Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
sie dagegen.
»Ruhe!«, fuhr die Wache dazwischen. »Und zwar alle.«
Eine Hand drohend auf den Knauf seines Schwertes gelegt, blickte er kurz in die Runde. Befriedigt stellte er fest, dass alle drei erschrocken zurückgewichen waren.
»Margareta, du hast deine Aufgabe erledigt. Du kannst jetzt wieder gehen.«
»Aber, die …«
»Sofort!«, knurrte er grimmig.
Die Magd gehorchte widerstrebend und verschwand dann eilends durch die Tür.
»Und nun seid Ihr dran!«, wandte er sich an Nikolaus.
»Bitte nicht böse sein«, flehte Christina. »Es ist nichts von dem passiert, was Margareta behauptet. Bestimmt nicht! Dieser Herr war nur da, um mir seinen Beistand zu versichern. Er will doch nur den wahren Mörder finden.«
»Das spielt jetzt keine Rolle.«
Er packte Nikolaus am Arm und führte ihn ruppig zur Tür. »Geht jetzt. Sonst muss ich noch Meldung machen. Diese Gefangene darf keinen Besuch empfangen. Der Burgherr hat das so befohlen.«
Der junge Gelehrte stolperte die Treppe hinauf, während unten die Tür wieder verriegelt wurde. Man hörte Christina flehen, sie sei nicht sündig und hätte sich auch jetzt nichts zuschulden kommen lassen.
Als auch die Wache oben angekommen war, fragte Nikolaus: »Habt Ihr das Messer noch?«
»Was für´n Messer?«
»Christinas. Das Ihr gestern an Euch genommen habt.«
»Das geht Euch nichts an.«
Bei so viel Sturheit wurde Nikolaus ungeduldig. »Vielleicht ist das der Beweis, dass sie nichts mit Wilhelms Tod zu tun hat.«
»Geht jetzt!«
Am liebsten hätte Nikolaus diesen tumben Kerl am Schlafittchen gepackt und einmal kräftig durchgeschüttelt. »Ihr macht einen Fehler!«, sagte er noch und nahm dann den Weg zurück durch den Keller unter dem Palas.
Ärgerlich stampfte er den Burgweg zum Tor hinunter und murmelte Verwünschungen gegen den Müller, gegen Margareta und gegen den Soldaten. Was hatten die alle gegen Christina? Wieso wurde seine Hilfe für eine Gefangene so missachtet – ja sogar gegen ihn ausgelegt? Er sollte der Geliebte Christinas sein! Was für eine Unterstellung! Als würde er sie begehren! Unverschämtheit!
»Wollt Ihr so enden wie mein Bruder?«
Nikolaus wirbelte herum. Hinter einer Mauerecke stand der junge Herr von Manderscheid und lehnte sich lässig an die Mauer. Sein Gesicht war verschlossen, man konnte keine Regung erkennen – weder ein Lächeln noch Zorn oder Trauer.
»Wie meint Ihr das?«, fragte Nikolaus erschrocken.
Dietrich ging langsam zur Brüstung hinüber und blickte gelangweilt ins Tal. »Ihr sagt zwar, Ihr wärt in Diensten des Kurfürsten Otto von Ziegenhain, aber stimmt das auch?«
»Natürlich.«
»Aber wer sollte das so schnell überprüfen können?«
Beide Männer schwiegen einen Moment. Die Antwort war zu offensichtlich.
Schließlich ergriff der zukünftige Herr der Niederburg wieder das Wort. »Und kennt Ihr meinen Bruder Ulrich aus Köln? Was würde er wohl über Euch sagen, wenn er jetzt hier neben uns stände?«
Nikolaus hatte seine Überraschung überwunden. »Er hätte schon längst dafür gesorgt, dass ich jede Hilfe bekomme, die nötig ist.«
»Seid Ihr davon überzeugt?«
»Warum nicht?«
Dietrich drehte sich langsam um und blickte Nikolaus lange an. »Vielleicht wäre Ulrich mit den jetzigen Ergebnissen auch vollauf zufrieden. Wir haben die Mörderin, die unseren Bruder getötet hat. Und bald wird dieses Miststück tot sein. Und weder sie noch ihre Mutter können noch Unruhe stiften.«
Der junge Doktor grübelte angestrengt darüber nach, was der Zweck dieser Unterhaltung sein mochte. Er fragte kurzerhand: »Ihr mögt Christina nicht. Was hat sie Euch getan?«
Dietrich drehte sich wieder weg. Er wollte seine Regungen verstecken, die man sonst in seinem Gesicht hätte ablesen können. »Sie hat mir persönlich noch nichts getan. Aber es gibt Dinge, die weder Wilhelm noch sonst jemand kennt. Es ist besser, wenn diese Geheimnisse auch nicht aufgedeckt werden.«
»Und dafür nehmt Ihr in Kauf, dass eine Unschuldige getötet wird?«
Plötzlich brach es aus dem Burgherrn hervor. Laut stieß er aus: »Sie ist nicht unschuldig! Sie hat meinen Bruder auf dem Gewissen! Sie ist ein ebensolches Scheusal wie ihre Mutter! Die hat die Menschen auch schon genug gequält!«
Was hatte Katharina mit der Geschichte zu tun? Sie war doch schon vor Jahren gestorben. Oder übertrug Dietrich seinen Zorn von der Mutter auf die Tochter? Wann und wo war er aber so heftig mit Katharina aneinandergeraten, dass sich dieser
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