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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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wird von deinen Antworten abhängen, Herrin Tanit.«
    »Es handelt sich also um ein Verhör!«
    »Nein, nur um eine schlichte Unterhaltung mit einer Dame von hohem Stand, die sich auf Abwege verirrt hat.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Doch, doch, du verstehst mich sehr gut. Es sind schlimme Dinge geschehen: Acha, der Oberste Gesandte, ist auf seinem Rückweg von Hatti ermordet worden.«
    »Ermordet …«
    Tanit erbleichte. Um sich Serramannas zu entledigen, brauchte sie nur um Hilfe zu rufen. Die vier Libyer, die sich in ihrem Haus verbargen, würden den Sarden unverzüglich aus dem Weg räumen. Aber wenn sie den Vorsteher der Leibwache des Pharaos umbrachten, hätte das eine Untersuchung zur Folge und Tanit geriete unter die Räder der Gerichtsbarkeit.
    Nein, sie mußte es mit ihm aufnehmen.
    »Ich verlange, genau zu erfahren, womit dein Gemahl während der letzten zwei Monate seine Zeit zugebracht hat.«
    »Uriteschup hat sich zumeist in diesem Haus aufgehalten, denn wir sind sehr verliebt. Wenn er weggeht, sucht er eine Schenke auf oder schlendert in der Stadt umher. Wir sind so glücklich miteinander!«
    »Wann hat er Pi-Ramses verlassen, und wann ist er wiedergekehrt?«
    »Seit wir vermählt sind, hat er sich nicht mehr aus der Hauptstadt entfernt. Er weiß ihren Liebreiz zu schätzen und 140

    vergißt dabei allmählich seine Vergangenheit. Durch unsere Eheschließung ist er Untertan des Pharaos geworden, wie du und ich.«
    »Uriteschup ist ein Verbrecher«, behauptete Serramanna. »Er bedroht dich und hält dich in Furcht. Wenn du mir die Wahrheit sagst, stelle ich dich unter meinen Schutz, und das Gericht wird ihn dir vom Hals schaffen.«
    Einen Augenblick lang war Tanit versucht, in den Garten zu fliehen. Serramanna würde ihr folgen, sie könnte ihn auf die Libyer hinweisen und wäre wieder frei … Aber dann würde sie Uriteschup niemals wiedersehen! Einem solchen Liebhaber zu entsagen, nein, das überstieg ihre Kräfte.
    Während seiner Abwesenheit war sie krank geworden; sie brauchte ihn wie eine Droge. Dank seiner schwelgte sie in wahrer Lust, in nicht versiegender Lust, die alle Opfer wert war.
    »Selbst wenn du mich vor einen Richter zerrst, Serramanna, werde ich keine anderen Aussagen machen.«
    »Uriteschup richtet dich noch zugrunde, Herrin Tanit.«
    Sie lächelte und dachte an den Sinnentaumel, den sie erlebt hatte, noch kurz bevor der Sarde gekommen war.
    »Wenn du mit deiner Liste törichter Anklagen am Ende bist, dann geh!«
    »Ich möchte dich gerne retten, Herrin Tanit.«
    »Ich befinde mich nicht in Gefahr.«
    »Sobald du dich anders besonnen hast, nimm mit mir Verbindung auf.«
    Schalkhaft strich Tanit mit der Hand sehr behutsam über den kräftigen Unterarm des sardischen Hünen.
    »Du bist ein schöner Mann … Pech für dich, daß ich überaus zufrieden bin.«

    141

    Geschmückt mit einer goldenen Halskette, an der ein Skarabäus aus Lapislazuli hing, mit Armreifen aus Türkisen an Handgelenken und Fesseln, in einem Kleid aus gefälteltem Königsleinen unter einem rosenfarbenen Umhang und die Krone mit den zwei hohen Federn auf dem Haupt, so fuhr die Große königliche Gemahlin Iset die Schöne durch die Straßen von Pi-Ramses. Der Wagenlenker hatte zwei friedfertige Pferde ausgesucht, deren Rücken ein farbenprächtiger Harnisch bedeckte und auf deren Köpfen blaue, rote und gelbe Straußenfedern wippten.
    Es war ein herrlicher Anblick. Die Kunde von der Ausfahrt der Königin verbreitete sich in Windeseile, und schon bald liefen die Menschen zusammen, um sie zu bewundern. Die Kinder streuten vor den Pferden Lotosblütenblätter auf den Weg, und überall brandete Jubel auf. Verhieß es nicht Glück, die Große königliche Gemahlin so von nahem zu sehen? Man vergaß die Gerüchte über einen drohenden Krieg, und jeder pflichtete Ramses bei: Er durfte Iset die Schöne nicht verstoßen, welche Folgen diese Entscheidung auch haben mochte.
    In Adelskreisen erzogen, kostete Iset die Schöne diese Fühlung mit ihrem Volk aus, in dem sich verschiedene Stände und Kulturen mischten, und alle Einwohner von Pi-Ramses ließen sie ihre Zuneigung spüren.
    Trotz der Vorbehalte des Wagenlenkers bestand die Königin darauf, auch die am dichtesten bewohnten Viertel zu besuchen, in denen sie ebenso herzlich aufgenommen wurde. Wie gut es tat, geliebt zu werden!
    Nach ihrer Rückkehr in den Palast legte Iset die Schöne sich wie trunken auf ihr Ruhebett. Es gab nichts Bewegenderes als dieses von Hoffnung

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