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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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freundschaftlichem Schulterklopfen war die gute Stimmung wiederhergestellt. Sie prosteten sich vergnügt zu.
    Und schon ging es weiter: »Warum glaubst, dass der Herr an den Morden schuld ist?«
    »Der und seine Elisabeth hatten ständig Streit. Fragt doch die alte Hiltrud! Die kann das bestätigen.«
    »Und was hat das mit den Morden zu tun?«
    »Dietrich ließ seine Frau verhexen, sodass sie bei Wilhelms Geburt gestorben ist.«
    Ein weiterer Gast ereiferte sich nun: »Genau! Deshalb war Wilhelm der erste Tote, und danach folgen die anderen Söhne.«
    »Hä? Warum wurde dann der Hecken abgemurkst?«
    »Vielleicht ist er ja auch ein Sohn des Herrn?«
    Mit seiner Behauptung erntete der Mann nur Widerspruch. Nach allem, was die Leute gehört hatten, war der Burgherr in seiner Jugend nicht so ein Leichtfuß gewesen wie der Sohn. Beleidigt lehnte sich der Mann zurück und verschränkte demonstrativ die Arme.
    Das waren Nikolaus nun doch zu viele Ammenmärchen. Es war schon erstaunlich, auf welche unmöglichen Gedanken Menschen kamen, wenn sie zu viel getrunken hatten. Es wunderte ihn nicht, wenn in solch einer bierseligen Stimmung plötzlich Geschichten über Hexen, Zauberer und Geister geboren wurden, die am nächsten Tag für bare Münze gehalten und verbreitet wurden. Wie schnell gerieten Unschuldige ins Visier von machtgierigen Richtern oder übereifrigen Geistlichen. Deswegen hatte der Hexenwahn schon viel zu viele Opfer gefordert.
    Nikolaus zog sich lieber zurück. Er ertrug es nicht, sich mit noch mehr schmerzlichen Gedanken beschäftigen zu müssen. Lieber versuchte er sich auszuschlafen. Vielleicht sah die Welt morgen erträglicher aus.

Die geheimnisvollen Listen
    Nikolaus trat ärgerlich gegen den Balken, der das Dach der Mühle stützte. Warum war er in der ersten Nacht hier in Manderscheid noch einmal hinausgegangen? Er hätte sich ohrfeigen können. Man hatte ihn gesehen, als er andere heimlich beobachtet hatte. Das musste die Leute natürlich misstrauisch machen. Da er seine Nase schon zu tief in die Sachen der anderen gesteckt hatte, war es kein Wunder, dass ihm sogar der Herr Dietrich höchstpersönlich auf die Finger gehauen hatte. Wo sollte dies nur enden?
    Mit einem Anflug von Verzweiflung musste er lächeln. Er dachte an Terenz 14 . Der hatte behauptet: Nichts ist so schwierig, dass es nicht erforscht werden könnte. Terenz hatte bestimmt keine verzwickten Mordfälle im Schatten der Burgen von Manderscheid lösen müssen.
    Wo waren Christinas Listen? Es konnte doch nicht so schwer sein, die Papiere zu finden. Schließlich waren sie schon einmal entdeckt und fast gestohlen worden. Damit könnte er eindeutig beweisen, dass der Großbauer Roden bei den Abgaben betrog. Dann hätte Nikolaus wenigstens einen Trumpf in der Hand, um sich gegen die Beschuldigungen verteidigen zu können.
    Mit einer kleinen Öllampe in der Hand lief er schon zum zweiten oder dritten Mal durch die Räume. Er bemühte sich, etwas Auffälliges zu finden, etwa ein loses oder schief sitzendes Brett, unter dem sich ein geheimes Versteck befand. Er suchte nach Kerben in den Dielen, die anzeigten, dass hier eine Kiste oder ein Regal regelmäßig hin und her geschoben wurden, um dahinter die Dokumente zu verbergen. Oder gab es irgendwo verräterische Spalten, die eine Geheimtür oder -luke anzeigten? Aber nichts von alledem hatte er gefunden. Er hatte schon alle Kisten geöffnet und ihren Inhalt untersucht, die Schränke durchwühlt, war sogar auf einen Stuhl gestiegen, um auch die nicht einsehbare Oberseite der Möbel zu begutachten. Mittlerweile kannte er das gesamte Haus so gut wie seine Westentasche. Hätte ihn jemand gefragt, wo etwas Bestimmtes zu finden war, er hätte es sofort sagen können.
    Nun stand er abermals in Christinas Kammer und schaute sich ratlos um. Dort in der Ecke stand ihr Bett. Wie waren ihre Nächte im Moment wohl? Von allen Menschen verlassen, eingesperrt im finsteren Kerker und ohne die Aussicht, jemals wieder in Freiheit leben zu können. Und Nikolaus war nicht in der Lage, daran etwas zu ändern. Das wurmte ihn am meisten.
    Ärgerlich trat er gegen die Kiste, in der sich Christinas persönliche Sachen befanden. Ein Knirschen war zu hören, und ein paar Holzsplitter fielen zu Boden
    »Auch das noch!«, rief er wütend.
    Nikolaus kniete sich neben die Kiste, um den Schaden zu begutachten. Das Holz hatte wohl schon einige Jahre oder sogar Jahrzehnte hinter sich. Die Feuchtigkeit durch den am Haus

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