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Im Reich der Vogelmenschen

Im Reich der Vogelmenschen

Titel: Im Reich der Vogelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt und E. Maine Hull
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Zeichnung und richtete ihn auf die scharfen, an einen Falken erinnernden Augen des Vogelmenschen. Er deutete auf den Berg, dann in verschiedene Richtungen. Er hoffte, daß zu verstehen war, wonach er fragte.
    Das schmale Gesicht zeigte Erregung und lächelte Bereitschaft zu helfen. Eine Schwinge flatterte, ein Arm wies vom Land und dem Kurs, dem die »Seeschlange« folgte, fort.
    Jones-Gordons Stimme zerschnitt die Stille. »Nein«, sagte er, »das ist unmöglich. Wie kann er aus dem Bootsinnern feststellen, welche Richtung wir einschlagen müssen? Er hat geschlafen. Woher weiß er, daß wir in dieser Zeit nicht den Kurs änderten?«
    Kenlon zögerte. Der Gedanke kam ihm, daß sein eigenes Vorstellungsvermögen als unzuverlässig bezeichnet werden könnte, weil er aus durchaus dürftigem Beweismaterial immer neue Schlüsse zog. Warum sollte der Vogelmensch nicht mit jenem unbeirrbaren Richtungssinn ausgestattet sein, wie ihn die Brieftauben besitzen? Dennoch zögerte er weiterhin. Es schien ihm, daß Jones-Gordon sich genug Problemen gegenübersah, mit denen er sich auseinandersetzen mußte. Dann kam ihm zu Bewußtsein, daß der Kommandant zu ihm sprach:
    »Sie sind das Sprachgenie der Besatzung, Leutnant. Ich möchte, daß Sie Ihre Freizeit dazu benutzen, seine Sprache zu erlernen und ihm die unsrige beizubringen. Zuvor aber – kommen Sie an Deck.«
    Kenlon folgte unschlüssig. Alles in ihm drängte danach, einen Gedankenaustausch mit dem fremden Wesen in Gang zu bringen. Aber er wartete geduldig, während Jones-Gordon minutenlang auf die Küste starrte. Der Commander sagte plötzlich:
    »Wir können dieser seltsamen Küste nicht blindlings in flachen und unbekannten Wassern folgen. Da die Wolken den Himmel nicht freigeben, ist es unmöglich, festzustellen, welche Tageszeit es ist. Ich habe also beschlossen, daß wir über Nacht hier liegenbleiben. Am Morgen werden Sie eine Expedition ins Innere führen. Bleiben Sie, wenn es notwendig sein sollte, mehrere Tage, aber versuchen Sie, alles herauszufinden, was in Ihren Kräften steht.«
     

5
     
    Kenlon spürte, wie Erregung Besitz von ihm ergriff.
    Nicht der Küste wegen. Die blieb wenig einladend, fast abstoßend, wie er sie zuerst gesehen hatte. Grau und flach dehnte sie sich vor ihm, kam in dem Maße näher, wie das Motorboot auf sie zutuckerte.
    Er konnte etwa eine Meile landeinwärts sehen. Dahinter verschwammen das Grau des Himmels und das Grau des Landes.
    Nach Jones-Gordons Theorie handelte es sich um eine Insel. In dem Versuch, logisch zu bleiben, hatte er erklärt: »Der Pazifik ist wahrscheinlich der einzige Ozean, der nie völlig erforscht wurde. Es gibt wahrscheinlich zahlreiche kleinere Atolle, die auf keiner Seekarte verzeichnet sind.«
    Kenlon hatte die Illusion des Commanders brutal zerstört.
    »Sir, wir sind an dieser kleinen, unentdeckten Insel vier Stunden entlanggefahren. Wie kommt es, daß wir uns ihr so plötzlich gegenübersahen und uns von der Nacht in den Tag versetzt fanden?«
    Er bedauerte seine Worte, kaum daß er sie ausgesprochen hatte. Es war sinnlos, sich mit einem Mann, der charakterlich so verschieden war, zu streiten. Trotzdem ärgerte es ihn, daß ein intelligentes menschliches Wesen auf einen Vogelmenschen nicht anders reagierte, als wäre es einem gewöhnlichen Südsee-Eingeborenen begegnet.
    Aus den Augenwinkeln sah Kenlon, wie Gainishaws Rechte sich vom Steuer löste und auf seinen Arm legte.
    »Mister Kenlon«, sagte der Steuermann atemlos. »Was ist das dort drüben? Es sieht aus wie ein schwimmender Mensch. Er beobachtet uns.«
    »Verdammt!« sagte Kenlon. Er dachte sofort an Johnston und sprang auf. Ein Blick belehrte ihn, daß es nicht Johnston war. Was war es dann?
    Kenlon blinzelte ungläubig und starrte auf das größte menschliche Wesen, das er je gesehen hatte. Der Mann war, knapp hundert Fuß entfernt und fast auf dem Kurs des Motorbootes, klar zu erkennen. Er war wenigstens acht Fuß lang und hatte sehr große Augen. Er schwamm mit anscheinend spielend leichten Bewegungen links von ihnen und parallel zur Küste und war nackt. Seine Geschwindigkeit mußte außerordentlich groß sein. Das Motorboot hatte Mühe, ihm näherzukommen. Kurze Zeit bevor sie auf gleiche Höhe gelangt waren, wendete der Schwimmer wie ein Tier, das sich in einer Falle sieht.
    Es war ein kräftiges, fleischiges, aber intelligentes Gesicht, das zu ihnen aufblickte. Kenlon sah, daß die Ohren des Mannes dicht am Kopf lagen. Seine Nase war

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