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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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pflegte, hatte sich dazu hinreißen lassen, schnell hintereinander zwei Schalen starkes Bier zu trinken. Nun war ihm ein wenig schwindlig, aber wie sollte er sich an den kleinen Erfolgen auf dem Weg zum endgültigen Sieg nicht berauschen?
    Der Umgang mit seinen syrischen Landsleuten hatte alle Hoffnungen überstiegen. Das von ihm entzündete Feuer ließ die erlahmenden Kräfte der Geschlagenen, Eifersüchtigen und Mißgünstigen neu aufleben. Zu diesen Syrern gesellten sich noch Hethiter, die von der Politik Hattuschilis enttäuscht waren und ihm vorwarfen, er sei lasch und unfähig, zur Eroberung Ägyptens aufzubrechen. Als Syrer und Hethiter gemeinsam in einem von Raias Lagerhäusern in aller Heimlichkeit Uriteschup trafen, kannte ihre Begeisterung keine Grenzen mehr. Mit einem Anführer diesen Zuschnitts würde die Macht eines Tages in Reichweite rücken.
    Und es gab noch mehr erfreuliche Neuigkeiten, von denen der syrische Kaufmann Uriteschup in Kenntnis setzen würde, sobald der aufhörte, die drei nackten Nubierinnen zu bewundern, die zu Ehren der Gäste des neuvermählten Paares tanzten, über das ganz Pi-Ramses redete: des hethitischen Prinzen und der Herrin Tanit.
    Die reiche Phönizierin erlebte Himmel und Hölle gleichzeitig. Den Himmel, weil ihr Liebhaber sie bei Tag wie bei Nacht überglücklich machte mit seiner unerschöpflichen Leidenschaft, mit so viel Ungestüm, daß ihr vor Lust die Sinne schwanden, und die Hölle, weil sie sich davor fürchtete, von diesem Ungeheuer geschlagen zu werden, von dem sie nie vorhersehen konnte, wie es sich im nächsten Augenblick 89

    gebärden würde. Sie, die ihr Leben stets nach eigenem Gutdünken zu führen gewußt hatte, war eine Sklavin geworden, bereitwillig und eingeschüchtert zugleich.
    Die etwa einhundert Gäste von Tanit und Uriteschup hatten nur Augen für die drei jungen Tänzerinnen. Ihre runden Brüste waren so fest, daß sie nicht wippten, und ihre langen, schlanken Beine erregten selbst die Hochmütigsten. Doch diese bezaubernden Künstlerinnen waren unantastbar. Nach ihrer Darbietung würden sie entschwinden, ohne mit irgend jemandem ein Wort zu wechseln. Um aufs neue einem so erlesenen Schauspiel beiwohnen zu können, mußte man ihren nächsten Auftritt bei einem ähnlich prunkvollen Festmahl abwarten.
    Uriteschup entfernte sich von seiner Gemahlin. Sie war mit zwei Männern im Gespräch, mit denen sie Geschäfte machte und die in diesem Augenblick willens waren, jedweden Vertrag zu unterschreiben, nur um sich nicht die geringste Einzelheit des Tanzes entgehen zu lassen. Der Hethiter griff nach einer Weintraube und ließ sich auf den Kissen neben einer mit Ranken eines Rebstocks bemalten Säule nieder. Auf der anderen Seite der Säule saß Raia. Während die Musik spielte, konnten die beiden Männer leise miteinander reden, ohne sich dabei anzusehen.
    »Was gibt es denn so Dringendes, Raia?«
    »Ich habe mich mit einem alten Höfling unterhalten, dem ich immer einen guten Preis für meine schönsten Vasen mache.
    Ein Gerücht versetzt den ganzen Palast in Aufruhr. Seit zwei Tagen versuche ich, eine Bestätigung dafür zu erlangen. Die Sache scheint zu stimmen.«
    »Und worum handelt es sich?«
    »Um den Frieden zu festigen, verlangt König Hattuschili, daß seine Tochter Ramses heiratet.«
    »Das soll doch nur das Einvernehmen zwischen den beiden 90

    Ländern bekunden. Was bedeutet das schon?«
    »Nein, nein … Hattuschili will, daß sie Große königliche Gemahlin wird!«
    »Eine Hethiterin auf dem ägyptischen Thron?«
    »Richtig.«
    »Das ist undenkbar!«
    »Ramses soll sich auch geweigert haben, Iset die Schöne zu verstoßen und sich der Aufforderung Hattuschilis zu beugen.«
    »Mit anderen Worten …«
    »Ja, Hoher Herr, es läßt auf Krieg hoffen.«
    »Da geraten unsere Pläne durcheinander.«
    »Das kann man noch nicht sagen. Meines Erachtens ist es besser, nichts zu ändern, solange wir noch keine Gewißheit haben. Acha hält sich angeblich zur Zeit in Hattuscha auf, um mit dem König zu verhandeln. Ich habe dort noch viele Freunde, und wir werden bald erfahren, welche Wendung die Ereignisse nehmen. Aber das ist noch nicht alles … Ich möchte dich gern mit einem Mann zusammenbringen, der uns sehr, sehr nützlich sein kann.«
    »Wo ist er?«
    »Er versteckt sich im Garten. Wir könnten …«
    »Führe ihn in das Schlafgemach, und wartet dort auf mich.
    Geht um den Weingarten herum und schleicht euch durch die Wäschekammer ins Haus.

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