Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
könnte?«
    Sie lachte spöttisch auf. »Wilhelm? Der ist doch das größte Schwein von allen. Da gibt es viele, die ihm liebend gern das Licht ausblasen wollten.«
    »Das habe ich auch schon bemerkt. Aber gibt es da jemand, der Euch spontan in den Sinn kommt?«
    »Seine Freunde Hans und Wolf.«
    Nikolaus riss überrascht die Augen auf. »Ihr meint die beiden Vettern? Die aus der Familie Hecken?«
    »Genau die.«
    Damit hatte er nun am wenigsten gerechnet. Die zwei waren bisher sehr hilfsbereit gewesen. Sie hatten ihm jede Unterstützung versprochen. Er konnte kaum glauben, dass sie ihn so hinters Licht geführt haben sollten.
    »Und wie kommt Ihr darauf?«
    »Es gibt einige, die Wilhelm hassten. Aber wie Sklaven halt so sind: Sie haben eine große Klappe und meckern über alles Mögliche, haben aber nicht den Mumm, selbst etwas gegen ihre Lage zu unternehmen.«
    »Und die Heckens waren anders?«
    »Richtig. Welche anderen Leibeigenen haben es denn geschafft, als Freunde Wilhelms zu gelten?«
    Nikolaus zuckte mit den Schultern.
    »Genau. Sie waren oft mit Wilhelm zusammen, weil sie sich genauso schamlos und rücksichtslos benahmen wie er. Aber er ließ sie andauernd spüren, dass er etwas Besseres war als sie. Er kommandierte sie nach Belieben herum. Oft gab es Streit wegen Frauen. Wollte Wilhelm unbedingt eine bestimmte haben, hatten die beiden anderen zurückzutreten – mehr oder minder zähneknirschend. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie das aus Freundschaft taten. Sie hatten genug Gründe, Wilhelm zu hassen, und wären skrupellos genug für eine solche Tat.«
    »Hatte es in der letzten Zeit denn wieder Reibereien um eine Frau gegeben?« Nikolaus tippte in Gedanken auf Christina. Sie war wirklich Grund genug, sich um sie zu streiten.
    »Nein. Diesmal nicht. Wilhelm hatte kurz vor seinem Tod eine Wette gegen Wolf verloren. Irgend so ein Kinderkram wie Armdrücken oder so. Es gab einen mächtigen Streit, weil er seinen Einsatz nicht hergeben wollte.«
    »Und was war der Einsatz?«
    »Sein Pferd.«
    Diese Nachricht traf ihn wie ein Schlag. Die beiden Heckens hatte er bisher nicht auf seiner Liste gehabt. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, ihre Ehrlichkeit in Zweifel zu ziehen. Aber plötzlich passte alles haargenau zusammen: die verlorene Wette, der Streit um den Einsatz – Wilhelms Pferd, das nach dem Mord verschwunden war. Die sogenannten Freunde konnten ihn getötet haben. Genau wie Nikolaus vermutet hatte, war es rein aus Rache geschehen. Und sie kannten Christinas Messer! Sie selbst hatten ja gesagt, dass es ihr gehörte. Das Finden der Leiche, der Verdacht gegen sie, alles war ihr Werk.
    Aber bisher war es nur ein Verdacht, eine Vermutung, bei der die bekannten Umstände zusammenpassten. Wie konnte Nikolaus dieses Komplott belegen? Gar nicht. Er musste nach Beweisen suchen. Denn nur wenn er den wahren Mörder präsentierte, konnte Christina endgültig entlastet werden. Aber er musste aufpassen. Die Vettern hatten bei der Untersuchung des Leichnams schließlich mitbekommen, dass Nikolaus das Mädchen für unschuldig hielt, dass er im Begriff war, ihren Plan zunichtezumachen. Wenn die beiden schon kaltblütig genug waren, den Sohn ihres Herrn umzubringen, würden sie bei einem nicht willkommenen Fremden bestimmt noch weniger Hemmungen haben.
    Nikolaus war während seiner Überlegungen langsam zur Lagerstatt gegangen. Ohne dass er sich dessen bewusst war, hatte er sich neben Christina gesetzt.
    Etwas nervös fragte er: »Behandelt man Euch gut?«
    Sie nickte. »Ich wusste gar nicht, dass Gefangene so gut versorgt werden. Ich bekomme mehr Speisen, als ich essen kann, habe genug frisches Wasser, ein neues Kleid und Decken, damit ich nachts nicht friere.«
    Er staunte nicht schlecht. »Hat der Herr Dietrich das so angeordnet?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist einfach so.«
    Er hielt einen Moment inne und fragte dann: »Kennt Ihr den Herrn schon von früher?«
    »Natürlich habe ich ihn schon ein paarmal gesehen, wenn er auf dem Pferd durch Niedermanderscheid geritten ist. Aber meistens nur aus einiger Entfernung.«
    »Und gestern habt Ihr ihm zum ersten Mal direkt gegenübergestanden?«
    »Ja. Warum fragt Ihr?«
    »Weil er den Eindruck machte, als sei er überrascht, Euch zu sehen.«
    »Das ist mir in der Aufregung gar nicht aufgefallen. Wieso denn wohl?«
    Nikoalus antwortete leise: »Wenn ich das wüsste.«
    Unverhofft hörte man das laute Knirschen des Riegels an der Tür. Der junge Gelehrte sprang

Weitere Kostenlose Bücher