Im Reich des Vampirs
begab, dann würde ich ihn irgendwie in ein Flugzeug setzen und nach Hause schicken.
Die ganze Zeit begleitete mich ein glücklicher Gedanke, an den ich mich in den finstersten Momenten klammerte: Wenn all das hier vorbei ist, kehre ich nach Ashford zurück und tue so, als wäre all das nicht geschehen. Ich werde einen netten Mann finden, heiraten und Kinder bekommen. Meine Eltern mussten zu Hause auf mich warten, weil ich kleine Lane-Mädchen auf die Welt bringen wollte und wir alle zusammen eine glückliche Familie sein würden.
Wir unterhielten uns, während wir aÃen. Er erzählte mir,dass Mom immer noch in ihrer Trauer versunken war und mit niemandem redete. Es war schlimm für ihn gewesen, sie allein zu lassen, aber er hatte sie zu meinen GroÃeltern gebracht und sie kümmerten sich rührend um sie. Der Gedanke an Mom war zu schmerzlich, also lenkte ich das Gespräch auf Bücher. Dad war genauso ein Bücherwurm wie ich, und ich wusste, dass er froh war, mich in einem Buchladen und nicht in einer Bar gefunden zu haben. Wir sprachen über Neuerscheinungen. Und ich erzählte ihm von meinen Plänen für den Laden.
Als wir zu Ende gegessen hatten, schoben wir die Pappteller beiseite und sahen uns wachsam an.
»Du weiÃt, wie sehr deine Mutter und ich dich lieben«, begann er ernst. Das wusste ich. Ich hatte nie an ihrer Liebe gezweifelt. In den letzten Wochen war so viel Neues auf mich eingestürzt, mit dem ich mich abfinden musste, dass ich mit der Entdeckung, dass meine Eltern nicht meine leiblichen Eltern waren, erstaunlich schnell meinen Frieden gemacht hatte. Sie hatte meine Welt erschüttert, meine Paradigmen brutal verschoben, das ja, aber letztendlich hatten mich Jack und Rainey Lane, gleichgültig, wer mich nun tatsächlich gezeugt und auf die Welt gebracht hatte, mit mehr Liebe und beständigem Rückhalt groÃgezogen, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben bekommen. Falls meine leiblichen Eltern noch am Leben waren, dann wären sie meine zweite Wahl.
»Ich weiÃ, Dad. Ich möchte nur alles hören.«
»Wie hast du es herausgefunden, Mac?«
Ich erzählte ihm von der alten Frau, die etwas von braunen und blauen Augen, die keine grünen ergaben, gefaselt und steif und fest behauptet hatte, ich sei eine andere. Und von meinem Anruf im Krankenhaus, um meine Geburtsurkunde heraussuchen zu lassen.
»Wir wussten, dass dieser Tag kommen würde.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und seufzte. »Was willst du wissen, Mac?«
»Alles«, antwortete ich leise. »Jede kleinste Einzelheit.«
»Es ist nicht viel.«
»Alina war meine leibliche Schwester, stimmtâs?«
Er nickte. »Sie war knapp drei Jahre alt und du fast ein Jahr, als ihr beide zu uns kamt.«
»Wo sind wir geboren, Dad?«
»Das haben sie uns nicht gesagt. Genau genommen haben sie uns so gut wie nichts erzählt, während sie alles von uns wissen wollten.«
»Sie«, das waren Leute von einer Kirche in Atlanta. Mom und Dad konnten keine Kinder bekommen und standen schon so lange auf der Adoptionsliste, dass sie die Hoffnung beinahe aufgegeben hatten. Aber eines Tages rief man sie an und sagte ihnen, dass zwei Kinder in einer Kirche abgegeben worden waren, und irgendein weitläufiger Bekannter des Pastors kannte den Adoptionsberater meiner Eltern, der sie als Adoptiveltern empfahl. Nicht alle Paare waren willens oder hatten die finanziellen Mittel, gleich zwei so kleine Kinder bei sich aufzunehmen, und auf der langen Liste der Forderungen, die die leibliche Mutter gestellt hatte, stand unter anderem, dass die Schwestern keinesfalls getrennt werden durften. AuÃerdem verlangte sie, dass die neuen Eltern in einer ländlichen Gegend, nicht in der Nähe einer GroÃstadt leben sollten.
»Warum?«
»Uns hat man gesagt, dass das eine Bedingung sei, auf die wir eingehen müssten, wenn wir euch haben wollten.«
»Und das ist euch nicht eigenartig vorgekommen?«
»Doch, natürlich. Sogar sehr. Aber deine Mutter und ich, wir haben uns so sehr Kinder gewünscht. Wir waren jungund verliebt und hätten fast alles getan, um eine Familie zu haben. Da wir beide aus Kleinstädten stammten, nahmen wir das als Anlass, zu unseren Wurzeln zurückzukehren. Wir sahen uns Dutzende kleine Städte an und entschieden uns letztendlich für Ashford. Ich war ein erfolgreicher Steueranwalt
Weitere Kostenlose Bücher