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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Reginus Rüth gerade einen Wagen mit Säcken. Einen nach dem anderen schleppte er auf dem Rücken aus dem Haus und gab sie an einen Mann auf dem Fuhrwerk weiter, der sie ordentlich aufschichtete.
    Nikolaus eilte völlig außer Atem auf Christinas Vater zu. »Meister Rüth, wartet bitte.«
    Mit versteinertem Gesicht blieb der Müller stehen, sagte aber keinen Ton.
    »Eure Tochter ist eingesperrt worden. Sie soll den Wilhelm von der Burg getötet haben.«
    »Ich weiß«, brummte er und drehte sich wieder um, um den nächsten Sack zu holen.
    Der junge Mann hielt ihn verzweifelt am Arm fest. »Wollt Ihr denn nichts unternehmen?«
    Reginus betrachtete ihn einen Moment von oben bis unten. »Ihr wisst wohl nicht, wie das ist, Leibeigener zu sein. Ihr seht eher wie einer aus, der mit ´nem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen ist. Ich kann da nichts mehr machen.«
    »Aber ich kann Euch helfen! Ich weiß, dass Christina unschuldig ist.«
    »Ja, und? Wer hört denn schon auf einen wie mich?«
    »Lasst uns zusammen gehen.«
    Energisch schüttelte der Müller die Hand, die noch immer auf seinem Arm lag, ab und ließ Nikolaus einfach stehen. Doch der eilte ihm in die Mühle hinterher. In dem durch die Fenster hereinfallenden Sonnenlicht sah man den Mehlstaub, der die Luft erfüllte. Große Zahnräder und riesige Holzachsen füllten den Raum und drehten sich knirschend. Das dumpfe Grummeln der Mühlsteine und das Geratter der Schüttelsiebe verstärkten die unheimliche Kulisse.
    »Dann sagt mir aber, warum der Herr Dietrich so außer sich geriet, als er Christina sah.«
    Endlich zeigte der Müller eine Reaktion. »Wie meint Ihr das?«
    »Er war verstört, als er sie sah. Erst dachte ich, er kennt sie. Aber so, wie er dann fragte, wer sie sei, glaube ich, dass er sie noch nie gesehen hat. Was bedeutet das?«
    Rüth drehte sich abrupt um und griff nach einem Sack. »Ich hab´ keine Ahnung.«
    Er holte mit seiner Last so weit aus, dass er Nikolaus umgehauen hätte, wäre dieser nicht geistesgegenwärtig zur Seite gesprungen. Dann verließ er die Mühle. Wieder folgte Nikolaus ihm auf dem Fuß.
    »Warum wollt Ihr euch nicht helfen lassen?«, schrie der junge Mann voller Zorn. »Oder hasst Ihr Eure Tochter so sehr?«
    Der Müller warf den Sack auf den Wagen und stürmte mit geballten Fäusten auf Nikolaus zu. Erst im letzten Augenblick blieb er stehen. »Was erlaubt Ihr Euch!«
    »Warum wollt Ihr dann nichts tun?«
    »Ich weiß, was Leid ist! Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man nichts gegen sein Schicksal machen kann. Alle hassten meine Frau, bis sie vor Gram gestorben ist. Das Gleiche erleidet nun meine Tochter. Und bald ist sie auch tot. Dann erklärt mir, warum das so ist!«
    Nikolaus zuckte mit den Schultern. Woher sollte er das wissen!
    Reginus knurrte böse: »Verschwindet lieber so schnell wie möglich! Bevor ich mich vergesse!«
    »Ich kann helfen! Und wenn wir zusammen nach Trier gehen und zur Unterstützung den Kurfürsten holen! Der kann den Burgherrn bestimmt noch umstimmen.«
    Doch der Müller drehte sich um und belud den Wagen, ohne sich weiter um Nikolaus zu kümmern. Der sah ein, dass er hier nichts mehr erreichen konnte, und ging mit hängenden Schultern zurück in Richtung der Burgen. Bei seinen Studien hatte Nikolaus gelernt, dass Leibeigene durchaus ihre Rechte hatten, und so stand es auch in den Werken bekannter Gelehrter. Außer es gab niemanden, der stark genug war, diese Rechte einzufordern. War das auch hier der Fall? Fehlte hier ein Befreier?
    Der junge Mann blieb stehen und blickte um sich. Dort oben die massige, alles beherrschende Burg und hier unten in ihrem Schatten das düstere, feuchte und enge Tal. Dort die mächtigen Herren, die ihren Platz in der wärmenden Sonne genießen konnten, und hier die kleinen Leute, für die nur Schinderei, Entbehrungen und Kälte übrig blieben.

Wilhelms Freunde
    In dem Moment, als Nikolaus an der Niederburg ankam, verließen Wilhelms Freunde die Burg. Schweigend, mit gesenktem Kopf, trotteten sie den Torweg herab. Der junge Mann eilte den beiden entgegen.
    »Werte Herren Hecken! Darf ich Euch etwas fragen?«
    Die beiden blieben mit versteinerten Gesichtern stehen. Wolfgang Hecken sagte unfreundlich: »Wollt Ihr wissen, ob uns Eure Untersuchung gefallen hat? Da kann ich nur sagen: ganz und gar nicht. Wenn Ihr mit solcher Bestimmtheit sagen könnt, dass es das blonde Luder nicht war, warum könnt Ihr uns dann nicht den wirklichen Mörder nennen?«
    Nikolaus sagte

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