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Im Saal der Toten

Im Saal der Toten

Titel: Im Saal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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hinauswollte. »Amelia Brandon, ihre Tochter?«
    Kroon schwieg.
    »Hören Sie, Teddy, wir wissen, dass Emilys Brief an ihre Schwester eines der Dokumente ist, die Sie in der Mordnacht geöffnet haben. Deshalb nehme ich Ihnen auch nicht ab, dass Sie überrascht waren, als Amelia heute Morgen hier aufkreuzte. Sie müssen das Kind aus einem anderen Grund weggeschickt haben.«
    »Aus Angst, Miss Cooper. Ganz einfach aus Angst. Verstehen Sie das denn nicht?« Er stand auf und ging zum Fenster.
    »Natürlich.« Besser als Sie sich vorstellen können. »Aber es würde uns helfen, wenn Sie uns sagen würden, vor wem Sie Angst haben.«
    Er stützte sich aufs Fensterbrett und schrie mich an: »Wie zum Teufel soll ich das wissen, wenn Sie es nicht einmal herausfinden können?«
    »Also was haben Sie getan?«, fragte Mercer. »Das Kind als Testballon wieder auf die Straße geschickt? Um zu sehen, ob sie in irgendwelche Schwierigkeiten gerät? Teddy, ich will das Mädchen finden, bevor sich noch eine Tragödie ereignet.«
    Kroon atmete aus. »Seit Emily den Anruf von Amelia erhalten hatte – das war circa eine Woche, zehn Tage, bevor sie umgebracht wurde –, war sie regelrecht krank. Sie hatte ihrer Schwester versprochen, keinerlei Kontakt mit dem Mädchen zu haben.«
    »Das wissen wir. Wir haben mit Sally Brandon gesprochen, als sie in der Stadt war. Aber Amelia muss jetzt schon Anfang zwanzig sein – früher oder später hätte sie es sowieso herausgefunden.«
    »Als Emily das Baby aufgab, wurden irgendwelche juristischen Papiere für die Familie ihrer Schwester hergerichtet, aber scheinbar vernichtete niemand die Originalgeburtsurkunde im Krankenhaus. Amelia war nicht gekommen, um irgendjemandem Schwierigkeiten zu machen. Sie wollte nur herausfinden, warum ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte. Sie wollte wissen, wer ihr Vater ist.«
    »Steht sein Name nicht auf der Geburtsurkunde?«, fragte ich.
    »Nein. Dort heißt es nur ›unbekannt‹.«
    »Wissen Sie, wer er ist?«
    Kroon nickte. »Emily hat es mir letzte Woche erzählt. Noah Tormey, der NYU-Professor, der damals das Auswahlgespräch mit ihr führte.«
    »Hat Emily mit Amelia gesprochen?«
    »Nur einmal. Emilys Nummer stand nicht im Telefonbuch. Also stöberte Amelia in den Papieren ihrer Mutter herum, aber sie fand nur einzelne, von Emily verfasste Artikel, die Sally scheinbar aufgehoben hatte. Das Mädchen rief bei den Zeitschriftenredaktionen an, die wiederum Emily verständigten und ihr sagten, dass jemand namens Amelia Brandon sie zu erreichen versuche.«
    »Also hat Emily bei Amelia angerufen?«, fragte Mercer.
    »Nein. Sie wollte das Versprechen halten, das sie ihrer Schwester gegeben hatte. Aber es quälte sie, dass Amelia wild entschlossen war, sie zu finden. Die Katze war aus dem Sack. Vermutlich hat zu guter Letzt eine frühere Kollegin von Emily Amelia die Telefonnummer gegeben.«
    »Kommen wir noch einmal auf den Samstagnachmittag vor dem Mord zu sprechen«, sagte Mercer. »Als Emily Sie mit ihrer – wie haben Sie es genannt? – Vorahnung anrief.«
    Kroon wischte sich über die Stirn. »Wie gesagt, ich war im Laden. Es war viel los, und ich befürchte, ich habe sie nicht so ernst genommen, wie ich es wohl hätte tun sollen.«
    »Sie konnten ja nicht wissen, was ihr zustoßen würde«, sagte ich.
    »Emily war den ganzen Vormittag zu Hause gewesen. Sie hatte bis Mittag geschlafen, dann hatte sie sich die Zeitungen und etwas zu essen geholt. Als sie wieder nach Hause kam, hatte sie eine ganze Reihe von Anrufen auf ihrem Anrufbeantworter. Sie sagte etwas von drei Stück, glaube ich. Der Anrufer hatte aber keine Nachricht hinterlassen.«
    Ich blickte zu Mercer, der sich Emily Upshaws Telefonunterlagen angesehen hatte. Er nickte und flüsterte: »Münztelefon.«
    »Emily hatte keine Ahnung, wer angerufen hatte, aber sie machte sich Sorgen, dass es etwas mit Amelia zu tun hatte. Sie fragte mich jedes Mal, wenn wir uns sahen, was sie ihrer Schwester erzählen solle.«
    »Und was haben Sie ihr geraten?«
    Er zuckte die Achseln. »Ehrlich zu sein. Sie hatte nichts zu verbergen.«
    »Hat der mysteriöse Anrufer noch mal angerufen?«
    »Ja. Deshalb war Emily ja am Samstag so panisch. Es war dieser Doktor – Sie wissen schon, der mit dem asiatischen Namen, der letzte Woche tot aufgefunden wurde.«
    »Dr. Ichiko?«, fragte ich.
    »Genau.«
    »Kannte Emily ihn?«
    »Nein. Sie sagte, dass sie ihn noch nie gesehen hätte.«
    Mercer ging zu Kroon. »Sie haben uns aber

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