Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
kleinlaut. »Ich kann schon verstehen, dass das für Euch unbefriedigend ist.«
»Unbefriedigend?« Wolfgang ballte ärgerlich die Faust. »Ha! Das ist die größte Untertreibung, die ich je gehört habe.«
»Aber was kann ich dafür, wenn die Beweise so sind?«
»Sagt uns, welches Schwein es war!«
Nikolaus blickte nervös zwischen den beiden Männern hin und her. »Das weiß ich nicht. Dazu muss ich mehr wissen, und genau deswegen wollte ich Euch um Hilfe bitten. Ich hoffe, Ihr könnt mir sagen, wer etwas gegen Wilhelm hatte. Wer hasste ihn so sehr, dass er ihn umbringen wollte?« Erwartungsvoll schaute Nikolaus die beiden Vettern an.
Die tauschten einen kurzen Blick aus. »Ab und zu gab´s Ärger wegen Frauengeschichten.«
»Inwiefern?«
»Das kennt man doch. Wilhelm wollte seinen Spaß haben, aber so´n paar prüde Väter hatten was dagegen. Oder auch irgendein Verlobter.«
Das glaubte Nikolaus sofort, war doch seine Begegnung mit Wilhelm Ergebnis eines solchen »Spaßes« gewesen. »Wurde er denn schon einmal bedroht, von einem Vater oder einem Bräutigam?«
»Wüsste nicht«, sagte Hans Hecken, und auch Wolfgang schüttelte den Kopf.
Dafür konnte es zwei Gründe geben: Entweder hatten die Leute zu große Angst, sich gegen den Sohn des Burgherrn zu stellen, und hielten lieber den Mund oder Wilhelm war doch nicht so schlimm, wie der Vorfall mit Christina den Anschein erweckte.
»Und sonst gab es keinerlei Probleme?«
»Nicht mehr als üblich. Die Bauern schimpfen doch sowieso ständig.«
»Hatte Wilhelm denn eine Favoritin?«
Die Vettern blickten sich wieder kurz an. Wolfgang sagte: »Er hatte fast ein Jahr ein Mädchen, das auch einige andere gern gehabt hätten. Aber wer von uns würde sich schon trauen, Wilhelm die Kleine auszuspannen? Wir sind auch nicht mehr als Leibeigene. Aber sie war schwer hinter Wilhelm her. Vor ein paar Wochen hat er sie wegen Christina zum Teufel gejagt. Sie soll nun einen Neuen haben, hat sich also schnell getröstet. Ich hätte nichts dagegen, dieser Tröster zu sein. Aber das Biest lässt nur ran, wen sie will.«
»Das kann ich gut verstehen, Wolf«, lästerte Hans und gab seinem Vetter einen Stoß.
»Dich würd´ sie ja noch nicht mal mit ´ner Mistforke anfassen!«
Die beiden Männer grinsten breit.
Nikolaus stand momentan nicht der Sinn nach solch groben Scherzen, und so fragte er ungerührt weiter. »Was ist zwischen Christina und Wilhelm gewesen?«
»Er hat sie im Frühjahr auf ´nem Dorffest getroffen und sie sofort haben wollen. Erst haben die beiden noch miteinander getanzt. Aber als Wilhelm mehr verlangte, war Schluss. Seitdem hat sie ihm nur noch die kalte Schulter gezeigt, was ihn oft genug ärgerlich gemacht hat.«
»Davon hat er sich abhalten lassen?«
»Da kennt Ihr Wilhelm schlecht. Als Herr auf der Burg ist man gewöhnt, sich das zu nehmen, was einem gefällt. Er hat sich so manchen Kuss mit Gewalt geholt. Ich weiß genau, was passiert wäre, wenn er sie mal allein erwischt hätte.«
Nikolaus nickte. Genau das war gestern der Fall gewesen. Zum Glück hatte sich Christina wehren können. Aber er verlor natürlich kein Wort darüber, um Christina nicht noch mehr zu belasten.
»Und Wilhelm war in sie verliebt?«
Jetzt grinsten die zwei anzüglich.
»Der sammelt doch nur«, antwortete Hans. »Nach ein paar Wochen hat er doch schon die nächste Braut.«
Der junge Doktor schüttelte hilflos den Kopf. Dass sich so viele Menschen nicht gegen das wilde ungezügelte Begehren, das sie umtrieb, wehren konnten! Er hatte bei seinen Studien von alten Gerichtsprotokollen und Urkunden nur zu oft erfahren müssen, wie viele Verbrechen wegen eben dieser Leidenschaften verübt wurden. Zum Glück hatte es ihn noch nie so erwischt. So lange er noch einen klaren Verstand hatte, würde es auch nie so weit kommen.
Nikolaus atmete tief durch. »Hat Christina denn einen Bräutigam?«
Die Vettern zuckten mit den Schultern.
»Könnte mir jemand mehr über Christina erzählen? Ich meine, außer ihrem Vater. Der ist leider nicht besonders auskunftsfreudig.«
»Isabe. Mit der ist Christina öfter zusammen.«
»Und wo finde ich die?«
Die Vettern zeigten auf ein kleines Haus mit dem üblichen Misthaufen auf der Stallseite. Nikolaus nahm sich vor, nach dem Gespräch mit den Heckens zu Isabe zu gehen.
»Als die Leiche Eures Freundes gebracht wurde, hieß es zuerst, der Amtmann könne es gewesen sein. Wieso eigentlich?«
Wolfgang antwortete scharf: »Is´ das´n
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