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Im Reich der Vogelmenschen

Im Reich der Vogelmenschen

Titel: Im Reich der Vogelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt und E. Maine Hull
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klein, leicht aufwärts gerichtet, mit kaum angedeuteten Nasenlöchern. Der Mund hingegen war normal, mit kräftigen weißen Zähnen.
    Die großen Augen des Schwimmers musterten das Boot und seine Besatzung ohne jede Furcht.
    »Vorsichtig!« warnte Kenlon. »Halten Sie Abstand. Lassen Sie ihn nicht den Bordrand packen. Achtung!«
    Aber es war zu spät. Das Boot war zu langsam geworden. Bevor es wieder Fahrt aufnehmen konnte, war der seltsame Riese darauf zugeschossen. Starke Finger klammerten sich um den Bordrand – und er war im Boot.
    Es war die schnellste, stärkste und geschmeidigste Bewegung, die Kenlon je beobachtet hatte. Seine Lippen wurden schmal, als er den Revolver zog. Aber er krümmte den Finger nicht um den Abzug, weil der Riese keine Anstalten traf, sie anzugreifen.
    Das Motorboot hörte auf, wild zu schwanken. Kenlon sah, daß es nur einem der Besatzungsmitglieder gelungen war, das Gewehr in Anschlag zu bringen. Warnend rief er: »Nicht schießen, Pannatt!«
    Der Fremde hatte Kenlon den Rücken zugewandt. Beim Klang der Stimme drehte er sich halb um, schien sich eines Besseren zu besinnen. Er machte einen Schritt auf Gainishaw zu, der das Steuer hielt. Wieder schien ihm ein neuer Gedanke zu kommen.
    Er wirbelte wie der Blitz herum und riß Pannatt das Gewehr aus den Händen. Sobald er die Waffe in Besitz hatte, ging eine Wandlung mit ihm vor. Die ganze Haltung seines Körpers drückte unverkennbare Neugier aus und ließ jede Feindseligkeit vermissen, so daß Kenlon den Finger vom Abzug nahm.
    Seine Verblüffung kannte keine Grenzen. Er fühlte sich einem Menschen gegenüber, der ihm in jeder Weise überlegen war, dessen geistige und körperliche Beweglichkeit jeden Angriff von vornherein zum Scheitern zu verurteilen schien. Wie sollte er dieses Wesen in seine Gewalt bringen? Bevor er zum Nachdenken kam, hatte der Riese herausgefunden, wie die Garand funktionierte. Er feuerte sie ins Wasser ab und gab sie wortlos an Pannatt zurück. Dann trat er ans Steuer. Er schien zu wissen, wo sich der Motor befand, öffnete die Klappen und beugte sich in gespannter Aufmerksamkeit herab. Für Sekunden sah Kenlon nur den Rücken und die stämmigen Beine.
    »Packt ihn!« sagte er leise und warf sich vorwärts.
    Die Behandlung, die ihm zuteil wurde, war nicht rauh. Der Riese schüttelte ihn ab, griff mit einer Kraft, gegen die Widerstand sinnlos war, nach ihm und hielt ihn vor sich, um ihn einer schnellen Musterung zu unterziehen.
    Zum erstenmal sah Kenlon das seltsame Wesen von vorn. Es \‹var nur ein flüchtiger Blick, aber er erkannte, daß der Fremde etwas Rüschenartiges auf seiner dunkelbraunen Brust und zum Teil auch unter seinen mächtigen Armen trug.
    Im nächsten Augenblick wurde er abgesetzt, das Wasser plätscherte. Kenlon blieb verwirrt stehen und versuchte, sich über das, was er gesehen hatte, klarzuwerden.
    Keine Kiemen, dachte er; es können doch keine Kiemen gewesen sein! Er hatte keine Möglichkeit, sich von der Wahrheit zu überzeugen. Obwohl er zehn Minuten wartete, erschien der menschliche Fisch nicht wieder.
    Er entschied sich dafür, nicht zum Schiff zurückzukehren. Der Zwischenfall mußte beobachtet worden sein, und Gainishaw konnte einen kurzen Bericht für den Kapitän mitnehmen. Nachdem er die Meldung abgesetzt hatte, versuchte er die Sache zu vergessen. Später war Zeit genug, sich Gedanken darüber zu machen.
    Aber die Vermutung ließ ihn nicht los, daß es dieses Wesen war, das die Vogelmenschen zu Füßen ihres abenteuerlichen Berges zu bekämpfen versuchten. Er wandte seine Aufmerksamkeit der Küste zu, die sehr nahe gekommen war. Er sagte zu Gainishaw:
    »Vorsichtig. Ich nehme an, das Land fällt stufenweise ins Wasser ab. Sehen wir zu, wie weit wir kommen.«
    Überraschenderweise kamen sie bis auf fünfzehn Fuß an die Küste heran, bevor der Bug des Bootes sich sanft in den schwarzen Schlamm bohrte.
    Kenlon sagte: »O. K. Ich schätze, von hier an werden wir uns auf unsere Beine verlassen müssen. Rifer Smiley, Glabe, Ridell, Pannatt – nehmen Sie das Gepäck und die Waffen auf. Gehen wir!«
    Zwei der Männer sprangen mit einem Satz in das flache Wasser. Kenlon ließ sich mit dem Versuch, Würde zu bewahren, langsam über den Bootsrand hinab. Sein Fuß berührte den Morast und sank tiefer ein. Mit Entsetzen sah er, daß die beiden Männer, die über Bord gesprungen waren, wie Steine immer tiefer sanken. Schreie erfüllten die Luft, dann erklang ein schreckliches Gurgeln. Danach

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