Im Rausch dieser Nacht
ging, umgezogen und zurechtgemacht. Auch Greg hatte sich herausgeputzt. Er war gerade dabei, seine Post durchzusehen, als Sherri auftauchte. Er hob den Kopf, und es verschlug ihm die Sprache. Er musste aufpassen, dass er sie nicht mit offenem Mund anstarrte.
„Wow, Sherri“, sagte er, als er seine Sprache wiedergefunden hatte, „Sie sehen umwerfend aus. Ich habe Sie noch nie so … in Rot gesehen.“ Etwas anderes war ihm beim besten Willen nicht eingefallen. Das, was er dachte, konnte er unmöglich laut aussprechen. Schnell schaute er woandershin. „Wenn Sie fertig sind, können wir ja losgehen.“ Er fragte sich, wie er diesen Abend durchstehen sollte, ohne über sie herzufallen.
Mit dem, was er über das Restaurant gesagt hatte, hatte Greg nicht zu viel versprochen. All sie das Henri’s betraten, blickte sich Sherri staunend und ein wenig scheu um. Das Restaurant war gedämpft beleuchtet, und die weiß gedeckten Tische mit ihren Kerzen wirkten wie kleine Inseln. Greg und sie folgten dem Geschäftsführer, der sie zu ihrem Platz geleitete. Der Tisch war festlich gedeckt, mit kunstvoll gefalteten Servietten, einem geschmackvollen Gesteck mit einer einzelnen Rose, funkelnden Gläsern und feinstem Tafelsilber. Der Geschäftsführer schob Sherri höflich den Stuhl hin und reichte ihnen die Speisekarten.
Eine Weile studierten sie das verlockende Angebot, dann trafen sich zufällig ihre Blicke über den Rand ihrer Karten hinweg. Sherri sah, wie das Kerzenlicht in seinen braunen Augen schimmerte.
„Schon etwas entdeckt, was Ihnen gefällt?“, fragte er.
Doch, gewiss. Eben gerade, aber nicht auf der Speisekarte. Sherri versteckte sich rasch wieder dahinter. Was ihr die Wahl zwischen den vielen erlesenen Köstlichkeiten zusätzlich erschwerte, war der irritierende Umstand, dass auf ihrer Karte keine Preise angegeben waren. Wenigstens waren die französischen Bezeichnungen klein gedruckt auf Englisch erklärt.
„Am liebsten wäre es mir, Sie würden für uns beide bestellen“, antwortete sie nach einigem Zögern.
Der Kellner erschien, stellte sich mit einem französischen Namen vor und füllte ihre Wassergläser. Sherri erstarrte fast in Ehrfurcht, als sie hörte, wie sich Greg in akzentfreiem Französisch bei dem Mann nach den Spezialitäten des Hauses erkundigte. Schließlich schien man sich einig zu sein. Der Kellner notierte Gregs Bestellungen, von denen Sherri so gut wie nichts verstanden hatte, und verschwand.
Greg sah lächelnd zu ihr herüber. „Ich hoffe, Sie mögen Meeresfrüchte.“
Sherri nickte. „Haben Sie noch mehr solcher verborgenen Talente?“
Es amüsierte sie, dass er verlegen wurde. „Tut mir leid, es war unhöflich von mir. Ich habe in früheren Jahren eine Zeit lang in Frankreich gelebt“, erklärte er.
„Ehrlich? Sie erstaunen mich immer wieder, Greg. Dabei erzählen Sie so wenig von sich.“
„Ach, was gibt es da groß zu erzählen? Mein Leben ist nicht so spannend.“
„Wo sind Sie geboren?“
„Connecticut.“
„Haben Sie noch Geschwister?“
„Einen Bruder, Kyle.“
„Sehen Sie ihn häufiger?“
„Nein, kann man nicht sagen.“
Der Salat wurde serviert, und Greg schien für die Unterbrechung des kleinen Verhörs dankbar zu sein. Er nutzte die erste sich bietende Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
Als sie beim Hauptgang angelangt waren, sagte Sherri: „Ich finde es großartig hier. So bin ich noch nie ausgeführt worden. Ich fühle mich wie eine Prinzessin.“
„Freut mich zu hören“, erwiderte Greg lächelnd. „So soll es sein. Schließlich sehen Sie ja auch aus wie eine Prinzessin“, fügte er galant hinzu. „Fehlt nur noch eine kleine Krone.“
Sie tat so, als tastete sie erschrocken nach ihrem Haar. „Ich wusste doch, dass ich etwas vergessen hatte.“
Lachend setzten sie beide ihre Mahlzeit fort.
Als nach dem Dessert der Kaffee serviert wurde, stand für Sherri fest, dass sie Greg diesen unvergesslichen Abend nicht verderben wollte. Ihre Umzugspläne konnte sie ihm genauso gut am nächsten Tag mitteilen.
Greg hob sein Weinglas. „Ich möchte einen Toast ausbringen.“
Gespannt, was folgen würde, nahm auch Sherri ihr Glas.
„Ich gratuliere zum Examen, das Sie ohne einen einzigen Nervenzusammenbruch bestanden haben. Eine bewundernswerte Leistung, die – davon bin ich überzeugt – mit Bestnoten honoriert werden wird.“
Sie stießen an. Dann sagte Sherri: „Wenn wir schon bei feierlichen Trinksprüchen sind, habe ich auch einen.
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