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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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fragte er: »Wisst Ihr denn noch, wo und wann Ihr Euer Messer verloren haben könntet?«
    Christina lehnte ihren Kopf an das kühle Mauerwerk und schloss die Augen. Nach einem Moment des Zögerns erklärte sie: »Als Wilhelm mich überfiel, hatte ich es noch bei mir. Ich versuchte, mich mit dem Messer gegen ihn zu verteidigen. Aber davon ließ er sich nicht zurückhalten. Nicht wie sonst, wenn andere dabei waren und zusahen und sich belustigten. Er schlug es mir einfach aus der Hand. Ich war aber so aufgeregt, dass ich vergessen habe, es wieder einzustecken. Das Fehlen fiel mir erst auf, als ich wieder zu Hause war. Ich wollte es am nächsten Morgen suchen, aber da kamen schon die Männer und haben mich hierhergeschleppt.«
    »Also kann es jeder Beliebige genommen haben, der es am Nachmittag oder Abend auf der Lichtung gefunden hat.«
    Sie nickte.
    Demnach gehörte es nicht zum ursprünglichen Plan bei der Ermordung Wilhelms, den Verdacht auf Christina zu lenken. Nikolaus hielt inne. Oder ging er jetzt von falschen Voraussetzungen aus? Hatte es überhaupt einen Plan gegeben? Hass hatte es auf jeden Fall gegeben. Aber vielleicht war der Mord genauso spontan geschehen wie die Denunziation Christinas. Oder war das zufällige Finden des Messers erst der Anlass zu dem Verbrechen? Eins war klar: Das Messer war bei allen Überlegungen ein wichtiges Schlüsselelement.
    »Wer kannte eigentlich Euer Messer?«
    »Das kann ich gar nicht so genau sagen. Bestimmt einige, denn ich habe es immer dabeigehabt. Gegen ein paar aufdringliche Kerle musste ich mich halt wehren. Und alle, die dann dabeistanden, haben es sicherlich gesehen.«
    »Ist es ein besonderes Messer?«
    »Ich habe es von meiner Mutter. Sie hatte es früher auch immer bei sich.«
    »Musste auch sie sich damit gegen Verehrer wehren?«
    Christina funkelte Nikolaus böse an. »Wie kommt Ihr darauf?«
    Er holte tief Luft. Aber diese Frage musste sein – auch wenn sie schwerfiel. »Einige behaupten, Eure Mutter hätte die Männer verführt.«
    »Was?«, schrie sie. Wütend sprang sie von dem Lager auf und baute sich bedrohlich vor Nikolaus auf. Erschrocken wich er einen Schritt zurück. »Meine Mutter hat nie andere Männer gehabt außer meinem Vater! Das kann ich beschwören. Sie war Vater absolut treu. Ich habe gesehen, wie die Kerle ihr reihenweise nachstellten. Sie hat sie alle abgewiesen. Aber die eifersüchtigen Weiber dachten, sie würde so sein, wie ihre lüsternen Männer es gerne gehabt hätten. Mutter und ich wurden schon immer schlecht behandelt. Und jetzt kommt auch Ihr noch?«
    »Nein, nein!« Nikolaus hob abwehrend die Hände. »So meinte ich das doch gar nicht.«
    »Ich habe mich wohl in Euch getäuscht.« Mit einem wütenden Knurren drehte sie sich um und setzte sich wieder auf das Bett.
    »Ich will doch nur verstehen.«
    »Pah!«
    »Bitte! Ich will Euch wirklich helfen. Aber dazu muss ich die Umstände verstehen.«
    »Warum redet Ihr dann so?«
    »Bitte legt mir nichts in den Mund, was ich nicht gesagt habe. Ich habe nur erklärt, dass einige, mit denen ich gesprochen habe, das behaupten.«
    Sie sah ihn mit durchdringendem Blick an, als wollte sie seine wahren Gedanken lesen, die sich hinter seinen Augen verbargen. Ihr Urteil schien positiv auszufallen. »Na gut. Was wollt Ihr wissen?«
    Langsam entspannte Nikolaus sich wieder. »Wer könnte ein Interesse daran haben, Euch den Mord anzuhängen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich wüsste auch nicht, wieso. Wir haben nicht viel mit den anderen Dorfbewohnern zu tun gehabt.«
    »Vielleicht ist gerade das der Grund für die Abneigung.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Wenn Ihr, ich meine damit Euch, Eure Mutter und Euren Vater, nie engen Kontakt mit den Nachbarn hattet, wart Ihr immer die Fremden. Und Fremden gegenüber sind die meisten misstrauisch. Besonders ungebildete und einfältige Leute denken sehr schnell so.«
    Sie nickte. »Mag schon so sein. Manche benehmen sich auch wirklich primitiv. Die sind nicht viel besser als das Vieh, das sie im Stall stehen haben. Nur fressen, schlafen und … sich vermehren. Wer lesen und schreiben kann, ist bei denen erledigt.«
    Leider hatte Nikolaus das auch schon öfter feststellen müssen. Ein Mensch für sich allein mochte noch klug und verständig sein. Aber sobald mehrere zusammenkamen, sank die Intelligenz rapide. Als würde die primitivste Eigenschaft jedes Einzelnen zum Maßstab für alle anderen werden.
    »Oder wisst Ihr, wer etwas gegen Wilhelm gehabt haben

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