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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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gelangst.«
    Die Königin wirkte beunruhigt.
    »Was schlägst du vor?«
    »Der Pharao ist ein Feinschmecker. Ein eigens für ihn ersonnenes Gericht, ‹Ramses’ Gaumenfreude›, schätzt er besonders: in einer Marinade aus Knoblauch, Zwiebeln und rotem Oasenwein gebeiztes Ochsenfleisch und Nilbarschfilets.
    Das ist eine Schwäche, die eine Hethiterin zu nutzen wissen sollte.«
    291

    »Wagst du es etwa, mir vorzuschlagen …?«
    »Spiel nicht die Arglose! In Hattuscha hast du gelernt, mit Gift umzugehen.«
    »Du bist ein Ungeheuer!«
    »Wenn du Ramses nicht beseitigst, wird er dich zerstören.«
    »Richte nie wieder das Wort an mich, Uriteschup.«
    Der Hethiter wagte einen hohen Einsatz. Falls es ihm nicht gelungen war, Maat-Hor Zweifel und Angst einzureden, würde sie ihn bei Serramanna anprangern. Tat sie es jedoch nicht, dann hatte er ein Stück Weges gewonnen.

    Kha machte sich Sorgen.
    Gleichwohl zeitigten die Pläne, die er zur Instandsetzung der Bauwerke in Sakkara gefaßt hatte, bereits bemerkenswerte Erfolge. Der Stufenpyramide des Pharaos Djoser war die aufmerksame Behandlung, die er ihr angedeihen ließ, ebenso gut bekommen wie den Denkmälern des Königs Phiops I. und dem Grabmal des Unas, in dessen Innerem die ersten Pyramidentexte an den Wänden standen und Aufschluß gaben über die vielfältige Wiedererweckung der königlichen Seele.
    Doch dabei ließ es der Oberpriester von Memphis nicht bewenden. Er hatte seine Baumeister und Steinmetzen auch angewiesen, die Schäden an den Pyramiden und Tempeln der Pharaonen der fünften Dynastie in Abusir auszubessern, nördlich von Sakkara. Und in Memphis selbst hatte Kha den Tempel des Ptah vergrößern lassen, der fortan auch eine Kapelle zum Gedenken an Sethos barg und in naher Zukunft um ein Heiligtum zum Ruhme von Ramses erweitert werden sollte.
    Wenn ihn große Müdigkeit befiel, suchte Kha die Stätte auf, an der die Gräber für Könige der ersten Dynastie ausgehoben worden waren. Sie lag am Rande des Wüstenplateaus von 292

    Sakkara, oberhalb der Palmenhaine und des Fruchtlandes. Die Grabanlage des Königs Djer mit ihren dreihundert Stierköpfen aus gebrannter Tonerde verlieh Ramses’ Sohn die erforderliche Kraft, um die Bande zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit zu stärken.
    Das Buch des Thot hatte er indes noch immer nicht aufgespürt, und bisweilen fand sich Kha sogar damit ab. Lag dieser Mißerfolg nicht daran, daß er es an Wachsamkeit mangeln ließ und dem Stierkult zuwenig Beachtung schenkte?
    Der Oberpriester nahm sich vor, diese Fehler künftig zu vermeiden, mußte jedoch zuvor die geplanten Instandsetzungen zu Ende führen.
    Aber würde er das je bewältigen? Zum drittenmal seit Anfang des Jahres ließ sich Kha in einem Wagen zur Pyramide des Pharaos Mykerinos fahren, in die er, sobald sie wieder hergestellt war, eine Gedenkinschrift einmeißeln lassen wollte.
    Und ebenfalls zum drittenmal war die Baustätte verwaist. Nur ein alter Steinmetz saß da und verzehrte ein mit Knoblauch eingeriebenes Stück Brot.
    »Wo sind deine Arbeitsgefährten?« fragte Kha.
    »Nach Hause gegangen.«
    »Hat sich die Spukgestalt wieder gezeigt?«
    »Ja, sie ist wieder erschienen. Mehrere Leute haben sie gesehen. Sie hielt Schlangen in ihren Händen und drohte, jeden zu töten, der ihr in die Nähe käme. Solange dieses Gespenst nicht vertrieben ist, wird niemand bereit sein, hier zu arbeiten, auch nicht für hohen Lohn.«
    Deshalb befürchtete Kha schon, daß er nicht in der Lage sein würde, die Bauwerke auf der Hochebene von Gizeh wieder instand zu setzen. Diese Spukgestalt ließ auch Steine herunterfallen und löste Unfälle aus. Jeder wußte, daß es sich um eine ruhelose Seele handelte, auf die Erde zurückgekehrt, um unter den Lebenden Unheil zu stiften. Doch trotz all seines 293

    Wissens war es Kha noch nicht gelungen, diesem Unwesen zu wehren.
    Als er Ramses, den er um Hilfe gebeten hatte, in seinem Wagen näher kommen sah, faßte Kha neuen Mut. Sollte jedoch auch der König scheitern, dann blieb nichts anderes übrig, als den Zutritt zu einem Teil des Geländes zu untersagen und widerstrebend hinzunehmen, daß diese Meisterwerke der Baukunst verfielen.
    »Die Lage wird immer schlimmer, Majestät. Niemand ist mehr willens, hier zu arbeiten.«
    »Hast du die üblichen Beschwörungsformeln gesprochen?«
    »Sie sind ohne Wirkung geblieben.«
    Ramses betrachtete die Pyramide des Mykerinos. Jedes Jahr kam der Pharao nach Gizeh, um hier etwas von

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