Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
hatte er sich daran gewöhnt, eindeutig am Ende der Nahrungskette zu stehen.
Er war das unheimliche Geschöpf, das in der Nacht sein Unwesen trieb und alle anderen Lebewesen ängstigte.
Jedoch konnte er sich trotz all seiner Kräfte nicht dagegen schützen, dass Gaynor ihn mit sich ins Portal riss und er von dem unaufhörlichen Brennen des eigenartigen Nebels umgeben war, der mit boshaftem Entzücken in seine Haut zu beißen schien. Er hatte einen kurzen Augenblick Zeit, um das Wissen zu genießen, dass es ihm gelungen war, den Kobold davon abzuhalten, Regan in seine schmutzigen Finger zu bekommen. Dann wurde er mit so viel Wucht aus dem Portal geschleudert, dass er sich den Kopf an einer Betonmauer anstieß.
Da er kurz orientierungslos war, war ihm nicht klar, dass Magie nicht die einzige Gefahr darstellte. Jedenfalls nicht, bevor er hörte, wie eine schwere Metalltür zugeschlagen wurde. Er fuhr herum und stellte fest, dass er in einer Zelle eingesperrt war, die eigens dafür hergestellt war, Dämonen festzuhalten.
Und zwar jeden beliebigen Dämon.
Einschließlich Vampiren.
Zornig wischte er sich das Blut von der Stirn, drehte sich langsam um und ließ seine Sinne ausströmen.
Die erste Erkenntnis, die ihm kam, bestand darin, dass sie sich tief unter dem Boden befanden (was zumindest bedeutete, dass es am frühen Morgen keinen Sonnenaufgang geben würde) und dass die Wände und die Decke aus Beton fast einen Meter dick waren. Dann wurde ihm bewusst, dass mehrere Bannsprüche in die Wände geätzt waren und dass es dicke Stahltüren gab, die gefertigt waren, um jedem Dämon die Kraft zu entziehen, der dumm genug war, sich fangen zu lassen.
Eine düstere, grausame Angst regte sich in ihm.
Es war Jahrhunderte her, seit man ihn in einen Käfig gesperrt hatte, aber die Erinnerung daran war noch immer lebendig.
Überdeutlich, schmerzhaft lebendig.
Er spannte den Kiefer an und ballte die Hände zu Fäusten. Der Wahnsinn drohte ihn zu verschlingen. Es war der gleiche Wahnsinn, der zu dem blutigen Gemetzel an seinen früheren Geiselnehmern geführt hatte.
Einen gefährlichen Moment lang bewegte er sich am Rande einer Katastrophe, und die Folter aus uralter Zeit wallte in ihm auf wie eine zerstörerische Woge. Dann blitzte plötzlich Regans Bild in seinen Gedanken auf, und die Panik löste sich auf.
Indem er sich an die Vorstellung der schönen Werwölfin klammerte, gelang es Jagr, sich der Düsternis wieder zu entziehen.
Bei den Göttern, er würde es nicht zulassen, die Kontrolle zu verlieren, wenn Regan ihn brauchte. Nichts anderes spielte eine Rolle, als eine Möglichkeit zur Flucht zu finden, sodass er sie beschützen konnte.
Er bekam einen klaren Kopf und hatte sich allmählich wieder im Griff, auch wenn ihn das nicht davon abhielt, ernsthaft wütend zu sein.
Von einem wertlosen Kobold in die Falle gelockt. Darüber würde er niemals hinwegkommen. Frustriert fauchend holte er
mit dem Arm aus und versetzte der Tür einen Hieb. Mit einiger Verspätung stellte er fest, dass genügend Silber in das Metall gemischt war, um ihm den Unterarm zu verbrennen.
»Gaynor, lass mich raus!«, brüllte er. Er konnte den Kobold auf der anderen Seite der Tür riechen.
»Verdammter Vampir«, drang die gedämpfte Stimme des Kobolds durch die Tür. »Warum musstest du dich einmischen?«
»Du hast soeben dein Todesurteil unterschrieben, Kobold.«
»Mist.« Jagr vernahm das Geräusch von Gaynors besorgten Schritten. »Ich habe nicht darum gebeten, in dieses Chaos hineingezogen zu werden. Ich wünschte, diese dumme Wolfstöle wäre nicht in meinen Laden gekommen.«
»Deine Reue wird noch viel größer werden«, knurrte Jagr, und seine Frustration wuchs, als er spürte, dass seine Kräfte schwächer wurden.Verdammt, Regan war dort draußen allein. Er musste sich befreien. »Lass mich raus, dann denke ich darüber nach, ob ich dich am Leben lasse.«
Gaynor lachte bitter. »Denkst du, ich bin dumm? Ich mag ja ein armseliger Kobold sein, der in der Provinz lebt, aber selbst ich habe von Jagr gehört, dem verrückten Westgotenhäuptling, der einen ganzen Vampirclan abgemetzelt hat.Wenn ich dich freilasse, werde ich tot sein, bevor ich einmal blinzeln kann.«
Der Kobold hatte nicht ganz unrecht. In jeder anderen Nacht stünde Jagr der Schaum vor dem Mund, und er wäre nicht in der Lage, an etwas anderes zu denken als daran, den Kobold in hundert Stücke zu reißen.
Heute Nacht jedoch galt seine einzige Sorge Regan.
»Lass
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