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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Aufmerksamkeit. Die leichte Sonnenbräune ihres Gesichts ließ vermuten, dass sie auf einem Bauernhof lebte. Sie trug ein Baumwollkleid. Ihre Brüste waren nicht groß, aber voll, und sie hatte hübsche, stramme Beine. Sie gefiel Salvatore. Ihr braunes Haar war hinten zu einem Knoten zusammengebunden, und ihre Augen blickten freundlich.
    Er schlenderte zusammen mit Angelo näher und blieb neben den beiden stehen, als sei er sich unschlüssig, ob er hineingehen sollte. Das Mädchen warf ihm einen Blick zu und lächelte, aber nicht auf kokette Weise. Sie wandte sich wieder zu ihrer Begleiterin.
    »Also«, sagte sie auf Italienisch, »wenn du nicht auf die Achterbahn willst, möchtest du dann hier rein?«
    Salvatore lächelte. Dann sprach er sie auf Italienisch an.
    »Mein Bruder hat Angst, mit der Achterbahn zu fahren«, log er.
    »Meine Cousine ebenfalls.«
    »Wenn wir zu viert fahren, macht ihnen das vielleicht Mut.«
    Das Mädchen warf ihm einen raschen Blick zu, entschied, dass er ein anständiger Mann war, und sah ihre Begleiterin an, die mit den Achseln zuckte.
    »Andiamo« ,sagte das Mädchen. »Ich heiße Teresa«, fügte sie hinzu.
    »Salvatore. Sind Sie Italienerin?«
    »Beinahe.« Sie lachte. »Albanerin. Aus Inwood.«
    Im ersten Moment wunderte sich Salvatore. Inwood, ganz im Norden von Manhattan, war ein hauptsächlich irisches und jüdisches Viertel. Doch dann erinnerte er sich. Hier auf Long Island gab es ebenfalls ein Inwood, an der Ostseite der Jamaica Bay. Er wusste, dass Albaner im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gezwungen gewesen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen. In Süditalien gab es eine albanische Minderheit, die Arbereschi, die noch immer einen alten albanischen Dialekt sprachen. Und in Inwood, Long Island, existierte es eine große albanische Gemeinde.
    Also stiegen Teresa und Salvatore und ihre Cousine und Angelo zusammen in die Achterbahn. Anschließend fuhren sie Autoskooter und gingen zur kleinen Rennbahn, aßen im Nathans Hotdogs und besuchten noch ein Tanzlokal.
    Am Ende des Tages fragte Salvatore die hübsche Teresa, ob er sie wiedersehen könne, und sie sagte, dass sie und eine andere Cousine am folgenden Sonntag in die Stadt kämen. Also wurde vereinbart, dass sie sich zu einem Eis in Onkel Luigis Restaurant treffen und dann gemeinsam ausgehen würden.
    »Du kannst deine Cousine mitbringen«, sagte er, »und ich nehme Angelo mit.« Bei der Aussicht auf zusätzliche Gesellschaft machte sie, wie er meinte, ein leicht enttäuschtes Gesicht. Das freute ihn, aber er wollte nichts überstürzen und alles so machen, wie es sich gehörte.
    *
    Onkel Luigi gefiel Teresa. Er fand, sie sei ein nettes, vernünftiges Mädchen. Albanisch, sagte er, war fast so gut wie italienisch. Und Teresa schien ihrerseits Onkel Luigi zu mögen. Nachdem sie ihre Eisbecher gegessen hatten, sagte sie, dass sie im Central Park spazieren und sich dann die Geschäfte ansehen wollte. Salvatore begriff bald, dass Teresa zwar ihre Angehörigen liebte – die alle zusammen auf Long Island lebten –, ihre größte Freude aber darin bestand, in die Stadt zu kommen.
    Zwei Wochen später fuhr er los und traf sich mit ihr. an der Rennbahn bei Coney Island. Teresa befand sich in Begleitung eines jungen Cousins, aber Salvatore erschien allein. Sie hatten viel Freude an den Rennen, und als sie zur U-Bahn-Station gingen, hängte sie sich zwanglos bei ihm ein. Ihr Cousin ließ sie kurz allein, und Salvatore gab ihr einen Kuss auf die Wange. Teresa lachte, sie schien ihm diese Annäherung nicht übel zu nehmen. Sie sagte ihm, dass sie in zwei Wochen wieder in die Stadt kommen würde, und sie verabredeten sich erneut.
    Diesmal hatte er Angelo dabei. Unter der Voraussetzung, dass er nur dableiben durfte, wenn Teresa mit ihrer Cousine erschien. Andernfalls sollte er sich zurückziehen. Angelo schien keine Einwände zu haben. Zu Salvatores Enttäuschung erschien Teresa in Begleitung. Sie suchten eine Tanzhalle auf, und sie tanzten und amüsierten sich und verabredeten, sich in zwei Wochen erneut zu treffen.
    In den folgenden Wochen überlegte sich Salvatore seine Schritte genau. Er war nicht leidenschaftlich in Teresa verliebt, wusste aber vom ersten Augenblick an, dass sie die Richtige war. Er sprach mit Onkel Luigi unter vier Augen darüber. Onkel Luigi tat bescheiden. »Was weiß ich denn schon? Ich bin noch nie verheiratet gewesen!«, erklärte er.
    »Ich vertraue trotzdem deinem Urteil.«
    »Dann meine ich, dass die Freundin

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