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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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möglich war. Sie hatte Freunde und Freundinnen in der Stadt, die in gemischten Ehen lebten und dabei durchaus glücklich zu sein schienen.
    Blieb immer noch das eigentliche, das große Problem. Ihre Eltern. Insbesondere ihr Vater. Jeder kannte Daniel Adlers Ansichten.
    Würde es die Sache erleichtern, dass ihr Vater Charlie schätzte? »Es hat mir gar nicht gefallen, dass du in die Stadt ziehst«, war sein Kommentar gewesen. »Aber die Galerie ist seriös, das sehe ich direkt. Und dein Kunde Mr Master – das ist ein kultivierter Mann, ein feiner Mann.« Gar keine Frage, Charlie war ihrem Vater sehr sympathisch. Vielleicht würde das irgendwie zu Buche schlagen.
    Außerdem konnte sie ihren Vater daran erinnern, dass seine Enkelkinder ja Juden sein würden. Das war man mit einer jüdischen Mutter. Vielleicht konnte sich Daniel Adler ja doch mit dem Gedanken an säkulare Enkelkinder anfreunden, solange sie an Seder in sein Haus kamen, wo er sie unterrichten konnte. »Schließlich«, hörte sie sich schon zu ihm sagen, »haben sie auf die Weise, wenn sie älter sind, noch immer die Möglichkeit zu wählen. Nichts wird meinen Sohn daran hindern, sogar Rabbiner zu werden, wenn er das möchte.«
    Das waren die Hoffnungen, die Spekulationen, die kleinen Szenarien, die Sarah in ihrem Herzen anstellte, während sie in ihrem Elternhaus saß und über den Mann, den sie liebte, nachdachte.
    Vielleicht konnte es ja wirklich klappen. Sie wusste es nicht. Vielleicht würde sie am Ende des Wochenendes eine klarere Vorstellung haben. Vorerst, entschied sie, schien es besser zu sein, niemandem gegenüber von der Sache zu sprechen.
    Deswegen war sie völlig überrumpelt, als ihre Mutter sich an dem Abend, als sie gerade schlafen gehen wollten, in der Küche nach ihr umdrehte und sagte: »Wie ich höre, ist dieser Mann, Mr Master, dabei, sich in dich zu verlieben.«
    Zum Glück war Sarah so überrascht, dass sie nur die Augen aufreißen konnte. »Was meinst du damit?«, brachte sie schließlich heraus.
    »Ach« – Esther Adler warf die Hände in die Höhe –, »du weißt von nichts!«
    »Wer kommt denn bloß auf so eine Idee? Und warum?«
    »Deine Schwester. Sie hat es mir vor zwei Tagen erzählt. Das hat sie gemerkt, als er hier war. Sie redete gerade mit ihm, als ich dich wegen Adele Cohens Enkel fragte, und er hat das mitbekommen. Und so konzentriert zugehört, sagte Rachel, dass er nicht mal auf ihre Fragen antwortete.«
    »Und das bedeutet, dass er in mich verliebt ist?«
    »Wieso nicht?«
    »Du bildest dir gern ein, dass sich jeder in mich verliebt, Mutter. Außerdem ist er kein Jude.«
    »Ich habe gesagt, dass er in dich verliebt ist, und nicht, dass er dich heiraten kann.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet: Vorsicht!«
    »Ich werde vorsichtig sein, Mutter. Sonst noch etwas?«
    »Wenn du das Bedürfnis hast, mit mir zu reden, Sarah, dann kannst du das gern tun. Nur red nicht mit deinem Vater. Verstehst du?«
    »Nein, ich verstehe nicht. Kann ich jetzt ins Bett gehen?«
    Ihre Mutter zuckte die Achseln. »Du kannst immer mit mir reden.«
    Wollen wir’s hoffen, dachte Sarah. Fürs Erste war sie allerdings froh, nach oben zu entwischen.
    *
    Der Sonntag begann friedlich. Sarah und ihr Mutter machten Arme Ritter für die Jungen. Ihr Vater ging nach unten, um am Klavier zu üben. Nach ein paar Tonleitern intonierte er ein Stück von Chopin. Er spielte sehr ausdrucksvoll und innig.
    Wie glücklich sie war, ein solches Zuhause zu haben! Charlie würde sich in dieser Umgebung wohlfühlen. Bestimmt wäre er zufrieden, die Sonntagszeitung zu lesen, während ihr Vater unten Klavier spielte. Für ihn bestimmt keine so schreckliche Umstellung.
    Sollte sie vielleicht doch mit ihrer Mutter über seinen Heiratsantrag sprechen? Sollte sie ihr nach dem Frühstück, sobald sie allein waren, die Wahrheit erzählen?
    Die Jungen saßen noch beim Frühstück, als es an der Tür klingelte. Ihre Mutter war am Herd beschäftigt, und es bestand keine Aussicht, dass die Jungen sich von ihren Armen Rittern losrissen, also begab sie sich zur Tür. Einen albernen Augenblick lang hoffte sie, obwohl sie sehr wohl wusste, dass er sich mit seinem Sohn in der Stadt aufhielt, es könnte Charlie sein.
    Sie öffnete die Tür.
    Auf dem Absatz standen zwei Leute. Die Frau war blond, in den Fünfzigern, ihr völlig unbekannt. Der Mann war vierschrötig und trug einen schwarzen Mantel und einen Homburger. Sie starrte die beiden an.
    »Verzeihung wegen der frühen

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