Im Reich des Vampirs
mich mit jemandem unterhielt, und weder Dad noch ich hatten Schritte gehört. Noch mehr zu schaffen machte mir, dass er den Vornamen meines Vaters kannte. Ich hatte ihn niemals erwähnt.
Dad erhob sich langsam und bedächtig, wie es selbstsicheren Männern eigen war, und baute sich zur vollen GröÃe auf. Seine Miene war reserviert, aber interessiert; er war neugierig auf meinen neuen Arbeitgeber, obwohl er bereits für sich entschieden hatte, dass ich nicht mehr für ihn arbeiten sollte.
Sein Gesicht versteinerte, sobald er Barrons sah. Es gefror regelrecht.
»Jericho Barrons.« Barrons hielt ihm die Hand hin.
Dad starrte auf die Hand, und für einen Moment war ich nicht sicher, ob er sie ergreifen würde. Dann neigte er den Kopf und nahm die angebotene Hand. Und hielt sie fest.
Und hielt sie immer noch fest. Es kam mir vor wie ein kindischer Wettstreit â wer zuerst loslieÃ, hatte verloren.
Ich sah von einem zum anderen und merkte, dass Dad und Barrons eine dieser wortlosen Konversationen führten, die auch ich hin und wieder mit ihm hatte. Die Sprache war mir naturgemäà fremd, aber ich war im tiefen Süden aufgewachsen, wo das Ego eines Mannes in etwa die GröÃe seines Pick-ups hatte und Frauen schon in frühen Jahren eine interessante Lektion im Umgang mit zu viel Testosteronausschüttung erhielten.
Sie ist meine Tochter, Arschloch, und da wir gerade vom Arschloch sprechen â falls du es wagen solltest, sie auch nur anzurühren, reiÃe ich es dir auf und hänge dich an einen Fleischerhaken.
Versuchâs.
Du bist zu alt für sie. Lass sie in Ruhe. Ich wollte meinem Dad sagen, dass er mit einer solchen Vermutung weit danebenlag, doch trotz der wilden Entschlossenheit, mich in diesen stummen Dialog zu drängen, erntete ich keinerlei Beachtung.
Das denken Sie? Ich wette, sie findet mich nicht zu alt. Warum fragen Sie sie nicht selbst? Damit wollte Barrons meinen Vater nur ärgern. Natürlich fand ich, dass er zu alt für mich war, auch wenn ich überhaupt nicht in diesen Kategorien über ihn nachdachte.
Ich nehme sie mit nach Hause.
Versuchen Sieâs. Barrons hatte manchmal einen nervenaufreibend geringen Wortschatz.
Sie wird sich für mich entscheiden, nicht für Sie, übermittelte Dad ihm stolz.
Barrons lachte.
»Mac, Baby«, sagte mein Dad, ohne den Blick von Barrons zu wenden, »hol deine Sachen. Wir fahren nach Hause.«
Ich ächzte. Selbstverständlich würde ich meinen Dad Barrons jederzeit vorziehen, wenn ich die Wahl hätte. Aber ich hatte keine Wahl. In letzter Zeit konnte ich kaum freie Entscheidungen treffen. Ich wusste, dass ich meinen Dad mit der Ablehnung verletzte. Und ich musste ihn verletzen, damit er abreiste.
»Tut mir leid, Daddy, aber ich bleibe hier«, sagte ich sanft.
Jack Lane zuckte zusammen. Er wandte sich von Barrons ab und durchbohrte mich mit einem tadelnden Blick; allerdings setzte er seine Anwaltsmiene nicht schnell genug auf, und ich sah, wie verraten er sich fühlte. Barronsâ Augen blitzten. Für ihn war die Diskussion damit beendet.
Am nächsten Morgen fuhr ich mit Dad zum Flughafen, um ihm nachzuwinken.
Am Abend zuvor hätte ich nicht geglaubt, ihn jemals zur Abreise bewegen zu können, und um ehrlich zu sein, ich bin nicht sicher, ob ich diejenige war, die ihn dazu gebracht hatte.
Er übernachtete im Buchladen in einem der Gästezimmer im vierten Stock und hielt mich bis in die Morgenstunden wach, um mich mit Argumenten und allen möglichen Winkelzügen â glauben Sie mir, ein Anwalt kann ganz schön zermürbend sein â zu einem Sinneswandel zu drängen. Wirtaten etwas, was wir noch nie gemacht hatten: Wir waren böse aufeinander, als wir ins Bett gingen.
Heute Morgen jedoch war er wie ausgewechselt. Ich fand ihn unten im Arbeitszimmer bei einem Kaffee zusammen mit Barrons. Er begrüÃte mich mit einer dieser bärenhaften Umarmungen, die ich so sehr liebe. Er wirkte entspannt, liebevoll und war charismatisch wie immer â ein Mann, der, obwohl er doppelt so alt war, die meisten meiner Highschool-Freundinnen zum Kichern brachte. Er war robuster, fröhlicher und in besserer Stimmung, als ich ihn seit Alinas Tod erlebt hatte.
Er lächelte und schüttelte Barrons die Hand in anscheinend echt empfundener Freundschaft, sogar mit Respekt, bevor wir losfuhren.
Ich nahm an, Barrons hatte meinem
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