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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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betont freundlich: »Fragt doch bitte jemanden, der gestern da war, als der tote Sohn des Herrn Dietrich gebracht wurde.«
    »Für so´n Quark hab´ ich keine Zeit«, murmelte die Wache und wollte sich umdrehen.
    »Man wird Euch dann bestätigen, dass ich Wilhelm die Letzte Ölung gegeben habe.« Nikolaus lächelte übertrieben breit.
    Die Wache schaute sich um, reckte den Hals hierhin und dorthin, als suche er eine ganz bestimmte Person. Dann rief er einen Bediensteten, und als dieser herangekommen war, zeigte er auf den Besucher und knurrte: »Kennste den?«
    Nikolaus erinnerte sich an den Mann. Der hatte ihm gestern das Öl geholt.
    Entsprechend war auch die Antwort des Dieners: »Der Priester war gestern auch schon mal da. Der hat dem jungen Herrn die Sakramente gegeben.«
    Die Wache nickte zustimmend. »Also gut. Folgt mir.« Und marschierte los.
    In Schlangenlinien erklommen die beiden Männer die gesamte Burg. Oben angekommen ging es wieder durch den kleinen Eingang in den inneren Teil des Bergplateaus. Aber statt des Wegs nach rechts in Richtung Palas nahm der Soldat geradeaus die kleine Treppe nach unten. Sie durchschritten einen Keller, der voller Fässer und Ballen stand. Durch eine weitere Tür traten sie wieder ins Sonnenlicht. Eine Holztreppe führte in einen Innenhof hinab, in dem nur ein einziges Gebäude in der hinteren linken Ecke stand. Links und geradeaus befand sich eine Brüstung, rechts erhob sich ein Felsen, auf dem der große Wohnturm der Herren von Manderscheid stand. Und hinter ihm musste der Palas sein. Als sich Nikolaus kurz umschaute, bestätigte sich seine Vermutung. Diesen Hof hatte er gestern aus den Fenstern des Palas gesehen.
    Die Wache betrat das Haus in der Ecke der Befestigungsmauer. Dort ging es einige steile Stufen hinunter, und sie standen vor einer mit Eisen beschlagenen Eichentür. Der Soldat schob den schweren Riegel zur Seite und ließ Nikolaus hinein. Kaum hatte er den finsteren, niedrigen Raum betreten, wurde der Eingang schon wieder hinter ihm zugeschlagen.
    »Klopft, wenn Ihr wieder rauswollt!«, brummte der Mann noch unfreundlich. Dann hörte man, wie sich seine schlurfenden Schritte auf der Treppe langsam entfernten.
    Durch die beiden vergitterten kleinen Fenster gelangte genug Licht herein, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die einzige Einrichtung war ein grob gezimmertes Bettgestell mit Strohsack und ein paar Decken. Darauf saß Christina mit angezogenen Beinen und drückte sich ängstlich an die Wand. Sie war blass, mit dicken Rändern um die Augen, ihre Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Sie machte einen solch erbarmungswürdigen Eindruck, dass es Nikolaus im Herzen wehtat. Die einzige positive Veränderung war ihr neues Kleid. Zum Glück musste sie hier unten nicht in dem ausharren, das ihr bei der Festnahme zerrissen worden war.
    Unter den Fenstern standen auch ein Krug mit Wasser und ein Holzbrett, auf dem Brot und Käse lagen. Wenigstens wurde sie gut versorgt.
    »Wie geht es Euch?«, fragte Nikolaus vorsichtig und blieb in angemessener Entfernung stehen.
    »Was für eine Frage. Sieht man das nicht?«
    »Entschuldigt bitte. Natürlich sehe ich das.«
    »Was fragt Ihr dann so dämlich?«
    Der junge Mann atmete tief durch. Selbstverständlich konnte es ihr nicht gut gehen. Er wollte doch nur höflich sein. Ihr elender Zustand quälte ihn schon genug, aber ihre ruppige Art strapazierte seine Nerven erst recht.
    »Ich will Euch nur helfen.« Seine Stimme klang geradezu flehentlich.
    »Ha! Gestern habt Ihr das schon mal versprochen. Ihr wolltet sofort zu Dietrich. Aber was ist bisher passiert?«
    Nikolaus hob verzweifelt die Schultern.
    »Ganz genau! Nichts!«, zischte sie. »Also trollt Euch lieber wieder.«
    Er kam ein Stück näher und erklärte, dass er Beweise für ihre Unschuld hatte. Nur leider habe er es bisher nicht geschafft, den Herrn von Manderscheid zu sprechen. Entschuldigend fügte Nikolaus hinzu: »Aber ich war beim Pater Ruprecht, und er hat mir versprochen, sich heute beim Herrn für Euch einzusetzen.«
    Langsam beruhigte sich Christina wieder. »Jaja. Schon gut. Aber es ist alles andere als ein Vergnügen, für etwas zu büßen, was man nicht gemacht hat.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Sie schaute zu ihm hoch und wollte gerade erneut eine zynische Antwort geben, doch sie besann sich noch früh genug und schwieg.
    Nikolaus grübelte verzweifelt, wie er am besten beginnen sollte, das Durcheinander in seinem Kopf zu entwirren. Schließlich

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