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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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und ihn zum Teil auch durch mein Verschulden erleiden mussten. Und ich hatte ihren Tod gefeiert, weil er mir vorerst eine Exekution ersparte.
    Wie ging man mit so widerstreitenden Empfindungen um? Ist dies der Punkt, an dem ich erwachsen werden und die Dinge richtig einordnen sollte? Ist dieses Einordnen nur eine Methode, die Sünden aufzuteilen, ein paar hierhin, ein paar dorthin zu verlagern und hinter anderem zu verstecken, um ein Überleben trotz der Belastung zu sichern, weil sie uns in der Gesamtheit erdrücken würden?
    Ich verdrängte alle Gedanken an Autos und machte mich auf die Suche nach Türen.
    Die Garage war früher ein kommerzielles Lagerhaus gewesen, und es hätte mich keineswegs überrascht, wenn das Gebäude einen ganzen Block einnehmen würde. Wände und Boden waren aus Beton, Pfeiler und Streben aus Stahl. Alle Fenster hatten eine dicke schwarze Farbschicht – angefangen von den Glasbauelementen in der Nähe der Decke bis hin zu den Doppelscheiben neben den Toren, von denen ich eine eingeschlagen hatte.
    Abgesehen davon und von den Autos, war hier nichts. Keine Treppe, keine Schränke, keine Falltüren unter den Gummimatten auf dem Boden. Ich weiß es genau, ich habe alles abgesucht – da war nichts.
    Wo waren also die drei Untergeschosse und wie kam man da hin? Ich stand mitten in der riesigen Garage, umgeben von der schönsten Autosammlung der Welt in einer unbedeutenden Gasse in Dublin und versuchte so zu denken wie der exzentrische Besitzer. Ein vergebliches Unterfangen. Ich war nicht einmal sicher, ob er ein Gehirn hatte. Vielleicht war in seinem Kopf nur ein eiskalter, effizienter Mikrochip.
    Ich fühlte die Geräusche mehr, als dass ich sie hörte – ein Grollen in den Füßen.
    Ich neigte den Kopf zur Seite und lauschte. Nach einer Weile ging ich auf alle viere, wischte eine dünne Staubschicht vom Boden und drückte das Ohr auf den kalten Beton. Weit unter mir jaulte etwas.
    Es klang wild, bestialisch, und mir stellten sich die Nackenhärchen auf. Ich schloss die Augen und versuchte mir das Maul vorzustellen, aus dem solche Laute kamen. Das Jaulen hielt an, ein haarsträubendes Heulen dauerte eine volle Minute und hallte aus dem Betonverlies.
    Was war da unten? Was für eine Kreatur gab solche Geräusche von sich? Und warum machte sie einen solchen Radau? Die Laute waren schlimmer als ein verzweifeltes Winseln, düsterer als ein Klagegeheul; es war das trostlose, gequälte Jaulen eines Wesens, das nicht mehr auf Rettung hoffen konnte, das einsam und verlassen der Folter der Hölle ausgeliefert war.
    Eine Gänsehaut lief mir über die Arme.
    Plötzlich ertönte ein neuer Schrei – diesmal eher erschreckend als gequält. Er erhob sich zu einem grausamen Konzert mit dem fürchterlichen Heulen.
    Mit einem Mal war alles ruhig.
    Stille.
    Ich klopfte frustriert auf den Boden und überlegte, wie tief ich schon in all dem steckte.
    Als ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer machte, kam ich mir schon nicht mehr so zudringlich und blöd vor wie vor meinem Ausflug in die Garage. Draußen wirbelte der Wind Abfall durch die Gasse, und die dichten Wolken rissen auf, um ein Stück dunklen Himmel freizugeben. Die Morgendämmerung nahte, dennoch war der Mond noch hell und voll. Zu meiner Rechten kauerten die Schatten nicht mehr in der Dunkelheit. Etwas hatte sie verscheucht und das war bestimmt nicht der Mondschein oder der Tagesanbruch.Ich hatte sie in den vergangenen Tagen ausgiebig beobachtet, sie zogen sich widerwillig mit der Nacht zurück und die größten hielten bis zum letzten Moment durch.
    Ich schaute nach links und schnappte nach Luft.
    Â»Nein«, flüsterte ich.
    Außerhalb des Flutlichtbereichs stand eine große Gestalt – die schwarzen weiten Gewänder raschelten im Wind.
    Schon seit einer Woche hatte ich geglaubt, spätnachts etwas vom Fenster aus zu sehen. Etwas so Banales und Klischeehaftes, dass ich es nicht für real hielt. Und das würde ich auch jetzt nicht tun.
    Die Feenwesen waren schon schlimm genug.
    Â»Du bist nicht da«, sagte ich.
    Ich flitzte auf die andere Straßenseite und die Stufen hoch, öffnete die Tür mit einem Tritt und stürmte ins Haus. Als ich zurückblickte, war das Gespenst verschwunden.
    Ich lachte unsicher. Ich wusste es besser.
    Es war nie wirklich da gewesen.
    Ich duschte, trocknete mein Haar, zog mich

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