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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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durch die gelblichen Butzenscheiben hereinfiel, ließ sein Gesicht noch kränklicher erscheinen. Er sah noch schlechter aus als bei dem Abschied vom Leichnam seines Sohnes. Daran konnten auch seine wertvolle Kleidung, sein goldener Siegelring und seine schwere Kette nichts ändern.
    Unvermittelt begann der Herr von Manderscheid zu reden. Er sprach sehr leise und war nur schwer zu verstehen. »Ich mag keine Unruhestifter auf meinem Gebiet.«
    Demütig antwortete Nikolaus: »Gnädiger Herr, entschuldigt bitte, falls ich so unvorsichtig war und jemanden beunruhigt habe.«
    »Ich habe von Eurem Streit mit Wilhelms Freunden gehört. Sie haben meinen Sohn gefunden und um ihn getrauert. Warum schnüffelt Ihr hinter ihnen her? Hat der Erzbischof Euch geschickt?«
    »Mein Herr Otto von Ziegenhain weiß davon nichts. Ich handle auf eigenen Beschluss. Christina Rüth ist unschuldig. Ich würde gern den wahren Mörder Eures Sohnes finden.«
    »Euch ist bewusst, dass Ihr hier keinerlei Rechte dazu besitzt?«
    »Selbstverständlich. Ihr seid der Gebieter. Darum bitte ich gnädigst um die Erlaubnis, weitersuchen zu dürfen.«
    Mit erstickter Stimme antwortete der Regent: »Wir haben die Mörderin bereits.«
    »Aber ist sie es auch?«
    »Wilhelm hätte sie nie anfassen dürfen. Das war nicht richtig.«
    »Ihr wisst also, dass er sie vorgestern fast geschändet hatte?«
    Der Burgherr hielt kurz inne. »Das hätte er nicht tun sollen. Das war sein Todesurteil.«
    Nikolaus ereiferte sich immer mehr. Endlich hatte er die Möglichkeit, die Umstände des Mordes darzulegen. »Aber wollt Ihr denn nicht wissen, wer es wirklich gewesen ist? Ich kann beweisen, dass Christina unschuldig ist. Derjenige, der Euren Sohn tötete, hat auch Wolfgang Hecken auf dem Gewissen. Da Christina im Kerker sitzt, kann sie es unmöglich gewesen sein.«
    Dietrich stützte sich mit seiner freien Hand auf die Fensterbank und schnaufte schwer. »Lasst die Sache am besten ruhen. Was Wilhelm passiert ist, war unvermeidlich.«
    Der junge Mann zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Unvermeidlich? Inwiefern unvermeidlich?«
    »Ich war ein schlechter Vater. Wilhelm wuchs ohne Mutter auf. Er war ein völlig verzogener Bursche. Vielleicht ist es besser so. Wer weiß, wem er noch wehgetan hätte. Im Grunde ist es ein Wunder, dass es nicht schon eher passiert ist.«
    Der Burgherr atmete schwer. Sein Kopf war nach vorn gesunken, sodass sein Kinn seine reich verzierte Weste berührte. Er weinte. Nikolaus war peinlich berührt, diesen mächtigen Herrscher in einer so erbarmungswürdigen Verfassung zu sehen.
    Um die unangenehme Situation zu beenden, fragte Nikolaus vorsichtig: »Was geschieht nun mit Christina Rüth?«
    Dietrich richtete sich wieder auf und drehte sich endlich Nikolaus zu. »Ich kümmere mich schon selbst darum.«
    »Sie ist unschuldig!« Seine Stimme war lauter, als er beabsichtigt hatte.
    »Verschwindet besser aus der Gegend.«
    »Wollt Ihr sie denn einfach hinrichten lassen?«
    Aber ohne ein weiteres Wort wandte sich der Burgherr um und ging zur Tür. Nikolaus überlegte verzweifelt, wie er Dietrich aufhalten konnte. Aber wahrscheinlich wäre jedes weitere Wort fehl am Platze, würde alles nur noch schlimmer machen. Er hatte es verdorben, gründlich. Die Aussage des Herrn war unmissverständlich gewesen: Nachforschungen waren überflüssig. Das Urteil gegen Christina war gefällt. Jetzt konnte ihr nur noch ein Wunder helfen.
    Kaum hatte Dietrich den Palas wieder verlassen, kam der Soldat, der ihn gebracht hatte, wieder herein.
    »Ich habe Euch hinauszugeleiten.«
    Mehr war nicht nötig. Der scharfe Klang der Stimme sagte schon genug aus. Mit hängenden Schultern trabte Nikolaus hinaus in den strahlenden Sonnenschein. An jedem anderen Tag hätte er sich über das warme, sonnige Wetter gefreut, aber heute hatte er keinen Sinn dafür. Wortlos folgte ihm der Soldat den Berg hinab, bis er zum Tor hinaus war. Was sollte er jetzt noch tun, da Dietrich höchstpersönlich ein Machtwort gesprochen hatte?

Der Köhler
    Als Nikolaus die Rampe zum Burgtor verließ und auf die Dorfstraße trat, sah er den Köhler aus dem gegenüberliegenden Hof kommen. Seine Kiepe war nun leer, er hatte seine Lieferungen ausgeführt. Dieser Mann hatte ihn erst in die brenzlige Situation gebracht. Hätte er nichts von dem nächtlichen Ausflug erzählt, stünde Nikolaus jetzt nicht wie ein Verdächtiger da. Was heute Mittag in der Burg passiert war, hatte sich bestimmt wie ein Lauffeuer

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