Im Rausch dieser Nacht
möchte wirklich, dass Sie auf sich aufpassen, wenn ich es nicht kann, weil ich nicht dabei bin.“
Sherri schluckte. „Ich werde aufpassen. Versprochen.“
Er legte ihr den Arm um die Schultern, und so verließen sie gemeinsam das Haus.
7. KAPITEL
Als Sherri die Tür zu Gregs Wohnung aufschloss und feststellte, dass er noch nicht zu Hause war, war sie erleichtert, denn zwischen ihnen herrschte eine allgegenwärtige Spannung. Zwar versuchte Greg stets Distanz zwischen ihnen zu halten, aber Sherri hatte das Gefühl, als würde sie wie magisch von ihm angezogen.
Zehn Tage wohnte sie jetzt hier, zehn arbeitsreiche Tage für sie beide. Sherri hatte ihre Abschlussprüfungen glücklich hinter sich gebracht. Das Diplom war jetzt nur noch Formsache. Aber auch Greg hatte viel zu tun. Der Mordfall, in dem Sherri Zeugin war, war nicht der einzige, der ihn beschäftigte.
Sherri versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Sie durfte nicht immerzu an Greg denken. Schließlich hatte sie gegenwärtig genug andere Sorgen, als dass sie es sich leisten konnte, sich in ihn zu verlieben.
Zu spät, zu spät, spottete eine innere Stimme. „Halt die Klappe“, sagte sie halblaut zu sich selbst. Es war ganz einfach eine Ausnahmesituation. Dann der Stress. Ihre Nerven waren gereizt. Mit Greg hatte es im Grunde nichts zu tun. Wer’s glaubt, wird selig, lästerte die innere Stimme unbeirrt weiter.
So viel war klar: Es musste etwas geschehen. Bisher hatte ihr Examen sie von einer intensiven Wohnungssuche abgehalten. Aber nun musste sie schnellstens damit anfangen. Es brauchte nur ein provisorischer Wohnsitz zu sein. Wenn sie erst ihr Diplom hatte, konnte sie gehen, wohin sie wollte. Nichts hielt sie dann mehr in Austin. Sie konnte sich überall in den Staaten bewerben. Allerdings hatten ihre Dozenten ihr angedeutet, dass es hier in Austin gute Chancen für sie gab. Zwei Firmen hatten Interesse gezeigt, und die Dozenten hatten einige ihrer Absolventen, zu denen auch Sherri gehörte, weiterempfohlen.
Auf jeden Fall brauchte Sherri Abstand von Greg. Sie musste einen Platz finden, an dem sie nicht von morgens bis abends auf ihn traf, wo es nicht nach seinem Aftershave roch und seine Anwesenheit überall spürbar war, selbst wenn er wie jetzt nicht zu Hause war.
Für diesen Abend hatten sie sich verabredet. Greg hatte vorgeschlagen, eine kleine Feier zu Ehren ihres Abschlusses zu veranstalten. Sie wollten erst essen und dann zusammen ins Kino gehen. Dieses Mal musste ihr Date ja nicht so ein abruptes Ende nehmen wie jenes andere, bei dem sie plötzlich vor den Trümmern ihrer Wohnung gestanden hatte. Dieses Mal bestimmten sie, wie der Abend ausklingen sollte. Und, überlegte Sherri weiter, damit können wir dann auch gleich unsere kleine, eher zufällige Affäre zu einem würdigen Ende bringen.
Das glaubst du doch alles selbst nicht, meldete sich wieder ihre innere Stimme. Sherri hätte aus der Haut fahren können. Was hatte sie sich denn vorzuwerfen? Ein Mann, der so aussah und so sexy war wie Greg, würde jeder Frau, die Augen im Kopf hatte, den Verstand rauben. Bei ihr hatte das allerdings schon beängstigende Formen angenommen. Sie brauchte nur einen Film im Fernsehen zu sehen, in dem ein Pärchen sich küsste, und schon sah sie sich und Greg in den Hauptrollen. Wenn ihr auf der Straße ein eng umschlungenes Paar begegnete, fühlte sie das hässliche Gefühl des Neids in sich aufsteigen. Kein Zweifel, es war allerhöchste Zeit, aus Gregs Wohnung auszuziehen.
Sherri nahm die Zeitung, die sie gekauft hatte, und zog sich in ihr Zimmer zurück. Als sie den Immobilienteil gefunden hatte, setzte sie sich aufs Bett und breitete die Seite vor sich aus. Die erste Frage war, in welchem Stadtteil sie nach einer Wohnung suchen sollte. Die beiden Firmen, die ihre Dozenten genannt hatten, lagen an entgegengesetzten Enden der Stadt. Vielleicht war es doch sinnvoller, erst einen Job zu finden, bevor man sich für eine Wohnung entschied. Frustriert schob Sherri die Zeitung beiseite.
Es war später Nachmittag, als Greg nach Hause kam und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
„Sherri? Sind Sie da?“, rief er.
Er sah sich um. So sauber und aufgeräumt hatte seine Wohnung noch nie ausgesehen. Kein benutztes Geschirr und kein Staubkorn waren zu sehen. Die Holzflächen der Möbel glänzten frisch poliert. Es war seit einiger Zeit schon deutlich zu sehen, dass eine Frau im Haus war. Das hatte aber auch seine Schattenseite. Die zeigte sich darin,
Weitere Kostenlose Bücher