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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Nacht – Buchhändlerin bei Tag. Ich mochte den würzigen Duft herunterbrennender Kerzen, den sauberen Geruch frisch gedruckter Zeitungen und Hochglanzmagazine und das Klingeln der Registrierkasse. Das zeitlose Ritual, Ware gegen Geld einzutauschen, machte mir Spaß. Mir gefiel es, mich, wenn die Nachmittagssonne auf den Boden und die Regale schien und wenn niemand sonst im Laden war, auf die Ladentheke zu legen und zu versuchen, das Deckengemälde vier Stockwerke über mir zu erkennen. Und ich genoss die Gespräche mit den Kunden, bei denen ich ihnen Lesestoff empfahl und erfuhr, was sie gern lasen. Und all das fand in einer warmen, behaglichen Atmosphäre statt.
    Um vier Uhr am Mittwochnachmittag machte ich mich im Laden zu schaffen, summte leise vor mich hin und fühlte mich fast – ich brauchte einen Moment, um meine Empfindung zu deuten –, ja, ich fühlte mich beinahe gut.
    Dann kam Inspector Jayne herein.
    Und als wäre das nicht schon schlimm genug – er brachte meinen Dad mit.

Sechs
    Â»Ist das Ihre Tochter, Mr Lane?«, fragte der Inspector.
    Mein Dad blieb in der Tür stehen und musterte mich eingehend.
    Ich berührte mit einer abrupten Bewegung mein kurz geschnittenes Haar und war mir der Schwellungen und blauen Flecke im Gesicht peinlich bewusst. Die Speerspitze steckte wie immer in meinem Stiefel.
    Ich räusperte mich. »Hey, Dad.«
    Â»Hey, Dad?«, echote er. »Hast du gerade ›Hey, Dad‹ gesagt? Nach allem, was ich durchgemacht habe, um dich zu finden, kommst du mir mit ›Hey, Dad‹?«
    Oh, oh, da kam etwas auf mich zu. Wenn er diesen Ton anschlägt, dann rollen Köpfe. Als eins achtundachtzig großer Steueranwalt, der sich für seine Mandanten mit dem Finanzamt auseinandersetzt und meistens Sieger bleibt, ist Jack Lane intelligent, charmant, redegewandt und angriffslustig wie ein Tiger, wenn man ihn provoziert. Und aus der Art, wie er sich durch das dunkle, mit silbernen Fäden durchzogene Haar fuhr, und aus seinen funkelnden Augen schloss ich, dass er sich gerade sehr provoziert fühlte.
    Dabei hat er Glück, dass ich ihn überhaupt noch »Dad« nenne , dachte ich verbittert. Wir beide wussten, dass er nicht mein Vater war.
    Er kam auf mich zu und verengte die Augen zu Schlitzen. »MacKayla Evalina Lane, was, um alles in der Welt, hast du mit deinen Haaren gemacht? Und dein Gesicht! Sind das blaue Flecke? Wann hast du das letzte Mal geduscht? Hast du dein Gepäck verloren? Du trägst doch nie  … Lieber Himmel, Mac, du siehst schrecklich aus! Was ist passiert?« Er brach ab, schüttelte den Kopf und deutete mit dem Finger auf mich. »Eines solltest du wissen, junge Lady – ich habe deine Mutter vor vier Tagen zu ihren Eltern gebracht und jeden Fall, an dem ich arbeite, stehen und liegen lassen, um hierherzufliegen und dich nach Hause zu holen. Kannst du dir vorstellen, dass mich beinahe der Schlag getroffen hätte, als ich herausfand, dass du schon seit über einer Woche nicht mehr im Clarin House wohnst? Und kein Mensch wusste, wo du steckst! Konntest du nicht wenigstens hin und wieder deine E-Mails checken, Mac? Oder Anrufe entgegennehmen? Ich bin im strömenden Regen durch die Straßen mit den vielen Betrunkenen gelaufen und habe in jedes Gesicht gestarrt, in mit Abfall übersäten Gassen nach dir gesucht und zu Gott gebetet, dass du nicht mit dem Gesicht nach unten irgendwo im Dreck liegst wie deine Schwester. Ich hätte mich lieber selbst getötet, als mit einer solchen Nachricht zu deiner Mutter zurückzukehren und sie damit umzubringen!«
    Die Tränen, die ich lange zurückgehalten hatte, schossen mir aus den Augen. Ich mochte zwar nicht die DNA dieses Mannes haben, aber er könnte kein besserer Vater sein.
    Er durchmaß mit langen Schritten den Raum und drückte mich fest an seine breite Brust. Wie immer roch er nach Pfefferminz und Aftershave, und ich hatte wie immer das Gefühl, dass ich mich nirgendwo auf der Welt so sicher fühlen konnte wie in seinen Armen.
    Leider wusste ich es besser. Es gab keinen sicheren Ort.Nicht für mich. Nicht jetzt. Und ganz gewiss auch nicht für ihn. Jedenfalls nicht hier.
    Er war auf der Suche nach mir durch die Straßen von Dublin gewandert! Ich dankte dem Schicksal, dass es ihn verschont und nicht in die Dunklen Zonen geführt, dass es ihn in diesen kleinen Gassen vor den Unseelie

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