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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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hauptsächlich jüdischen und italienischen Straßen von Harlem begonnen. Die Schwarzen wurden nicht gerade mit offenen Armen empfangen – in der Regel mussten sie höhere Mieten bezahlen –, aber sie ließen sich nicht aufhalten. Allmählich eroberten sie das ganze Viertel.
    Der Cotton Club machte wirklich etwas her. Von der Straße aus hätte man das große Gebäude an der Ecke 142nd und Lenox Avenue mit seinem hell erleuchteten Eingang für ein Filmtheater halten können. Erst die Gäste, die in Abendkleidung aus ihren teuren Automobilen ausstiegen, ließen erahnen, wie es drinnen wirklich aussah.
    Der Club war groß und elegant. Die Gäste saßen an kleinen runden Tischen, jeder mit einer einzelnen Kerze in der Mitte einer blütenweißen Leinentischdecke. Es gab eine Tanzfläche, aber die Hauptsache an dem Lokal war die Show. Die in den Zuschauerraum hineinragende Bühne war groß und auf beiden Seiten von Rampenlichtern erleuchtet. An dem Abend war der vordere Bereich der Bühne mit Spiegeln ausgelegt, so dass die Mädchen der Tanztruppe doppelt so viele Beine wie sonst schwangen. Den hinteren Teil der Bühne nahm die Fletcher Henderson Band ein.
    Charlie hatte an dem Abend eigentlich mit Peaches dort hingehen wollen, aber Peaches war verhindert, weil sie mit einem anderen Mann ausging. Charlie regte sich darüber ziemlich auf. Aber sich wegen Peaches aufzuregen hatte keinen Sinn. Das hatte er schließlich von Anfang an gewusst. Und jetzt wusste er eben, dass es zu Ende war.
    Er hatte Edmund Keller angerufen und ihn gefragt, ob er Lust habe, sich mit ihm im Club zu treffen, und zum Glück hatte der Gelehrte heute keine Verpflichtungen. Während sie auf ihr Essen warteten, lauschten sie der Musik. »Gott«, sagte Keller, »Henderson ist gut!« Charlie nickte.
    Nach dem Essen bestellten sie einen weiteren Drink. Charlie ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
    »Jemand da?«, fragte Keller.
    Man konnte nie wissen, wer im Cotton Club sein würde. Der Bürgermeister natürlich – das war ein Lokal nach seinem Geschmack. Leute aus der Musikwelt, wie Irving Berlin und George Gershwin, Sänger wie Al Jonson und Jimmy Durante. Praktisch jeder aus der New Yorker High Society. Charlie hatte kürzlich angefangen, einen Roman zu schreiben. Er notierte sich gern Szenen, die er vielleicht irgendwann würde verwenden können, und unterhielt sich gern mit Menschen – einmal weil er Menschen grundsätzlich interessant fand, und dann weil sie ihm vielleicht nützliche Dialogzeilen liefern würden.
    »Ich hatte mich nur gefragt, ob Madden hier ist«, sagte Charlie.
    Störte es auch nur einen dieser braven Bürger, dass das Lokal dem Alkoholschmuggler Owney Madden gehörte, der den Club gekauft hatte, als er noch wegen Mordes in Sing Sing saß, dem Gefängnis im nahen Ossening? Scheinbar nicht. Madden mochte Leute, die ihm nicht passten, umlegen – aber warum sich über ein paar Morde aufregen, wenn er den besten Jazz-Club der Stadt leitete? Außerdem hatte Madden einflussreiche Freunde. Die Polizei hatte in seinem Club schon seit langem keine Razzia mehr durchgeführt.
    Charlie hatte sich mit Madden ein, zweimal unterhalten. Trotz seines irischen Nachnamens war er in Nordengland geboren und aufgewachsen und war stolz darauf. Der Alkoholschmuggler sprach mit einem starken Yorkshire-Akzent.
    Charlie hatte seine Umschau fast abgeschlossen, als sein Blick auf den Tisch unmittelbar hinter dem ihren fiel. Drei Männer hatten dort gesessen und leise geredet, aber er hatte nicht weiter auf sie geachtet. Jetzt standen zwei von ihnen auf und gingen. Der dritte, von dem er nur den Rücken sah, blieb sitzen, wandte sich dann zur Bühne.
    Das Gesicht kam Charlie vertraut vor, aber er brauchte einen Moment, um es einzuordnen. Und da er die Gelegenheit sah, ein Gespräch anzuknüpfen, schaute er noch einmal hin, nickte kurz und lächelte. Der Mann blickte ihn ausdruckslos an.
    »Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht mehr«, sagte Charlie unbefangen, »aber ich habe Sie vor einiger Zeit im Fronton gesehen. Sie haben meine Mutter beruhigt. Meinten, sie bräuchte sich wegen der Polizei keine Sorgen zu machen.«
    Der Mann runzelte die Stirn, erinnerte sich dann allmählich. »Stimmt. Da war auch ein Mädchen.«
    »War mal.«
    »Tut mir leid.«
    »Braucht er nicht.« Er streckte die Hand aus. »Charlie Master.«
    »Paul Caruso.« Der Mann war lässig, aber zugleich sichtlich auf der Hut. Charlie war klug genug, sich möglichst harmlos zu

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