Im Paradies der Suende
bewegte die Arme über dem Kopf. Lachend umarmten sie sich, bevor sie wieder einige Volkstanz-Schritt machten.
Rob wusste, dass Lou auf der Terrasse stand. Sie wechselten einen kurzen, verständnisvollen Blick. Es gefiel ihr, dass er weitertanzte. Bewundernd schaute sie ihm zu, während er sich ganz auf seine Partnerin einstellte. Di probierte ein paar fantasievolle Schritte aus - ein bisschen Hip-Hop, sexy, fast schon obszön. Er reagierte darauf mit einigen sehr maskulinen Bewegungen.
Ihr Publikum, das aus Dienern und Küchenpersonal bestand, klatschte aufmunternd. Der Geruch von Marihuana lag in der Luft.
Zum ersten Mal spürte sie, dass sie in diesem Kreis nicht gern gesehen war. Sie musste ihnen vorkommen wie ein Gast, der die Dienstboten bei ihren Vergnügungen ausspionierte. Lou lächelte und ging ins Haus. Wenn Rob so weit war, würde er in ihr Zimmer kommen.
Am Fuß der Treppe hielt ein Lakai Wache und hinderte Neugierige daran, den ersten Stock und die Gästezimmer zu besichtigen. Höflich verneigte er sich und löste die Absperrungskordel.
Es war ihr unangenehm, dass sie die Lakaien noch immer nicht voneinander unterscheiden konnte. Aber das war durchaus so gewollt, nicht wahr? Alle waren hübsche junge Männer, die sich glichen, von Peter sorgfältig ausgewählt. Und die Perücken ließen sie für das moderne Auge noch ähnlicher wirken.
Lou duschte und überlegte, wie sie ihren zweifellos nervösen Besuchern die Befangenheit nehmen konnte. Zur Regency-Garderobe gehörten keine sexy Negligés. In jener Epoche hatten die Frauen angezogen aufreizender gewirkt als spärlich bekleidet. Einzige Ausnahmen waren die fließenden Drapierungen, die man an klassischen Statuen sah. Aber so ein Gewand besaß Lou nicht. Außerdem fehlte ihr der kleine Engel, der bei den Standbildern die üppigen Stoffbahnen üblicherweise an Ort und Stelle festhielt.
Sie wickelte sich in ein Badetuch und überlegte, ob sie Rosenwasser oder Lavendelparfüm benutzen sollte. Beide Düfte erinnerten sie mittlerweile an frisches Leinen.
Als es an der Dienstbotentür klopfte, zuckte sie zusammen. „Wer ist da?“, rief sie. Sicher musste sie im Lauf der Nacht mit Betrunkenen rechnen, die sich trotz der wachsamen Lakaien in diese Etage verirren würden.
„Ich“, antwortete Mac.
„Kommst du heute Nacht nicht durch die Balkontür zu mir?“, fragte sie und ließ ihn hinein.
„Ja, das war eine grandiose romantische Geste! Und sie hatte ihren Zweck ja auch erfüllt, wenigstens eine Zeit lang.“ Auf einen Ellbogen gestützt, rekelte er sich auf dem Bett. Offensichtlich trug er nur seinen seidenen Morgenmantel.
„O ja. Und es war sehr clever von dir, gleich noch einen Gewittersturm für deinen großen Auftritt zu bestellen.“
„Du siehst so - sauber aus.“ Dieses Wort hatte er sehr sorgfältig gewählt.
„Was würdest du denn vorschlagen?“, seufzte sie.
„Wie wär‘s mit dem Überkleid deiner Ballrobe?“ Mac grinste lüstern, „Dieses Spitzending.“
„Das ist sicher ein bisschen verschwitzt.“ Lou griff nach dem Kleid, das sie zusammengefaltet und über einen Stuhl gelegt hatte.
„Das stört uns nicht.“
Sie ging ins Badezimmer und zog das Überkleid an. „Also, ich weiß nicht recht, Mac. Es sieht ziemlich ordinär aus.“
„Großartig!“
„Ich meine - richtig ordinär. Nuttig.“
„Umso besser. Komm raus, Schätzchen, zeig mir, was du zu bieten hast.“
Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel. Ohne Korsett saß das Überkleid nicht richtig. Hinten reichte die Schleppe bis zum Boden. In Brusthöhe wurde der durchsichtige Stoff, der vorne knapp das Schamhaar bedeckte, nur von einer Brosche zusammengehalten. Aber vielleicht war das ja genau das richtige Outfit für eine Oralsex-Lektion.
„Fantastisch!“, rief Mac, als sie aus dem Bad kam. „Glaubt du, es macht ihm etwas aus, wenn wir ohne ihn anfangen?“
„Oh, das wäre sehr unhöflich.“
Beide brachen in Gelächter aus. Es tat gut, zusammen zu lachen, weil es die angespannte Atmosphäre etwas lockerte.
„Spielen wir Schach?“, fragte sie. „Ich habe ein Brett hier.“
„Wenn du so angezogen bist? Da würde mir nicht einmal mehr einfallen, wie die Figuren ziehen.“
Sie setzte sich zu ihm aufs Bett. „Oh, ich wünschte, ich könnte jetzt mit den Staaten telefonieren.“
„Ja, ich auch. Ich bin dir so dankbar für diesen Vorschlag, er wird uns ablenken. Ich kann jetzt kein Auge zutun.“
„War mir ein Vergnügen.“
Erneut
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