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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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blaue Krone auf dem Haupt, stand Ramses auf seinem Streitwagen.
    Da sank der Syrer auf die Knie.
    »Vergib mir … Ich bin unschuldig … Man hat mich gezwungen …«
    »Das wird sich vor Gericht herausstellen.«
    Beim bloßen Gedanken daran, daß er vor einem Gericht erscheinen sollte, das womöglich die Todesstrafe über ihn verhängen würde, verlor der Kaufmann den Kopf. Mit erhobenem Dolch stürzte er sich auf den Bogenschützen, der ihn festnehmen sollte, und stieß ihm die Klinge in den Arm.
    Drei weitere Bogenschützen wähnten ihren Waffenbruder in Lebensgefahr, weshalb sie nicht zögerten, ihre Pfeile aus den Köchern zu ziehen. Mit durchbohrtem Leib sackte der Dieb zusammen.
    Trotz Amenis Einspruch hatte Ramses selbst die Leitung dieser Expedition übernommen. Dank der Auskünfte der Wüstenjäger und mit der Hilfe seiner Wünschelrute hatte der König das Versteck der gestohlenen Waren ausfindig gemacht.
    Und er hatte noch etwas Ungewöhnliches gespürt, dem er nun auf den Grund gehen wollte.
    Der Wagen des Pharaos preschte durch die Wüste. Seine zwei Pferde liefen so schnell, daß die Eskorte nicht mithalten konnte.
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    Bis zum Horizont waren nur Sand, Steine und Hügel zu sehen.
    »Warum irrt der König durch diese Ödnis?« fragte ein Offizier der Wagenlenker den Bogenschützen, der neben ihm stand.
    »Ich habe schon an der Schlacht bei Kadesch teilgenommen.
    Ramses handelt nie auf gut Glück. Ihn leitet eine göttliche Macht.«
    Der Herrscher fuhr an einer Düne vorüber, dann hielt er inne.
    So weit das Auge reichte, boten sich ihm herrliche Bäume mit graugelber Rinde dar: ein ganzer Wald von Weihrauchbäumen, die Ägypten viele Jahre lang ihr kostbares Harz schenken würden.
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    EINUNDVIERZIG
    RITESCHUPS SELBSTBEHERRSCHUNG wurde auf
    e
    U ine harte Probe gestellt. Weder die Schönheit der Gärten noch die erlesenen Speisen und Getränke oder der Zauber der Konzerte konnten ihn Serramannas ständige Gegenwart und sein unerträgliches Lächeln vergessen lassen. Tanit gefiel dagegen dieser Besuch der Harims im Gefolge einer strahlenden Königin, die auch die sprödesten Beamten betörte.
    Maat-Hor schien entzückt zu sein von den Schmeicheleien der Höflinge, die um ihre Gunst buhlten.
    »Ich habe eine vortreffliche Nachricht«, verkündete Serramanna. »Ramses hat ein neues Wunder vollbracht: Er hat einen riesigen Hain von Weihrauchbäumen entdeckt, und die Karawanen sind wohlbehalten in Pi-Ramses eingetroffen.«
    Der Hethiter ballte die Fäuste. Weshalb ist Malfi nicht eingeschritten? Falls der Libyer festgenommen oder getötet wurde, hatte Uriteschup keinerlei Aussicht mehr, in Ägypten Unfrieden zu stiften.
    Während Tanit sich mit einigen Frauen unterhielt, die ebenfalls Geschäfte betrieben und von der Königin in jenen Harim Mer-Our eingeladen worden waren, in dem Moses einst eine Verwalterstelle innegehabt hatte, saß Uriteschup etwas abseits, am Rande eines kleinen Sees, auf einem Mäuerchen aus Trockensteinen.
    »Woran denkst du, teurer Landesbruder?«
    Der ehemalige Oberbefehlshaber der hethitischen Armee hob die Augen, und sein Blick fiel auf eine Maat-Hor, die anscheinend den Gipfel ihrer Schönheit erreicht hatte.
    »Ich bin traurig.«
    »Was ist die Ursache für diesen Kummer?«
    290

    »Du, Maat-Hor.«
    »Ich? Um meinetwillen brauchst du wirklich nicht traurig zu sein.«
    »Hast du noch immer nicht begriffen, wie Ramses vorgeht?«
    »Enthülle es mir, Uriteschup.«
    »Du erlebst die letzten Tage deines Traums. Ramses hat soeben eine bewaffnete Expedition unternommen, um die Völker in seinen Schutzgebieten noch mehr zu unterjochen.
    Man muß blind sein, wenn man nicht sieht, daß er seine Stützpunkte befestigt, von denen aus er gegen Hatti zu Felde ziehen wird. Doch bevor er den Angriff einleitet, wird er sich zwei dabei hinderliche Menschen vom Hals schaffen: dich und mich. Ich werde wieder in irgendeinem Haus festgesetzt, unter ständige Bewachung gestellt und wahrscheinlich bei einem Unfall ums Leben kommen, und du wirst in einem dieser Harims eingeschlossen, die du mit so großem Vergnügen besichtigst.«
    »Die Harims sind keine Gefängnisse!«
    »Man wird dich mit einer gleichermaßen ehrenvollen wie überflüssigen Aufgabe betrauen, und du wirst den König nie wiedersehen. Denn Ramses denkt nur an den Krieg.«
    »Wie kannst du dir dessen so sicher sein?«
    »Ich habe mein Netz von Freunden, Maat-Hor, und erhalte von ihnen die richtigen Auskünfte, an die du nie

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