. Chris und Peter dirigierten die Leute zur anderen Seite des Hauses, wo die Musiker bereits auf dem Podium saßen. Alle bewunderten die Dekoration und die Restaurationsarbeiten.
„Ich will ehrlich zu dir sein“, sagte Lou, als sie mit Mac durch das Gedränge ging. „Ich werde heute Nacht mit jemand anderem schlafen.“
„So etwas hätte eine Jane-Austen-Heldin niemals gesagt“, versuchte er zu scherzen, um seine Enttäuschung zu verbergen. Verdammt, er hatte es vermasselt. Das wusste er. Nun war es zu spät. Dennoch genoss er Lous Gesellschaft. Er fand es rührend, wie sehr sie sich über ihre neueste Entdeckung freute, was immer es auch sein mochte. Wahrscheinlich irgendwas, das mit der Geschichte des Hauses zusammenhing.
Sie ließen die Menschenmenge hinter sich und gingen in den Ostflügel, das Territorium der Restauratoren. „Die beiden sind jetzt nicht hier“, sagte Lou, als sie eine abgeschlossene Tür erreichten. „Aber sie haben nichts dagegen, wenn wir uns umsehen.“ Sie tippte eine Zahlenkombination in eine kleine Tastatur ein. Dann konnten sie den Raum, der teils Büro, teils Labor war, betreten.
Hier hatte Mac die „Farbschmierer“ vor ein paar Tagen interviewt. Dabei war ihm klar geworden, dass sich hinter ihrem albernen Gehabe profunde Fachkenntnisse verbargen. In einer Ecke des Zimmers standen Farbeimer, Leitern und andere Utensilien. Die Tür zum angrenzenden Raum stand offen.
„Komm!“ Lou nahm Macs Hand. „Sieh dir an, was wir gefunden haben!“
Doch er starrte nur ihre Brüste an. „Sind das deine Nippel?“
„Was dachtest du denn, wem sie gehören? Schau doch, Mac. Einen Teil des Putzes haben Jon und Simon schon entfernt. Erkennst du, was das ist?“
In dem Nebenraum herrschte Chaos. Auf einer Staubdecke, die über der Spüle lag, türmten sich Gipsstücke und Schutt. Die Arbeiten hatten hässliche Eisenrohre freigelegt. In den Wänden waren drei gemauerte Bögen zu sehen. „Eh - sehr hübsch. Tut mir leid, Lou, ich bin kein Historiker.“
„Also, das ist ein Wintergarten“, erklärte sie mit übertriebener Geduld. „Vermutlich hatte er dreigeteilte Fenster, die bis zum Boden reichten. Früher standen hier Topfpflanzen - vielleicht Jasmin oder Orangen- und Zitronenbäume. Bei schönem Wetter konnte man sie in den Sonnenschein hinausstellen. Unter diesen Bodenbrettern befinden sich wahrscheinlich Steinplatten. Und der Kamin hinter dir war ein Herd. Ist das nicht großartig?“
„O ja“, stimmte er zu.
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