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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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scheinen damit zufrieden zu sein, dass die Müllerstochter die Schuldige ist. Und das trotz eindeutiger Beweise, dass sie es nicht gewesen sein kann.«
    »Jaja. Ich habe schon von Eurem Streit mit Hans Hecken und mit Bernhard Roden gehört. Was fällt Euch eigentlich ein, unbescholtene Untertanen des Herrn so leichtfertig zu beschuldigen?«
    Nikolaus musste einmal tief Luft holen, um nicht die Fassung zu verlieren. »Sowohl die beiden Vettern als auch Roden waren sehr verdächtig.«
    »Immer noch?«
    »Roden auf jeden Fall. Er hat mehr als einen Grund, Wilhelm und Christina aus dem Weg zu schaffen. Lediglich die Heckens sind jetzt wohl aus dem Schneider – außer Hans hätte seinen Vetter auf dem Gewissen.«
    »Aber dafür seid Ihr nun umso verdächtiger!«, donnerte der Priester los.
    Nikolaus wich erschrocken einen Schritt zurück. »Ich? Nur weil ich den toten Wolfgang gefunden habe?«
    Triumphierend reckte sich der Priester. »Weil Ihr in Christina verliebt seid!«
    Vehement schüttelte Nikolaus den Kopf: »Nein!«
    »Aber Ihr habt sie heimlich im Kerker besucht. Ihr habt Euch wie ein gemeiner Verschwörer hineingeschlichen.«
    »Das stimmt nicht! Ich bin ganz offen gekommen, um ihr zu helfen. Sie sollte mir nur ein paar Fragen beantworten.«
    Herrmann Ruprecht lachte gekünstelt auf. »Und das soll ich Euch glauben? Damit habt Ihr Euch selbst in Verdacht gebracht, etwas mit dem Mord zu tun zu haben!«
    »Wieso das denn?«
    »Christina hat Wilhelm ermordet. Und den Beweis, wie ihr Messer gefunden wurde, könnt auch Ihr nicht leugnen. Sie hat ja selbst zugegeben, dass es ihr Messer ist. Und um sie dann zu entlasten, hat kein anderer als Ihr selbst Wolfgang ermordet!«
    Nikolaus taumelte zurück und fasste sich an die Stirn. Ihm war schwindelig, alles drehte sich. So unglaublich waren die Beschuldigungen, so unverständlich diese Schlussfolgerungen, dass er an seinem eigenen Verstand zweifelte. Konnte jemand wegen seiner gut gemeinten Bemühungen, die Wahrheit zu ergründen, wirklich zu solch abstrusen Überlegungen kommen? Wurde seine Hilfe so gründlich missverstanden? Er war nicht in Christina verliebt! Nachdenklich schloss er die Augen. Oder war er es doch? Aus welchem Grund musste er sonst ständig an sie denken?
    Schwer atmend antwortete er schließlich: »Da erhebt Ihr schwere Anschuldigungen! Seid Ihr sicher, dass Ihr die auch beweisen könnt?«
    »Ihr habt Euch den Schlamassel selbst eingebrockt. Ich werde Euch nicht helfen, Euren Hals aus der Schlinge zu ziehen. Falls Ihr trotz aller gegenteiligen Beweise unschuldig sein solltet, kann Euch nur noch der Herr im Himmel beistehen. Ich will damit nichts mehr zu tun haben.«
    Vor Schreck zitternd und schweißgebadet stand Nikolaus vor dem Kirchenportal und wusste nicht, was er antworten sollte. Der Priester lächelte höhnisch und verschwand in seiner Kirche.
    Später wusste der junge Mann nicht mehr, wie er in seine Kammer im Gasthaus gekommen war. Die Umgebung erschien plötzlich unwirklich und schemenhaft, wie durch einen Nebel. Die Stimmen der Menschen um ihn herum klangen hohl und weit entfernt. Das Bett, auf das er sich vorsichtig gelegt hatte, fühlte sich plötzlich wackelig an – als befände er sich auf einem gefährlich schaukelnden Schiff in schwerer See. Ein kurzer, tiefer Schlaf, der eher einer Bewusstlosigkeit glich, erlöste ihn für einen Moment von seinen seelischen Qualen.

Gespräche in der Gaststube
    Mit hämmernden Kopfschmerzen und trockener Kehle wachte Nikolaus gegen Abend wieder auf. Die Dämmerung hatte gerade eingesetzt, und im Ort war es ruhiger geworden. Nur aus der Gaststube hörte man einige Stimmen. Wahrscheinlich saßen einige Nachbarn bei einem abendlichen Bierchen zusammen und kauten die Ereignisse des Tages noch einmal durch.
    Langsam erhob sich Nikolaus, um erst einmal seine Gedanken zu sortieren. Doch kaum war er wieder einigermaßen klar, geisterten ihm schon wieder die schrecklichen Anschuldigungen von Pater Ruprecht durch den Kopf. Hatte Christina ihn wirklich so sehr durcheinandergebracht, dass er jedes Gefühl für Unvoreingenommenheit vergessen hatte? War er so blind für unübersehbare Beweise gewesen? Hatte er sich aus Liebe – oder besser gesagt Verliebtheit – zu falschen Schlussfolgerungen hinreißen lassen?
    »Ich habe doch nichts Verkehrtes getan«, murmelte er verzweifelt.
    Auch wenn seine Hilfe für die anmutige und liebliche Christina unter Umständen eifriger und energischer war, als sie für andere

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