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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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aber der junge Mann hielt dem bohrenden Blicken stand.
    »Wir stammen alle von Adam und Eva ab. Es gibt nichts an den Menschen, das Gott unseren Ureltern nicht eingepflanzt hat. Ob es nun die Augen-, die Haar- oder die Hautfarbe ist oder ob jemand von schöner Gestalt ist oder nicht. Es kommt aber darauf an, wie der innere Mensch aussieht – ob er in Gottes Augen wohlgeformt ist oder nicht. Aber wenn bei uns selbst der innere Mensch nicht richtig entwickelt ist, blicken wir nur noch auf Äußerlichkeiten, vergleichen ständig unser Aussehen mit dem der anderen. Dann ist die Eifersucht nicht weit, und wir suchen nach Gründen, warum es der andere scheinbar besser hat als wir. Aber anstatt den Fehler bei uns zu suchen – in diesem Fall unsere verdrehte Einstellung zu Äußerlichkeiten – suchen wir den Grund bei anderen. Und wenn den Menschen nichts Gescheites mehr einfällt, wird gleich ein Pakt mit dem Teufel vermutet. Die Folgen sehen wir überall im Reich an den brennenden Scheiterhaufen. So wird der Fehler des einen Menschen zum Todesurteil eines anderen.«
    Der Priester lächelte und schritt sinnierend durch die Kirche. Nach ein paar Schritten kam er wieder zurück und fragte sehr ernst: »Warum wollt Ihr Christina helfen?«
    »Weil ich überzeugt bin, dass sie unschuldig ist.«
    »Oder seid Ihr verliebt? Gestern wart Ihr der große Held, der ihr geholfen und sie nach Hause gebracht hat.«
    »Nein. Das ist es nicht. Es geht hier um Gerechtigkeit.« Nikolaus hoffte, dass das Zittern in seiner Stimme nicht zu deutlich ausgefallen war.
    Herrmann Ruprecht hob drohend seinen Zeigefinger. »Wehe, Ihr macht mich zu einem Instrument, um Eurer fleischlichen Lust frönen zu können!«
    Der junge Mann hob abwehrend die Hände. »Keineswegs. Ich habe eine priesterliche Laufbahn vor mir.«
    »Oh, mein lieber Bruder, solche Worte haben junge Priester und Mönche noch nie davon abgehalten, gegen das Keuschheitsgelübde zu verstoßen.«
    »Ältere auch nicht.«
    Ruprecht hielt einen Moment inne, bevor er fortfuhr: »Stimmt.«
    »Deshalb weiß ich ganz genau, was sich schickt.«
    Der Pater atmete tief durch. »Also gut. Ich werde morgen zum Herrn Dietrich auf die Niederburg gehen und versuchen, mit ihm zu sprechen. Ich werde ein gutes Wort für Christina Rüth einlegen, auch wenn ich nicht davon überzeugt bin, dass sie das verdient. Versprechen kann ich aber nichts. Wenn alles gut verläuft, ist sie zum Mittag wieder zu Hause.«
    Nikolaus bedankte sich herzlich.
    »Nun gut, mein werter Bruder Krebs. Damit habt Ihr Eure Christenpflicht voll und ganz erfüllt. Alles andere überlasst ruhig mir. So habt Ihr heute noch genug Zeit, weiter nach Himmerod zu reisen. Dort wolltet Ihr doch hin, nicht wahr? Ich wünsche Euch viel Erfolg bei Euren Angelegenheiten dort, und bestellt bitte untertänigste Grüße an unseren hochverehrten Herrn, den Erzbischof Otto.«
    »Das werde ich.«
    Nach einer kurzen, höflichen Verabschiedung stand der junge Mann wieder auf dem Marktplatz im strahlenden Sonnenschein.
    Er war ganz zufrieden, wie das Gespräch verlaufen war – ihm war die erhoffte Hilfe tatsächlich versprochen worden. Allerdings hatten einige Fragen des Paters auch Zweifel in Nikolaus geweckt. Hatte Christina wirklich einen Komplizen? Der Bräutigam, den Isabe erwähnt hatte, wäre der ideale Verbündete für solch einen Mord. Nachdem dieser gestern vom Überfall auf seine geliebte Freundin gehört hatte, hatte sich das Paar in der Nacht daran gemacht, an Wilhelm grausame Rache zu nehmen. Warum hatte er nicht selbst daran gedacht? Es war eine logische Schlussfolgerung, die er nicht gezogen hatte.

Spaziergang
    Nachdenklich vor sich hin schlendernd verließ Nikolaus Obermanderscheid und nahm den Weg in Richtung Tal. Doch anstatt die Straße hinabzugehen, nahm er einen kleinen Weg, der sich an der oberen Kante des Hangs entlangschlängelte. Wenn der junge Mann über seine Schulter nach hinten sah, konnte er durch die Bäume die imposante Anlage der Niederburg in ihrer gesamten Pracht erkennen. Zwischen den Mauerringen und den an den Fels geklebten Häusern herrschte ein geschäftiges Gewimmel von Knechten und Mägden.
    Nikolaus trat so nahe wie möglich an den Rand des Abhangs, um die Rüth´sche Mühle tief unten im Tal zu erspähen. Aber von hier aus war das nicht möglich – Bäume behinderten den Blick. Also folgte er dem Weg noch ein Stück weiter. Endlich konnte er sie durch die Stämme hindurch sehen, gleich dort, wo die

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