Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
zusammen. Das interessierte ihn nun doch. »Und was wird so gesprochen?«
»Äh … nichts Besonderes. Nur dass Ihr halt viele Fragen stellt. Und das gefällt den Leuten eben nicht.«
»Und was denkt Ihr?«
»Ich?« Er schaute sich scheu um. »Ja … äh … Ihr solltet die Sache besser nicht so ernst nehmen.«
Nikolaus wurde ein wenig energischer. »Wieso nicht so ernst nehmen? Es geht hier um Mord!«
»Aber wenn der Wilhelm das nun mal verdient hat?«
»Und warum?«
»Was halt so über ihn geredet wird. Dass er sich das genommen hat, was man ihm nicht freiwillig gegeben hat.«
»Ihr klingt so, als hätte er Eure Frau auch schon belästigt.«
Das Lachen des Mannes war aufgesetzt. Irgendetwas verbarg er dahinter. »Zum Glück hat er meine immer in Ruhe gelassen. Sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste. Und unsere Tochter ist noch zu jung.«
Nikolaus kam die Sache eigenartig vor. Wer lieh einem Nachbarn sein Reitpferd, um damit Baumstämme durch den Wald zu schleppen? Das Ergebnis war deutlich sichtbar. Der Mann konnte das unerfahrene Tier kaum bändigen. Er hakte noch einmal nach: »Findet Ihr es nicht schlimm, dass Christina eingesperrt worden ist? Es gibt nämlich die Vermutung, dass ihr die Schuld am Mord nur untergeschoben wurde.«
Der Arbeiter schüttelte energisch den Kopf. »Die hat das verdient.«
»Wieso denn?«
»Sie ist wie ihre Mutter. Die hat damals auch allen Männern den Kopf verdreht. Wegen der haben sich sogar schon einige geschlagen. Ihre Tochter ist genauso. So viel Schönheit kann nur vom Teufel sein, um unter den Menschen Neid, Zwietracht und Hass zu säen. Ich bin mir sicher, dass sie es war.«
»Das glaube ich aber nicht. Habt Ihr denn schon gehört, dass Wilhelms Freund Wolfgang Hecken auch ermordet worden ist?«
Der Mann nickte. »Das haben mir die Soldaten erzählt, die heute Vormittag hier langkamen. Zum Glück ist das wieder ein Quälgeist weniger.«
Nikolaus atmete einmal tief durch. »Habt Ihr denn auch für ihn kein Mitleid?«
Der Mann antwortete entschieden: »Weder für Wilhelm noch für die Schlampe Christina noch für einen seiner sogenannten Freunde.«
»Wolfgang wurde vom gleichen Mörder wie Wilhelm getötet. Da Christina aber im Kerker sitzt, kann sie nicht die Mörderin sein.«
»Na und? Sie steht mit dem Teufel im Bunde. Ihr verfluchter Geist hat ihn umgebracht!« Der aufgebrachte Mann fuchtelte wild mit den Händen herum, sodass das Pferd scheute und stieg. Er musste aufpassen, dass ihn die gefährlich nahe kommenden Hufe nicht trafen.
Nikolaus brachte sich hinter einem Baum in Sicherheit. Manche Menschen hatten doch eigenartige Vorstellungen! Christinas Geist hatte Wolfgang getötet? Wie denn das? Hatte sie sich in eine Fledermaus verwandelt und war fortgeflogen? Oder hat sie sich mit Flugsalbe eingerieben und war dann wie eine Hexe durch die Luft geschwebt? Ammenmärchen waren das! Schauergeschichten, um kleine Kinder zu erschrecken!
Als sich das Pferd endlich beruhigt hatte, fragte Nikolaus: »Woher wisst Ihr, dass es Christinas Geist war?«
»Das sagt Pater Ruprecht. Der ist Priester. Der muss es ja schließlich am besten wissen. Aber bitte entschuldigt. Ich bin schon im Rückstand. Ich muss dringend weiterarbeiten.«
Nikolaus hob entschuldigend die Hände. »Natürlich müsst Ihr das. Aber würdet Ihr mir auch Euren Namen nennen?«
»Wie? Ich?«
»Ich frage nur aus Höflichkeit. Wie ich heiße, wisst Ihr ja schon.«
»Äh … Peter Berger.«
»Vielen Dank, Meister Berger. Gutes Gelingen und einen erfolgreichen Tag.«
Der verstörte Mann murmelte einen kurzen Dank und machte sich wieder an die Arbeit.
Nikolaus eilte wieder zum Pfad und setzte seinen Weg fort. Den Namen Berger hatte er schon gehört. In welchem Zusammenhang war das noch gewesen? Das musste an einem Abend in der Gaststube gewesen sein, als es um die junge Frau Berger ging, für die sich Wilhelm interessiert hatte. Und als ihr Mann sich bei Dietrich beschwerte, hatte man ihn kurze Zeit später ertrunken in der Lieser gefunden. Welche Verbindung gab es zwischen diesen beiden Bergers?
Siedendheiß fiel Nikolaus noch etwas ein. Wilhelms Pferd, es wurde doch seit dem Tod seines Besitzers vermisst. War das Pferd, das er bei dem versuchten Überfall auf Christina auf der Lichtung gesehen hatte, nicht auch schwarz gewesen? Konnte es dasselbe Pferd sein, das hier gerade als Rückepferd zweckentfremdet wurde?
Ein Liebespaar
Von den Menschen in Niedermanderscheid ignoriert, eilte
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