Im Reich des Vampirs
Dafür gingen mir Dinge durch den Kopf wie: Gestern habe ich einen Mafioso bestohlen und jetzt wird er mich umbringen. Oder: Vampire gibt es wirklich, wer hätte das gedacht? Oder: Ich fürchte, Barrons war der Freund meiner Schwester. Solche Dinge eben. Vor einer Woche konnte ich die letzte Sorge zu meiner groÃen Erleichterung ad acta legen.
Mittlerweile gehörte das Unheimliche zu meinem Leben, der Rachedurst sowie die Trauer kamen erneut an die Oberfläche und ich wurde mit dem Ansturm kaum fertig.
In mir war eine Mac, die ich noch nie kennengelernt hatte. Ich konnte sie nicht hübsch anziehen oder sie dazu bringen, ein Bad zu nehmen. Sie erfreute sich nicht an gesellschaftlichen Vergnügungen, und ich war nicht imstande, ihr einen Gedanken aufzuzwingen. Ich hoffte nur, dass sie nicht plötzlich eine Stimme bekam.
Sie war eine blutrünstige primitive Wilde.
Und sie hasste Pink.
Ich blieb standhaft. »Auf keinen Fall. Ich gehe da nicht rein. Bei Grabraub mache ich nicht mehr mit, Barrons.«
»Hier geht es nicht um Stifte.«
»Wie?« Was für Stifte? Ich dachte, es ginge um bröckelige Grabsteine, geweihten Boden und Diebstahl? Die Diskussion über Schreibmaterial hatten wir bereits auf der Fahrt hierher beendet, nachdem ich ihm eröffnet hatte, dass ich neues, cooleres Schreibmaterial bestellen wollte. Er hatte meinem Geplapper, wie ich vermutete, geistesabwesend zugehört. Allmählich hatte ich das Gefühl, dass nur wenige Frauen mit Barrons plauderten.
Und ich bezahle Ihnen wie viel für das Führen meines Geschäftes? , fragte er schlieÃlich. In letzter Minute hatte ich das Gehalt, für das ich mich zuvor entschieden hatte, ein wenig in die Höhe geschraubt. Als er sich einverstanden erklärte, hätte ich fast einen Luftsprung gemacht, wenn ernicht gerade den Viper angehalten und ich einen Blick auf die Umgebung gerichtet hätte.
Wir befanden uns in den AuÃenbezirken von Süd-Dublin auf einer schmalen StraÃe neben einem stockdunklen, alten Friedhof. Das letzte Mal hatte ich einen Friedhof bei Alinas Beerdigung betreten. Ich umklammerte die kalten Eisenstäbe am Haupttor und lieà einen nachdenklichen Blick über die Grabsteine schweifen.
»Die Stifte habe ich als Metapher angeführt, Miss Lane. Grenzen zu ziehen ist nicht Ihr Privileg, sondern meines. Sie sind der Feenobjekt-Detektor. Ich bin der Feenobjekt-Direktor. Sie gehen über diesen Friedhof. Ich interessiere mich besonders für die unmarkierten Gräber hinter der Kirche, aber ich möchte, dass Sie auch das Kirchengebäude und das gesamte Grundstück gründlich absuchen.«
Ich seufzte. »Und wonach genau suche ich?«
»Ich weià es nicht â vielleicht gibt es hier gar nichts. Die Kirche wurde auf einem uralten Versammlungskreis erbaut, dem die Grand Mistress der Sidhe -Seherinnen persönlich vorstand.«
»Mit anderen Worten«, murrte ich, »das ganze Unterfangen könnte absolut fruchtlos sein.«
»Erinnern Sie sich an den Armreif, den Vâlane Ihnen angeboten hat?«
»Gibt es irgendwas, was Sie nicht wissen?«
»Die Legende sagt, dass es viele dieser Armreife gibt â jeder mit einer anderen Kraft. Zudem heiÃt es, dass Sidhe- Seher alle Feenrelikte, die sie in die Hände bekamen, einsammelten, und wenn sie sich als unzerstörbar erwiesen, an einem Ort versteckten, an dem sie, wie sie glaubten, kein Mensch finden konnte. Einige behaupten, dass die Sidhe- Seher, als das Christentum in Irland Einzug hielt, den Bau von Kirchen an bestimmten Plätzen befürworteten, sogarfinanziell unterstützten â vielleicht um ihre Geheimnisse in geweihtem Grund zu vergraben. Die Gesetze zwangen die Bevölkerung, die überall verstreuten menschlichen Ãberreste auszugraben und auf einen Friedhof zu verbringen.«
Das klang plausibel. »Diese Sidhe -Seher â waren sie wie ein Club oder so was?«
»So ungefähr. Die Zeiten waren ganz anders, Miss Lane. Es dauerte Wochen, um Nachrichten von einer Enklave zur anderen zu befördern, manchmal sogar Monate, aber in bedrohlichen Zeiten versammelten sie sich an ganz bestimmten Plätzen und vollzogen ihre magischen Rituale. Dies hier war einer dieser Plätze.«
»Wo sind all die Sidhe -Seher jetzt? Sie sagten, es gibt mehr von uns.«
»Als sich die Feenwesen aus unserem Bereich zurückzogen, brauchte die Welt
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