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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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versucht hat, mich zu verführen, und ich mich nicht in ihn verliebt habe. Ich weiß ganz genau, was ichtue und warum. Und falls ich eines Tages herausfinde, dass Jericho Barrons O’Duffy getötet hat, weil er in seinen Angelegenheiten herumschnüffeln wollte, und dass er zu den Bösen gehört  … Nun, über diese Brücke werde ich gehen, sobald ich sie erreiche.
    Rache genießt man am besten kalt. Dieses Sprichwort hatte ich nie verstanden, aber jetzt wusste ich, was es bedeutete. Im Moment bin ich hitzköpfig und unerfahren. Ich muss mehr über die Feenwesen erfahren und darüber, was ich bin. Ich muss cooler, schlauer, zäher und stärker werden und mir ein größeres Arsenal anschaffen, bevor ich Rache übe. Ich brauche mehr Feenobjekte wie diese Speerspitze. Ich brauche Barrons. Er ist eine unerschöpfliche Quelle an Informationen und kennt die richtigen Plätze, an denen man suchen muss. Diesen Friedhof zum Beispiel. Ich hätte nichts von seiner Existenz gewusst und schon gar nicht, was er früher war. Ich habe keinen blassen Schimmer von meinem Erbe und noch weniger von der Geschichte Irlands.
    Schändlich jung, hatte er gesagt, und das kann ich nicht abstreiten. Aber ich kann nur etwas an meinem Wissensstand ändern.
    Ich trat in den Schatten hinter der Kirche, schwenkte meine Taschenlampen von rechts nach links. Dieser Teil des Friedhofs war von einer niedrigen, zerbröckelnden Steinmauer umschlossen und seit Jahren sich selbst überlassen. Kein Gärtner hatte hier gewirkt. Das Gras war hoch und dicht, und keine einzige Blume schmückte die bleichen Gräber unter den kräftigen Eichen und den zarteren Eibenzweigen. Ein kaputtes schmiedeeisernes Tor, das nur noch an einer rostigen Angel hing, schwang knarrend auf, als ich es aufstieß, um mir Zugang zu verschaffen. So viel über meine Talente – ich stand im hüfthohen Gras und stolperte über das verdammte Ding, bevor ich es fühlte.
    Zu meiner Verteidigung kann ich anführen, dass nicht mehr viel davon übrig war.

    Â»Was ist das?«, fragte ich Barrons entsetzt.
    Als ich über das monströse Ding gestolpert war, schrie ich laut genug, um die Toten aufzuwecken. Barrons kam sofort herbeigerannt.
    Zu unseren Füßen lag ein unförmiger Klumpen, der sich bis auf ein gelegentliches grauenvolles Schaudern nicht rührte.
    Â»Ich schätze, das sind die Reste eines Rhino-Boys«, antwortete Barrons bedächtig.
    Â»Was ist mit ihm passiert?«
    Â»Wie es aussieht, Miss Lane, hat irgendetwas an ihm … genagt.«
    Â»Was, um alles in der Welt, frisst Rhino-Boys? Und warum?«
    Er sah mich an, und ich war verblüfft, ihn zum ersten Mal ratlos zu sehen; noch nie hatte Barrons’ Gesicht mehr Empfindung als in diesem Moment preisgegeben. »Es muss ein anderes Feenwesen gewesen sein.« Er klang erschrocken. »Kein Mensch könnte ein solches Ding bezwingen und hätte bestimmt keinen Grund, es zu essen. Warum das hier passiert ist, kann ich wirklich nicht sagen. Es widerspricht allem, was Sidhe ist. Feenwesen fressen sich nicht gegenseitig. Selbst die Niedrigsten der Unseelie würden das als Gräueltat, als verabscheuungswürdig ansehen und sich gegen den Übeltäter stellen.«
    Â»Wird es sterben?«, fragte ich. Es war nur noch ganz wenig von dem Monster übrig. Dennoch lebte es und litt offensichtlich Qualen.
    Â»Nicht, wenn Sie es nicht mit Ihrem Speer erlegen, Miss Lane.«
    Â»Wird es sich irgendwann erholen?« Ihm fehlten wichtige Körperteile.
    Â»Nein. Nur die königliche Kaste hat diese Macht. Es wird bis in alle Ewigkeit in diesem Zustand existieren, es sei denn, ein Mitglied seiner eigenen Spezies stolpert wie Sie darüber und hat Erbarmen – was eher unwahrscheinlich ist. Oder Sie erlösen es.« Sein Blick ruhte auf mir. »Und haben Sie Erbarmen?«
    Ich starrte in die dunklen Augen. Manchmal erscheinen sie mir unergründlich, nicht vollkommen menschlich – und dies war ein solcher Moment.
    Â»Sagen Sie mir, Miss Lane, können Sie ihm den Rücken zukehren? Es bis in alle Ewigkeit leiden lassen? Oder sind Sie ein Gnadenengel?«
    Ich biss mir auf die Lippe.
    Â»Wie entscheiden Sie sich? Sie wissen, dass eines dieser Wesen Ihre Schwester ermordet hat. Vielleicht nicht gerade ein Rhino-Boy, aber ganz bestimmt einer seiner Kumpane.«
    Â»Der Lord Master hat meine

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