Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Todesart. Oder war es ganz anders gewesen? Und der Mörder hatte hier ein zweites Mal zugeschlagen?
»Was macht Ihr da?«
Nikolaus fuhr herum. War Hans jetzt doch noch gekommen? Und fand ihn bei der Leiche seines ermordeten Vetters? Doch zum Glück war es jemand anderes. Ein Mann um die fünfzig mit einer Kippe voller Holzkohle auf dem Rücken stand ein Stück weiter zwischen den Bäumen. Nikolaus rief ihm zu, dass er den Toten eben entdeckt hatte.
Der Köhler behielt einen gebührenden Abstand. »Ich werde nichts verraten. Ich habe Frau und Kinder. Ich werde schnell weitergehen und alles vergessen.«
Nikolaus versicherte ihm, nichts mit dem Mord zu tun zu haben. »Bitte, wir müssen sofort Wachen von der Niederburg holen. Könnt Ihr mir den schnellsten Weg dorthin zeigen? Ich bin nämlich nicht von hier.«
Der Mann nickte nur und lief los. Nikolaus folgte ihm, so gut er konnte. In Serpentinen ging es den Berghang hinab, dann an der Lieser entlang um die Oberburg herum. Sie erreichten die Niederburg am Turnierplatz, und nach wenigen Augenblicken kamen sie am Burgtor an und erstatteten Meldung.
Beschuldigungen
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, eilten einige Wachen zu der Stelle, die Nikolaus und der Köhler ihnen beschrieben hatten. Zusätzlich wurden zwei Bedienstete mit einem Fuhrwerk losgeschickt, um über die Straße dorthinzufahren und den Leichnam zu holen. Der Soldat, der Nikolaus am Morgen des Kerkers verwiesen hatte, bestimmte, dass der Köhler und Nikolaus dazubleiben hätten, bis die Angelegenheit geklärt war. Nikolaus wollte Einspruch erheben, aber er wurde unsanft in einen kleinen Raum im Torturm geschoben und eingeschlossen. Dort musste er ausharren, bis der tote Wolfgang gebracht wurde.
Die Wartezeit zog sich endlos hin – inzwischen musste es Mittag sein. Ab und zu hörte man Leute aufgeregt in der Nähe der Tür reden oder jemanden hastig vorbeieilen. Schätzungsweise eine Stunde später wurde es vor der Tür wieder lebhafter. Ein Soldat holte Nikolaus aus dem Raum und führte ihn in den unteren Innenhof der Burganlage. Neben einem Fuhrwerk hatte sich eine bunte Menschenmenge versammelt. Alles reckte die Hälse, um einen Blick auf den Leichnam zu werfen. Auch der Köhler wurde gerade herbeigeführt.
Doch kaum hatte Nikolaus die Leute erreicht, stürzte Hans Hecken hervor und wollte laut schreiend über ihn herfallen. »Du Schwein! Ich reiß dich in Stücke! Du verdammter Mörder!«
Ein paar Wachen hatten sichtlich Mühe, ihn zurückzuhalten. Der junge Jurist blieb stehen und blickte sich ängstlich um. Was war inzwischen geschehen? Hatte man ihn schon zum Mörder gestempelt? Wie sollte er aus dieser äußerst misslichen Lage entkommen?
Der Soldat, der Nikolaus eingesperrt hatte, musste mehrfach versuchen, sich Gehör zu verschaffen, damit endlich wieder Ruhe einkehrte. So wie er auftrat und wie auch die zum Teil älteren Wachen auf ihn hörten, musste er trotz seiner jungen Jahre einen höheren Rang bekleiden.
»Warum behauptet Ihr, der Fremde sei ein Mörder?«, wandte er sich nun an Hans.
Der versuchte sich loszureißen. Doch seine Bewacher waren geübt genug, um ihn unter Kontrolle zu halten. Dafür war seine zornige Stimme umso lauter. »Vorhin noch hat er mich und meinen Vetter beschuldigt, wir hätten unseren Freund Wilhelm umgebracht.«
»Und was hat das hiermit zu tun?« Die Ungeduld in der Stimme des Soldaten war unüberhörbar.
»Weil er keinen Beweis gegen uns finden kann, hat er aus Rache Wolfgang umgebracht.«
Jetzt meldete sich Nikolaus zu Wort: »Ihr wisst genau, dass das falsch ist. Ihr wart doch derjenige, der mich angegriffen hat.«
»Ich konnte mich nur erfolgreich verteidigen. Aber Wolfgang habt Ihr hinterrücks getötet!«
»Ruhe!«, brüllte der Soldat dazwischen. »Noch einmal, und Ihr wandert beide ins Loch! Ist das klar?« Energisch blickte er zwischen den beiden Kontrahenten hin und her.
Nikolaus hob beschwichtigend die Hände. »An mir soll es nicht liegen. Ich habe nichts zu verbergen.«
Hans murmelte irgendetwas Unverständliches. Erst als die Wache ihn noch einmal streng angeschaut hatte, antwortete er knurrig. »Ja!«
»Es gab also Streit?«
Nikolaus nickte. »Als ich ihm ins Gesicht sagte, dass er und sein Vetter auch Grund gehabt hatten, Wilhelm zu töten, verlor er die Nerven und bedrohte mich mit seinem Messer.«
»Du Schwein! Ich musste mich verteidigen!«
Der Soldat hob drohend seinen Finger.
Hans hielt plötzlich inne. Er
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