Im Schatten der Giganten: Roman
ihn. Dass wir verfolgt wurden, war in meinem Bewusstsein irgendwie in den Hintergrund gerückt. Plötzlich erschien mir eine Rast weniger erstrebenswert, trotz der Schmerzen in den Waden.
Der Nachmittag brachte neue Hinweise auf Moaradrids Präsenz. Der erste bestand aus einer pechschwarzen Rauchsäule links von uns, einige Meilen entfernt, so nahe, dass ich den scharfen Geruch von brennendem Holz wahrnahm, vermischt mit anderen, weniger leicht zu identifizierenden Gerüchen. Vielleicht gab es eine harmlose Erklärung dafür. Mounteban achtete kaum darauf; seine einzige Reaktion bestand darin, uns noch mehr anzutreiben. Aber ich musste an die Zerstörung von Reb Panza denken. Unsere Verfolger würden nicht zögern, die Hütten und Häuser eines Dorfes niederzubrennen, wenn sie glaubten, dass einer der Dorfbewohner wusste, wo wir uns befanden. Was auch immer der Fall sein mochte, ich schauderte beim Anblick der Rauchsäule.
Der nächste Zwischenfall zwei Stunden später war fast ebenso schwer einzuordnen, doch er weckte zumindest Mountebans Aufmerksamkeit. Wir liefen über einen Weg, der am Kamm eines Hügels entlangführte, mit dicht an dicht stehenden Kiefern auf der Kuppe und verkümmerten Espen am Schieferhang rechts von uns, als uns ein Geräusch erstarren ließ: das plötzliche Bellen von Hunden.
Mounteban warf einen Blick über die Schulter, als rechnete er damit, dass eine Hundemeute herangelaufen kam. Dann rief er: »Lauft!«
Er beherzigte seinen Rat als Erster, und wir anderen folgten ihm dichtauf. Das Bellen hatte etwas Beharrliches, als ob die Hunde versuchten, unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ich war überrascht, wie leicht das Laufen meinen gemarterten Muskeln fiel – eben noch wäre mir die Vorstellung, einen solchen Sprint einzulegen, vollkommen absurd erschienen. Jedes Bellen schien meine Füße noch etwas schneller werden zu lassen.
Eine Minute später ließ meine Panik nach, und die Beine wurden schwer – der Sprint verwandelte sich in ein müdes Taumeln. Der Schmerz kehrte mit erbarmungsloser Intensität zurück, und die Luft, die ich atmete, schien aus einem Ofen zu stammen. Ich konnte nicht feststellen, ob die Hunde näher kamen. Ihr wildes Bellen dauerte an, aber ein anderes Zeichen von ihnen gab es nicht.
Zuerst hatte ich gedacht, dass wir ziellos flohen, aber das war offenbar nicht der Fall; Mounteban führte uns in eine ganz bestimmte Richtung. Voraus zwischen den Bäumen sah ich einen felsigen Einschnitt. Als ich seinen Rand erreichte, fiel mein Blick auf einen breiten Bach, der durch die Lücke plätscherte und sich über den Hang schlängelte. Mounteban und seine Männer wateten bereits hindurch; das klare Wasser reichte ihnen bis zu den Knien. Ich sprang ebenfalls in den Bach und unterdrückte einen Aufschrei – das Wasser war eiskalt.
Fünf Minuten später ließ Mounteban uns anhalten und führte uns in den Schatten einer Trauerweide, deren weit ausladende Zweige auf halbem Wege durch die Schlucht eine Art Zelt bildeten. Mit Salzleck blieb uns dort nicht viel Platz, aber ich war vor allem froh, dass wir nicht mehr laufen mussten; der Rest interessierte mich weniger.
Mounteban wartete, bis er wieder zu Atem gekommen war, und sagte dann: »Ich glaube, es droht keine Gefahr mehr.«
»Sind sie hinter uns her?«
Er schüttelte den Kopf. Ob er damit meinte, dass sie nicht hinter uns her waren oder ob er es einfach nur nicht wusste, blieb unklar. »Wir folgen eine Zeit lang dem Bach, nur um sicher zu sein. Dann wäre ein sehr guter Fährtenleser nötig, um unserer Spur zu folgen.«
Was auch immer der Fall sein mochte, die Hunde blieben verschwunden, obwohl wir sie noch eine Stunde lang hörten. Ihr Gebell wurde allmählich zu einem dumpfen Grollen in der Ferne. Niemand schlug vor, zu den beiden Pferden zurückzukehren, die wir bei der Hügelkuppe zurückgelassen hatten, zusammen mit zwei Dritteln unserer Vorräte. Wir ließen jetzt größere Vorsicht walten, als wären wir alle der Überzeugung, dass es vor allem Glück gewesen war, das es uns ermöglicht hatte, den Hunden zu entkommen.
Diese Vorsicht rettete uns vermutlich das Leben, als es zur ersten Begegnung mit Moaradrids Soldaten kam. Es geschah kurz nach der Abenddämmerung, und wir schritten über einen schmalen Pfad, der durch einen dichten Wald führte, als Mounteban plötzlich die Hand hob und damit das vereinbarte Zeichen gab. Wir alle duckten uns ins Gebüsch. Glücklicherweise waren die zu beiden Seiten des
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