Im Rausch der Freiheit
Nähe des Eingangs stehen. David Cohen, der Vater, war ein netter Kerl. Er ging gern in Florida hochseefischen.
»Glückwunsch. Eine Wahnsinnsparty.«
»Geht ausschließlich auf Cindys Konto«, sagte David lächelnd und zeigte auf seine Frau.
»Sie haben Unglaubliches fertiggebracht«, sagte Gorham zu Cindy.
»Ich hatte einen ausgezeichneten Designer«, beschwichtigte sie.
Neben den beiden stand ein grauhaariges Paar.
»Gorham, kennen Sie schon meine Schwiegereltern, Michael und Sarah?«
Gorham gab den beiden die Hand. Davids Mutter schien ihn zu mustern.
»Ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen«, sagte sie.
»Gorham Master.«
»Sarah Adler Cohen.«
Ein Signal. Sie teilte ihm mit, dass er ihren Namen eigentlich kennen sollte. Er dachte fieberhaft nach. Sie kam ihm zu Hilfe.
»Mir gehört die Sarah Adler Art Gallery. Und könnte es sein, dass Sie der Sohn von Charlie Master sind, der die Keller-Sammlung betreute?«
»Ja, das stimmt.«
Und dann fiel es ihm siedend heiß ein. Dies war die Dame, der er den Motherwell hätte überbringen sollen. Die Zeichnung, die noch immer sein Wohnzimmer schmückte. Hatte sie darauf gewartet? Wusste sie von dem Vermächtnis seines Vaters und dass er sie besuchen sollte? Ihn befiel ein entsetzliches Schuldbewusstsein.
Doch die alte Dame redete ganz vergnügt auf ihn ein. Was erzählte sie da?
»Vor langer Zeit, als ich noch jung war und keinen eigenen Laden hatte, kam Ihr Vater einmal in die Galerie, in der ich arbeitete, und vereinbarte, dass dort eine Ausstellung von Theodor Kellers Werk stattfinden sollte. Und ich wurde mit der Organisation betraut. Meine erste Ausstellung überhaupt. So lernte ich Ihren Vater kennen. Es tat mir sehr leid, von seinem Tod zu erfahren.«
»Das wusste ich gar nicht. Es freut mich außerordentlich, Sie kennenzulernen!«, stammelte er. Sie musste in den Siebzigern sein, vermutete er. Sie hatte ein gutes, intelligentes Gesicht und warf jetzt einen Blick auf Mann und Sohn, die sich indes mit anderen Gästen beschäftigten.
»Gefällt Ihnen die Party?«, fragte sie.
»Natürlich. Ihnen nicht?«
Sie zuckte die Achseln. »Zu protzig für meinen Geschmack.« Sie sah ihn nachdenklich an – so, dachte er, würde sie wahrscheinlich ein ihr zur Prüfung vorgelegtes Gemälde ansehen. »Sie sollten bei Gelegenheit in die Galerie kommen«, sagte sie. »Ich bin fast jeden Nachmittag da. Montags ist geschlossen, aber ich bin den ganzen Tag da und arbeite allein. Montag ist ein guter Tag, um mich zu besuchen.« Sie griff in ihre Handtasche und holte eine Visitenkarte hervor. »Ich habe nämlich«, sagte sie leise zu Gorham, »etwas von Ihrem Vater, das ich Ihnen geben möchte. Rufen Sie mich am Montag an?«
»Das mache ich«, versprach er; dann merkte er, wie spät es schon war. »Es tut mir wirklich leid, doch ich muss gehen – wir erwarten Gäste zum Dinner.«
»In dem Fall sind Sie wahrscheinlich schon zu spät dran.« Sarah Adler lächelte. »Gehen Sie. Gehen Sie.« Aber noch bevor er sich abwandte, fügte sie hinzu: »Versprechen Sie mir, dass Sie anrufen. Am Montag.«
*
Er war in der Tat sehr spät dran. Bei seiner Rückkehr erntete er von Maggie einen entnervten Blick.
Zum Glück war erst ein Ehepaar da, Herbert und Mary Humblay, und die mochte er am liebsten. Herbert war ein pensionierter Geistlicher, und sie wohnten in einem schönen alten Apartmenthaus am Sutton Place. Die Humblays waren ideale Gäste für eine Dinnerparty. Sie hatten einen riesigen Bekanntenkreis, weit gestreute Interessen, und wenn unter den übrigen Gästen latente Spannungen bestanden, reichte ihre gütige Präsenz schon aus, um sie wie durch ein Wunder zu entschärfen.
Als er ankam, fragten die Humblays gerade nach Emma, um ihr Hallo sagen zu können, und Mary Humblay sagte: »Ich hoffe bloß, Sie haben sie sich nicht herausputzen lassen, nur weil wir hier sind, denn das wäre eine Schande«, während Herbert anmerkte, wenn man ihre Enkelin auch nur dazu brachte, sich, bevor sie in die Kirche ging, den gröbsten Dreck abzuschrubben, so sei das schon viel. Und Gorham spürte, wie er sich innerlich entspannte, und war dankbar dafür, dass es die Humblays und nicht die Vorpals gewesen waren, die als Erste eingetroffen waren und den Ton des Abends vorgegeben hatten.
Jedenfalls kam Emma jetzt mit ihrer Freundin Jane herein, die bei den Masters übernachten würde, und die zwei Mädchen trugen ähnliche Kleider in Pink und Blau und sahen sehr süß darin aus. Sie
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