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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Strauß Iris, ein frisches Brot und eine Schale Wein auf dem Altar darbrachte. Von nun an würde ein vom Palast bezahlter Priester hier jeden Tag Opfergaben niederlegen und Achas Totenkult pflegen.
    Moses in seine Traumwelt entschwunden, Acha ins Jenseits, so schrumpfte der Kreis der Freunde aus Kindertagen merklich.
    Zuweilen ertappte Ramses sich dabei, daß er die zu lange Dauer dieser von Verlusten überschatteten Regierungszeit beklagte. Wie Sethos, Tuja und Nefertari war auch Acha unersetzlich. Mit nur geringer Neigung zu Vertraulichkeiten war er in katzengleicher Eleganz durch sein Leben geschritten.
    Er und Ramses hatten nicht vieler Worte bedurft, um ihre geheimsten Absichten zu durchschauen.
    Der Frieden war Nefertaris und Achas Werk. Ohne ihre Entschlossenheit und ihren Mut wäre es nicht gelungen, Hatti zum Verzicht auf Gewalt zu bewegen. Wer auch immer Acha getötet hatte, ahnte nichts von den unzerstörbaren Banden einer Freundschaft, aus der Acha noch im Sterben die Kraft geschöpft hatte, über die Lüge zu siegen.
    Jeder hätte ein Recht darauf gehabt, seinen Kummer in Bier 137

    oder Wein zu ertränken oder seinen Gram zu überwinden, indem er mit ihm Nahestehenden glückliche Erinnerungen beschwor. Jeder, außer dem Pharao.

    Ramses den Großen unter vier Augen zu treffen benahm einem den Atem, selbst wenn man sein Sohn und Oberster Befehlshaber der Streitkräfte war. Merenptah suchte die Fassung zu bewahren, zumal er wußte, daß sein Vater ihn prüfte und beurteilte, wie Thot die Taten der Menschen wog.
    »Vater, ich möchte dir sagen …«
    »Das ist zwecklos, Merenptah. Acha war mein Freund aus Kindertagen, nicht deiner. Beileidsbekundungen können meinen Schmerz nicht lindern. Jetzt kommt es nur darauf an, daß sein Ka über den Tod seines Leibes hinaus weiterlebt. Ist meine Armee für den Kampf gerüstet?«
    »Ja, Majestät.«
    »Künftig darf es keine Nachlässigkeit mehr geben. Die Welt wird sich sehr verändern, Merenptah, wir müssen ununterbrochen darauf vorbereitet sein, uns zu verteidigen. Sei also ständig wachsam.«
    »Heißt das, daß der Krieg erklärt wurde?«
    »Acha hat uns davor bewahrt, in eine Falle zu geraten und als erste den Friedensvertrag mit Hatti zu brechen. Aber dieser Frieden ist deswegen dennoch nicht gerettet. Um seiner Ehre willen, die er für gekränkt hält, sieht sich Hattuschili gezwungen, in Kanaan einzufallen und auf breiter Front gegen das Delta vorzurücken.«
    Merenptah war erstaunt.
    »Ist es denn ratsam, … ihn gewähren zu lassen?«
    »Er wird glauben, bei uns sei Verwirrung ausgebrochen und wir seien nicht imstande, ihm Einhalt zu gebieten. Wir greifen ihn erst an, wenn er die Unvorsichtigkeit begeht, den 138

    verschiedenen Armen des Nils zu folgen und seine Truppen aufzuteilen. Auf unserem eigenen Gebiet werden die Hethiter nicht wissen, wie sie vorgehen sollen.«
    Merenptahs Züge spannten sich.
    »Wie findest du diesen Plan, mein Sohn?«
    »Er ist … kühn.«
    »Willst du damit sagen: gefährlich?«
    »Du bist der Pharao, und ich habe dir zu gehorchen.«
    »Sei aufrichtig, Merenptah.«
    »Ich habe Vertrauen, Majestät. Ich habe Vertrauen zu dir, wie alle Ägypter.«
    »Halte dich bereit.«

    Serramanna verließ sich nur auf seinen Seeräuberinstinkt. Er glaubte nicht, daß Acha in einem Kampf mit hethitischen Soldaten ums Leben gekommen war, und erst recht nicht, daß sie von einem Offizier angeführt wurden, der den Befehlen König Hattuschilis gehorchte. Und ebendieser Instinkt setzte ihn auf eine andere Fährte: auf die Fährte eines Raubtieres, dem durchaus zuzutrauen war, daß es tötete, nur um Ramses zu schwächen und ihn einer wertvollen, wenn nicht gar unentbehrlichen Stütze zu berauben.
    Deshalb hatte der Sarde nahe dem vornehmen Haus der Herrin Tanit Stellung bezogen und lauerte darauf, daß Uriteschup herauskam.
    Am frühen Nachmittag verließ der Hethiter das Anwesen und ritt auf einem schwarzweiß gescheckten Pferd davon, nicht ohne sich vorher vergewissert zu haben, daß ihm niemand folgte.
    Serramanna wandte sich an den Wachposten vor der Tür.
    »Ich möchte die Herrin Tanit sprechen.«
    139

    Sie empfing den Sarden in einem prunkvollen Raum, in den das Licht durch hohe Fenster einfiel, die so angeordnet waren, daß sie auch eine angenehme Durchlüftung gewährleisteten.
    Die schöne Phönizierin war schlanker geworden.
    »Ist das ein amtlicher Besuch, Serramanna?«
    »Zunächst noch ein freundschaftlicher; ob das so bleibt,

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