Im Reich des Vampirs
an und nahm mir einen gekühlten Latte aus dem kleinen Kühlschrank, dann ging ich hinunter â gerade rechtzeitig vor Fionas Ankunft und dem Eintreffen der Polizei, die mich festnahm.
Vier
»Ich sagte Ihnen bereits â er arbeitete am Fall meiner Schwester.«
»Und wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
»Auch das habe ich Ihnen bereits erzählt. Gestern am Morgen. Er kam in den Buchladen.«
»Aus welchem Grund?«
»Oh, um Himmels willen, wie oft wollen Sie das noch hören? Er war bei mir, um mir zu sagen, dass er sich den Fall noch einmal angesehen hatte. Er machte mir klar, dass es keine neuen Hinweise gibt und er deshalb nichts mehr für mich tun könne.«
»Erwarten Sie, dass ich das glaube? Inspector OâDuffy hat eine reizende Frau und drei Kinder, mit denen er jeden Sonntag in die Kirche geht, anschlieÃend genieÃt er immer einen Brunch mit seinen Verwandten. In den letzten fünfzehn Jahren hat er diese Familienzusammenkunft nur viermal versäumt â jedes Mal wegen einer Beerdigung. Und jetzt soll ich Ihnen abnehmen, dass er diesmal den Kirchgang ausfallen lieÃ, nur um der Schwester eines Mordopfers zu sagen, dass ein bereits abgeschlossener Fall nicht noch einmal aufgenommen wird?«
Quarkkübel! Selbst mir leuchtete ein, dass das absolut unlogisch klang.
»Warum hat er Sie nicht angerufen?«
Ich zuckte mit den Schultern.
Inspector Jayne, der mich verhörte, gab den beiden Officers an der Tür ein Zeichen. Er erhob sich, umrundete den Tisch und blieb hinter mir stehen. Ich spürte seinen bohrenden Blick. Ich musste unwillkürlich an die uralte gestohlene Speerspitze denken, die in meinem Stiefel steckte, verdeckt von meiner Jeans. Wenn sie Anzeige gegen mich erstatteten und mich durchsuchten, war ich in ernsten Schwierigkeiten.
»Sie sind eine attraktive junge Frau, Miss Lane.«
»Und?«
»War etwas zwischen Ihnen und Inspector OâDuffy?«
»Oh, ich bitte Sie! Glauben Sie allen Ernstes, er ist mein Typ?«
»War, Miss Lane. Es muss heiÃen: Glauben Sie, er war mein Typ. Er ist tot.«
Ich drehte den Kopf und funkelte den Inspector an, der seine Position nutzte, um mich einzuschüchtern. Er hatte keine Ahnung, wie furchtbar mein Tag bisher gewesen war oder dass es nur noch wenig in der menschlichen Welt gab, was mir Angst einjagen konnte. »Werden Sie mich verhaften oder nicht?«
»Seine Frau sagte, er sei in letzter Zeit oft geistesabwesend gewesen. Besorgt. Er hatte keinen Appetit. Sie kannte den Grund dafür nicht. Wissen Sie etwas darüber?«
»Nein. Auch das sagte ich bereits mindestens ein halbes Dutzend Mal. Wie oft wollen Sie das noch durchkauen?« Ich klang wie eine schlechte Schauspielerin in einem noch schlechteren Film.
Er aber auch. »So oft, wie ich es für nötig halte. Gehen wir alles von Anfang an durch. Erzählen Sie mir noch einmal von Ihrer ersten Begegnung mit ihm hier im Polizeigebäude.«
Ich holte tief Luft und schloss die Augen.
»Machen Sie die Augen auf und folgen Sie meiner Aufforderung.«
Ich öffnete die Augen und durchbohrte ihn mit meinen Blicken. Ich konnte nicht fassen, dass OâDuffy tot sein sollte. Um mir das Leben noch schwerer zu machen, war er mit aufgeschlitzter Kehle und einem Stück Papier in der Hand, auf dem mein Name und die Adresse des Buchladens standen, aufgefunden worden. Seine Kollegen hatten nicht lange gebraucht, mich aufzuspüren. Am frühen Morgen hatte ich einen Kampf gegen die Schatten und ein Tod-durch-Sex-Feenwesen ausgefochten, entdeckt, dass irgendetwas Monströses unter Barronsâ Garage direkt hinter meinem Schlafzimmer lebte, und jetzt saà ich im Polizeirevier und wurde als Mordverdächtige verhört. Konnte es noch schlimmer kommen? Oh, sie klagten mich nicht offiziell an, aber sie hatten im Buchladen furchteinflöÃende Taktiken angewandt, um mich in dem Glauben zu wiegen, dass sie es tun würden. Und sie hatten deutlich gemacht, dass sie jeden auch noch so geringen Grund zum Anlass nehmen würden, mich an die Wand zu stellen. Ich war fremd in dieser Stadt und all meine Antworten klangen ausweichend â was sie auch wirklich waren. AuÃerdem wirkte OâDuffys Sonntagsbesuch bei mir ja tatsächlich verdächtig.
Ich wiederholte die Geschichte, die ich seit drei Stunden immer wieder erzählt hatte. Er stellte dieselben Fragen, mit
Weitere Kostenlose Bücher