Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
erschrocken auf. Schon wurde die Tür aufgestoßen, und Margareta kam mit Speisen auf dem Arm herein. Sie war nicht weniger erschrocken als die beiden anderen. Alle drei starrten sich einen Moment mit offenen Mündern an.
Dann begann die Magd zu schreien: »Was macht Ihr denn hier?«
Nikolaus wusste nicht, was er antworten sollte. Noch ehe er ein Wort herausbrachte, schimpfte Margareta weiter: »Ah! Jetzt verstehe ich! Deswegen sagtet Ihr, Ihr wolltet ihr helfen! Ihr steckt mit der Schlampe unter einer Decke! Aber mir gegenüber so tun, als wärt Ihr ritterlich und gütig. Ihr seid ebenso verlogen wie Eure Buhle dort!«
Wütend war Christina aufgesprungen und giftete zurück: »Was seid Ihr doch für ein Biest! Er hat mich nicht berührt! Mich hat noch nie ein Mann berührt!«
»Hach! Tu doch nicht so, als würdest du plötzlich ganz rot vor Scham! Ich kenne dich!«
»Ihr lügt doch, wenn Ihr nur den Mund aufmacht!«
»Dir werd ich´s zeigen, du dreckige Dirne!«
Mit Schwung warf sie Christina Brot und eine halbe Wurst entgegen. Diese konnte sich zum Glück noch früh genug wegdrehen, sodass die Speisen gegen die Wand klatschten und dann zu Boden fielen. Nikolaus hatte der Auseinandersetzung der Frauen nur sprachlos zuschauen können, er war wie gelähmt.
Im Hinausstürmen rief Margareta: »Ich hole jetzt die Wache. Dann könnt ihr zwei euch auf was gefasst machen!« Und schon hatte sie die schwere Tür zugeknallt und den Riegel vorgeschoben.
Nikolaus und Christina tauschten verständnislose Blicke aus.
»Was ist denn mit der los?«, fragte er.
»Sie bringt mir das Essen und so. Aber sie zeigt mir immer offen ihre Abscheu. Eine gehässige Bemerkung hat sie auch jeweils auf Lager. ‚Zähl schon mal deine restlichen Tage.´ Oder: ‚Hier ist deine Henkersmahlzeit.´ Gestern sagte sie: ‚Das Brot hab ich extra für dich gebacken, mit Fliegenpilzen drin.´«
So hatte Nikolaus Margareta keineswegs in Erinnerung. Auf dem Marktplatz war sie sehr nett und freundlich zu ihm gewesen. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass sie es aus Berechnung war, um ihren Märchenprinzen zu finden, der sie aus ihrer Armut erlöste. Aber das war noch lange kein Verbrechen. Ihr jetziges Verhalten jedoch passte zu den Bemerkungen, die sie über Christina und ihre Mutter gemacht hatte.
»Ihr solltet nun besser gehen, bevor Ihr noch mehr Ärger bekommt«, riet Christina. »Bei mir kann es ja nicht schlimmer werden.« Dabei lächelte sie verlegen und blickte zu Boden.
Ihn kribbelte es in den Fingern, diesen blonden Engel in die Arme zu schließen und zu trösten. Am liebsten hätte er noch Stunden in diesem Raum mit ihr verbracht und sich mit ihr unterhalten. Wie gerne hätte er noch mehr über sie erfahren, darüber, wie sie dachte, was sie liebte und was sie verabscheute. Doch es war damit zu rechnen, dass Margareta ihre Drohung wahrmachte und jeden Augenblick mit Verstärkung zurückkam.
»Eine Frage müsst Ihr mir schnell noch beantworten«, bat Nikolaus. »Wer ist Euer Bräutigam? Isabe konnte es mir nicht sagen.«
Christina sah ihn mit großen Augen an. »Warum wollt Ihr das wissen?«
»Äh …« Wie sollte er das jetzt bloß ausdrücken? »Falls jemand den Verdacht hegt, dass Euer Freund Euch geholfen haben könnte, wäre es passend, wenn ich das schon vorher überprüft hätte.«
Jetzt waren eilige Schritte draußen auf der Treppe zu hören. Die Zeit wurde knapp, aber Christina nagte nur verzweifelt an der Unterlippe.
»Bitte. Ich brauche Eure Unterstützung.«
Doch im selben Augenblick flog die Tür auf, und ein Wachsoldat stürmte mit Margareta im Schlepptau herein. »Was geht hier vor?«, brüllte er und blieb mitten im Raum stehen.
Grimmig wanderte sein Blick zwischen Christina und Nikolaus hin und her. Der junge Gelehrte erkannte die Wache. Das war doch der, der Hans Hecken Christinas Messer abgenommen und dann eingesteckt hatte. Ob er die Waffe noch hatte?
Die Magd drängte sich neben den Soldaten. »Die zwei stecken unter einer Decke. Die haben was miteinander. Oder warum hätte sich der Flegel sonst hier so heimlich einschleichen sollen? Die haben bestimmt gemeinsam Wilhelm umgebracht. Ihr müsst auch ihn einsperren!«
Nikolaus erhob nun seine Stimme. Margaretas Gezeter ging ihm langsam auf die Nerven. »Was redet Ihr da! Wieso sollte ich Wilhelm umbringen? Außerdem habe ich Christina erst vorgestern zum ersten Mal gesehen.«
»Dann hattet Ihr ja genug Zeit, Euch abzusprechen und ihn zu erledigen!«, hielt
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