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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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wenn er ihn dazu nötigte, sein Lager zu öffnen … Sollte er fliehen oder lieber versuchen, den ehemaligen Oberbefehlshaber der hethitischen Armee zu überzeugen?
    Wie gelähmt, fühlte sich der Syrer außerstande, eine Entscheidung zu treffen.
    Der Mann, der auf ihn zukam, war indes nicht Uriteschup.
    »Du … du bist Hethiter?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Und du bist ein Freund von …«
    »Keine Namen! Ja, ich bin ein Freund des Generals, des einzigen Mannes, der fähig ist, Hatti vor der Schande zu bewahren.«
    »Gut, gut … Mögen die Götter ihn beschützen! Wann sehe ich ihn wieder?«
    »Du wirst dich gedulden müssen.«
    »Ihm ist doch hoffentlich nichts Böses zugestoßen?«
    285

    »Nein, keine Bange! Er ist durch amtliche Zeremonien in Ägypten aufgehalten worden und zählt darauf, daß du euren Vertrag aufs Wort einhältst.«
    »Er mag ohne Sorge sein! Der Auftrag ist ausgeführt worden und alles so abgelaufen, wie er es gewollt hat.«
    »Dann kann ich den General also beruhigen.«
    »Er soll sich freuen: Seine Wünsche sind erfüllt worden!
    Sobald ich in Ägypten eintreffe, werde ich mich mit ihm in Verbindung setzen.«
    Kaum war der Hethiter wieder fort, stürzte der Syrer erleichtert und hastig drei Schalen starken Weins hinunter. Das Glück war ihm holder, als er zu hoffen gewagt hätte!
    Uriteschup wurde in Ägypten aufgehalten … Wahrlich, es mußte einen guten Geist geben, der über Diebe wachte!
    Jetzt blieb nur noch Malfi, ein gefährlicher Verrückter, der zuweilen lichte Augenblicke hatte. Für gewöhnlich reichte es schon, daß er Blut sah, um ihn trunken zu machen. Der Mord an einigen Händlern dürfte ihm ebenso große Lust bereitet haben wie eine Frau, so daß er wohl vergessen hatte, die Waren einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Sollte er hingegen Verdacht geschöpft haben, würde er sich mit der Besessenheit eines Wahnsinnigen auf die Suche nach dem Karawanenführer begeben.
    Der Syrer besaß viele Fähigkeiten, doch wenig körperlichen Mut. Malfi die Stirn zu bieten würde seine Kräfte übersteigen.
    Da kam unvermutet in der Ferne eine Staubwolke in Sicht.
    Der Kaufmann erwartete niemanden … Es konnte sich also nur um den Libyer und seine Mordgesellen handeln!
    Verzweifelt sank der Syrer auf eine Matte. Jetzt ließ ihn sein Glück wirklich im Stich. Malfi würde ihn mit Genuß erwürgen, und es dauerte gewiß eine Weile, bis er starb.
    Die Staubwolke bewegte sich nur langsam. Waren das 286

    Pferde? Nein, die kämen schneller voran. Esel … Ja, es mußten Esel sein. Also eine Karawane! Aber woher kam die?
    Mit neuer Zuversicht, jedoch überaus verwundert stand der Kaufmann wieder auf und ließ den Zug der schwerbeladenen Vierbeiner, die gemächlich und mit sehr sicherem Schritt herannahten, nicht mehr aus den Augen. Schließlich erkannte er die Männer. Es waren jene, die er in den Tod geschickt hatte, auf die Straße, an der Malfi ihnen auflauerte!
    War er das Opfer einer Sinnestäuschung? Nein, denn kurz danach trat der Anführer der Karawane auf ihn zu, ein Syrer wie er, aber etwas älter.
    »Hast du eine gute Reise gehabt, mein Freund?«
    »Ja, ohne Hindernisse.«
    Der Kaufmann suchte sein Staunen zu verbergen.
    »Nicht den kleinsten Zwischenfall?«
    »Nein, nicht den kleinsten. Aber jetzt wollen wir so schnell wie möglich etwas trinken, essen, uns waschen und schlafen.
    Kümmerst du dich um die Ladung?«
    »Ja, ja, natürlich … Geh dich ausruhen.«
    Die Karawane wohlbehalten, die Ladung unversehrt … Da war nur eine Erklärung denkbar: Malfi und seine Libyer sind an dem Überfall gehindert worden. Vielleicht haben ihn ja die Wüstenjäger getötet.
    Glück und Reichtum … Das Schicksal überhäufte den Syrer mit allen Gaben. Wie recht er gehabt hatte, daß er Wagnisse eingegangen war!
    Leicht betrunken lief er zu seinem Warenlager, zu dem nur er allein sich Zutritt verschaffen konnte.
    Der hölzerne Riegel war zerbrochen.
    Erschrocken stieß der Kaufmann die Tür auf und stand unversehens einem mit einem Pantherfell bekleideten Mann mit kahlgeschorenem Kopf gegenüber.
    287

    »Wer … wer bist du?«
    »Kha, der Oberpriester von Memphis und der erstgeborene Sohn Ramses’ des Großen. Ich bin hier, um zu holen, was Ägypten gehört.«
    Der Syrer zückte seinen Dolch.
    »Keine törichte Bewegung! Der Pharao beobachtet dich.«
    Als sich der Dieb umwandte, sah er überall hinter den Sanddünen ägyptische Bogenschützen auftauchen. Und im gleißenden Sonnenlicht, die

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