Im Rhythmus der Leidneschaft
gesehen. Wir haben die Überreste eines Mannes gefunden. Offenbar hast du schlecht geträumt. Komm mit mir ins Haus. J. D. ist fort. Wir haben seine Asche in alle Himmelsrichtungen verstreut, das musst du akzeptieren.“
„Nein!“ Was konnte sie nur tun, damit wenigstens ihre Freunde ihr glaubten? „Hör auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln.“
„Wir alle machen uns große Sorgen um dich, Susannah. Gehen wir ins Haus, und dann lasse ich einen Arzt kommen.“
Glaubte Robby tatsächlich, sie bildete sich das alles nur ein? Susannahs Gedanken überschlugen sich. Ihr Ehemann war fort, und niemand glaubte ihr, dass er noch lebte. Sie liebte ihn noch immer, und sie hasste ihn. „Er ist hier draußen, irgendwo zwischen den Bäumen. Er beobachtet uns.“ Sie holte tief Luft. „J. D.! Verdammt, antworte mir, damit Robby mir glaubt!“
Robby verstärkte den Griff um ihren Arm. „Er ist tot. Sieh es ein, Susannah. Du musst dich zusammenreißen.“
„Du willst es nicht hören, weil er dir nichts mehr bedeutet.“
Langsam schüttelte er den Kopf. „Nicht mehr so viel wie früher, weil er sich so verändert hatte, aber er war immer noch mein bester Freund.“
Sie schüttelte seine Hand ab und lief los.
„Wo willst du denn hin?“, rief er ihr nach.
„Ich muss meinen Ehemann finden.“
„Nein, ich lasse dich nachher nicht allein“, flüsterte Ellie ihr zu und beugte sich näher zu Susannah, damit die sie hören konnte. „Das habe ich Robby versprochen. Er sagt, du warst gestern Nacht völlig verwirrt, und ich mache mir Sorgen um dich.“
„Versteh mich doch bitte.“ Susannah war klar, welche Überwindung es Ellie gekostet hatte, mit ihrem Ex zu sprechen. „Ich will zu keiner der After-Show-Partys gehen, aber für dich ist das eine einzigartige Chance, dich zu amüsieren. Du könntest einen tollen Mann aufgabeln. Vergiss einfach, was Robby gesagt hat. Ich habe nur schlecht geträumt.“
Sie blickte sich in der voll besetzten Festhalle um, in der die Preisverleihung abgehalten wurde. Sie konnte kaum glauben, dass sie nun in New York war. Es kam ihr so vor, als hätte sie sich gerade eben erst mit J. D. gestritten.
Wer weiß, was passiert wäre, wenn Robby nicht auf Banner Manor aufgetaucht wäre. Er hatte sie ins Haus gezerrt und einen Arzt gerufen, der ihr Beruhigungspillen gab. Sie hatte nur so getan, als würde sie sie schlucken.
Ellie drückte ihren Arm. „Ich werde auf jeden Fall nach der Zeremonie mit dir nach Hause gehen.“
„Nein“, beharrte Susannah. „Ich will allein sein.“ War es nicht möglich, dass J. D. ihr gefolgt war? Er konnte sie doch nicht einfach so zurücklassen. „Es wäre doch schade, dieses Kleid so schnell wieder in den Schrank zu hängen.“ Susannah wollte nicht von Ellie bemuttert werden. Schon am kommenden Tag würde sie nach Banner Manor zurückkehren. Vielleicht war J. D. dort und wartete auf sie.
Nervös faltete sie die Hände im Schoß. Jeden Augenblick fiel die Entscheidung in der Kategorie, in der auch J. D. nominiert war. Vielleicht würde sie aufstehen müssen. Die Bühne kam ihr in diesem Moment meilenweit entfernt vor. In dem ständigen Blitzlichtgewitter konnte sie nicht herausfinden, ob J. D. tatsächlich irgendwo in der Menge war.
Wieder sah Susannah zu Ellie und wünschte sich, sie könnte ihr die Wahrheit erzählen. „Bitte, geh auf eine dieser Partys. Wenn du das nicht tust, bekomme ich ein noch schlechteres Gewissen.“
Sie wusste, dass Ellie sich im Grunde darauf gefreut hatte. Viele Stars aus der Musikbranche würden dort versammelt sein. Die Frauen trugen tolle Designerkleider, und die Männer im Smoking würden nicht alle in Begleitung kommen.
„Okay. Aber wie kannst du in diesem Moment an die Partys denken. Jetzt kommt deine Kategorie!“
„Ich muss nur auf die Bühne, wenn J. D. gewinnt.“
„Das wird er.“ Ellie lächelte ihr zu. „Du siehst umwerfend aus.“
„Danke. J. D. hat mir das Kleid von einer seiner Reisen mitgebracht.“
Es bestand aus kreuz und quer angeordneten Stoffbahnen aus champagnerfarbenem Crêpe und reichte ihr bis zu den Waden. Über die nackten Schultern hatte sie sich den passenden Schal gelegt. Dazu trug sie flache Pumps mit Glasperlen und Diamantschmuck, große Ohrringe, eine Kette und Armreifen.
„Für die CD des Jahres sind nominiert …“
Während die Namen verlesen wurden, hielt Susannah unwillkürlich die Luft an. J. D. würde gewinnen, nicht zuletzt, weil man ihn für tot
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