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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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der Bar mein einziges zu vermarktendes Geschick gewesen, aber heute hatte ich meinen Horizont erweitert und jetzt konnte ich Erfahrungen im Buchhandel in meinen Lebenslauf aufnehmen. Die Gelegenheit zum Geldverdienen hatte sich von selbst ergeben und ich wollte sie nicht ungenutzt an mir vorbeiziehen lassen. Barrons hatte mir den Job gestern Abend angeboten – es sei denn, Sie wollen sich an die Ladenkasse stellen, Miss Lane, hatte er gesagt.
    Nach nur einem Tag hatte ich begriffen, dass der Job weit mehr beinhaltete, als gelegentlich einen Betrag in die Kasse einzutippen. Man musste auf den Lagerbestand achten, spezielle Bestellungen aufgeben, die Buchhaltung auf dem Laufenden halten, sich um die Kunden kümmern und ihnen helfen, Dinge zu finden, von denen sie nicht wussten, dass sie sie haben wollten.
    Der Laden war im Grunde gut sortiert, aber einige Dingemussten definitiv geändert werden. Ein paar Zeitschriften waren absolut überflüssig – ich hatte nicht vor, meine wertvolle Zeit damit zu verschwenden, unaufhörlich halbwüchsige Jungs von dem Regal mit den Herrenmagazinen zu verscheuchen. Dafür gab es ein viel zu spärliches Angebot für die weiblichen Kunden; ich nahm mir vor, ein paar edle Modemagazine und Blickfänge zu bestellen; zudem war ein fröhlicheres Angebot an Schreibutensilien unerlässlich. Der pinkfarbene Filzstift gehörte mir. BB&B hatte lediglich das Nötigste und einige spießige Kalligraphie-Sets zu bieten – Federn, mit denen man Ewigkeiten brauchte, um nur einen einzigen Buchstaben zu schreiben. Barrons kapierte offenbar nicht, dass Zeitersparnis in einer Welt, in der drahtlose Geschwindigkeit alles war, angesagt war.
    Ich hatte zwei Gründe, den Job anzunehmen: Allmählich ging mir das Geld aus; und falls die Garda ihre Ermittlungen fortsetzte, konnte ich meinen Job als Begründung für den verlängerten Aufenthalt in Dublin anführen. Ich bildete mich weiter, um später in den Staaten einen Buchladen führen zu können – das würde ich ihnen sagen.
    Fiona hatte erst kürzlich die Ladenzeiten verlängert – elf Arbeitsstunden täglich, das war absurd und kam für mich nicht infrage. Meine erste Amtshandlung als Verantwortliche war, die Öffnungszeit am Morgen für später anzusetzen, damit ich entweder ausschlafen oder mich um meine persönlichen Angelegenheiten kümmern konnte. Was den Zustand der Welt betraf, so beschloss ich, dass mich das nichts anging.
    Die Rache für meine Schwester hatte oberste Priorität. Na ja, das und am Leben bleiben. Soweit ich wusste, war Alina meine einzige Blutsverwandte, aber das waren trübe Gewässer, in die ich mich nicht wagte – genauso wenig wagte ich, zu Hause anzurufen.
    Heute hatte ich siebenundzwanzig Kunden gehabt, die Jungs, die ich verjagt hatte, nicht mitgerechnet, und die ruhigen Zeiten hatte ich genutzt, um die Fotos, die ich im Haus des Lord Masters gefunden hatte – Aufnahmen von Alina in und rund um Dublin –, in ein neues, in Leder gebundenes Album zu kleben, das ich aus Barrons’ Angebot stibitzt hatte.
    Alina.
    Guter Gott, warum?, hätte ich am liebsten in die Welt geschrien. Wieso sie ? Es gab Millionen Idioten auf der Welt – warum hatte er sich nicht einen von denen ausgesucht? Jetzt, da ich wusste, dass ich adoptiert wurde, haderte ich noch mehr mit Gott. Andere Menschen hatten jede Menge Verwandte. Mir war nur eine Schwester geblieben und die hatte man mir auch genommen.
    Würde der Schmerz jemals nachlassen? Werde ich jemals aufhören, Alina zu vermissen? Erlebe ich irgendwann einmal einen Tag ohne dieses große schwarze Loch im Herzen, das ich verzweifelt mit etwas anderem auszufüllen versuchte? Unglücklicherweise hatte das Loch die Form von Alina und nichts anderes als Alina passte dort hinein.
    Aber  … vielleicht würde die Rache die Ränder ein wenig abschleifen. Möglicherweise schnitt ich mich nicht mehr so oft an den scharfen, gezackten Kanten, wenn ich den Bastard tötete, der ihr das Leben geraubt hatte.
    Die Bilder von Alina in mein Album einzuordnen riss meine Wunden von Neuem auf und ich spürte den Verlust wieder so stark wie in den ersten Tagen. Nach allem, was in den vergangenen Wochen passiert war, war ich doch hin und wieder morgens aufgewacht, ohne sofort zu denken: Alina ist tot; wie soll ich diesen Tag ohne sie überstehen?

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