Im Reich des Vampirs
mitgeboten â auch für das Amulett.«
Meine Hoffnung verpuffte. »Er lebt?«
»Es wäre unklug, Spekulationen anzustellen. Könnte auch sein, dass ein anderer seine Interessen weiterverfolgt, seinen Namen benutzt und Strohmänner einsetzt. Vielleicht hat der Lord Master die Kontrolle über Mallucés Finanzenund Anhängerschaft übernommen. Nur wenig könnte ihn aufhalten.«
Ein erschreckender Gedanke. Der Lord Master hatte zweifellos das Zeug dazu, Mallucés seltsame Anhängerschaft um das Zehnfache zu vergröÃern. Ich hatte ihn zwar nur einmal persönlich gesehen, dennoch war sein Gesicht für immer in mein Gedächtnis eingebrannt â in allen Einzelheiten. Ich hatte stundenlang die Fotos studiert, die von ihm und meiner Schwester in und rund um Dublin aufgenommen wurden. Er war auÃerirdisch schön â wie ein Feenwesen, aber er war keins. Meine Sidhe -Seherin-Sicht sagte mir dasselbe wie bei Mallucé â er war ein Mensch und doch nicht ganz Mensch.
Einer Sache war ich mir sicher: Was das Charisma betraf, war der Exfreund meiner Schwester auf einer Skala von eins bis zehn mindestens eine Elf. Mallucés Anbeter hätten keine Chance, sich ihm zu entziehen. Sie würden sofort vor dem Lord Master auf die Knie fallen. In der Nacht, in der ich Mallucé das Feenobjekt, das er vor dem Lord Master versteckte, gestohlen hatte, konnte ich genügend seiner Groupies beobachten, um zu wissen, dass sie so verzweifelt etwas brauchten, wofür sich das Leben lohnte, dass sie sterben würden, um es zu kriegen. Ein Widerspruch in sich, aber wahr.
»Gehen Sie und ziehen Sie das an.« Barrons warf mir ein Päckchen zu.
Ich musterte es argwöhnisch. Barronsâ Kleidergeschmack stimmte selten mit meinem überein. Er und ich könnten den ganzen Tag in einem Geschäft stöbern, und ich würde bestimmt nicht das Outfit finden, das seine erste Wahl wäre. Er liebt es streng, während ich mich mit Accessoires schmücke, er mag dunkle Farben, ich Pastelltöne, er bevorzugt viel Haut, ich liebe es verspielt. Ich erkenne mich kaumwieder, wenn ich die Sachen trage, die er mir ausgesucht hat. Im tiefsten Inneren bin ich noch immer Daddys rosafarbene Regenbogen-Prinzessin.
»Lassen Sie mich raten«, sagte ich trocken, »es ist schwarz?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Eng?«
Er lachte. Schon zum zweiten Mal an diesem Abend. Barrons lachte selten. Meine Augen wurden schmal. »Was ist los mit Ihnen?«, fragte ich argwöhnisch.
»Was meinen Sie, Miss Lane?« Er trat näher. Kam mir zu nahe. Schaute er wieder auf meine Brüste? Ich spürte die Hitze seines kräftigen Körpers und die Energie, die er ständig zu verströmen schien, diese Elektrizität unter seiner goldenen Haut. Heute Abend war irgendwas anders. Selbstbeherrschung war Barronsâ zweiter Vorname. Wieso hatte ich dann dieses Gefühl von  ⦠Wildheit, von einer Emotion, die ich nicht genau definieren konnte, die aber sicher mit Gewalt verwandt war. Und da war noch etwas  â¦
Wäre er ein anderer Mann und ich ein anderes Mädchen, würde ich seinen Blick als lustvoll einstufen. Aber er war Barrons und ich war Mac, und das Aufkeimen von Lust zwischen uns war so wahrscheinlich wie eine Orchideenblüte in der Antarktis.
»Ich gehe mich umziehen.« Ich wandte mich ab, aber er hielt mich am Arm fest und ich schaute zurück. Vor dem Licht der Wandleuchten glich Barrons sich selbst überhaupt nicht mehr. Sein Gesicht wurde beleuchtet und seine Züge ähnelten einer grimmigen, brutalen Maske. Obschon er den Blick direkt auf mich gerichtet hatte, war mir, als wäre er tausend Meter weit weg und würde mich überhaupt nicht wahrnehmen â auf jeden Fall sah er nicht mich, das wusste ich. Um die ungeheuerliche Spannung zwischenuns zu lösen, fragte ich: »Wo gehen wir heute Abend hin, Jericho?«
Er schüttelte sich, als ob er aus einem Traum erwachte. »Jericho? Machen Sie sich über mich lustig, Miss Lane?«
Ich räusperte mich. »Ich meinte Barrons und das wissen Sie genau«, gab ich unwirsch zurück. Ich hatte keinen blassen Schimmer, weshalb ich ihn mit Vornamen angeredet hatte. Ein einziges Mal hatte ich versucht, unsere bizarre Beziehung, mir fällt keine andere Bezeichnung dafür ein, auf eine etwas freundschaftlichere Ebene zu bringen â und
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