Im Schatten der Königin: Roman
vorkam, denn die Vermutung, die mir seine Forderung eingab, die hätte ich schon eher haben können. Schließlich hatte Mrs.Owen erwähnt, dass Barbara Cross hier gearbeitet hatte, und Agnes Cross’ Selbstsicherheit, ihre Unbeliebtheit beim Gesinde sprachen dafür, dass sie Privilegien genoss, die in keinem Verhältnis zu ihrer Stellung als Dienerin einer alten Dame standen, die in Alter und Tod hineindämmerte und seit langem nicht mehr die Hausherrin war. Dazu kam die Abwesenheit seiner Gemahlin, die Anthony Forster mit ihrem Unwillen darüber erklärt hatte, durch Amys Anwesenheit zur zweiten Frau im Haushalt degradiert worden zu sein, eine Erklärung, die ich ohne weiteres akzeptiert hatte. In der Tat hatte ich versucht, alles, was ich entdeckt hatte, mit Amy zu verbinden, statt in andere Richtungen zu schauen.
»Anthony Forster«, sagte ich langsam, »ich war nie in dieser Lage, aber wenn man einer seiner Mägde ein Kind macht, dann, so scheint es mir, ist es leichter, einmal öffentlich Buße zu tun, das Mädchen mit einem guten Kerl aus dem Gesinde zu verheiraten und die Sache damit hinter sich zu bringen, als ein Verbrechen zu unterstützen und sich den Rest seiner Tage von ihrer Familie ausnehmen zu lassen.«
Er setzte sich auf. »Was für ein Verbrechen?«, fragte er, ohne meinen Verdacht zu leugnen. Hier befand ich mich auf dünnem Eis, denn es mochte sehr wohl sein, dass Edmund Campion mir in Oxford nur einen Floh ins Ohr gesetzt hatte mit seiner Vermutung, was Barbara Cross und eine Engelmacherin betraf, statt die Wahrheit erkannt zu haben. Aber mit einer Magd einen Bastard zu zeugen, war eigentlich nicht genug als Erklärung für Forsters merkwürdiges Verhalten. Die meisten Männer in dieser Lage, die wie Forster gut genug gestellt waren, um als Gentlemen zu gelten, leugneten entweder, dass es ihr Kind war, oder – wenn sie Kind und Mutter versorgt wissen wollten – taten, was ich gerade beschrieben hatte: Sie nahmen eine Kirchbuße in Kauf und fanden einen Ehemann für das Mädchen. Es sorgte für Klatsch und war der häuslichen Harmonie sicher nicht zuträglich, doch es tat ihrer Stellung in der Gesellschaft keinen Abbruch. Wenn Barbara Cross, wie Campion vermutet hatte, aber zu einer Engelmacherin gegangen war, und wenn Anthony Forster das unterstützt hatte und sich dies beweisen ließ, dann waren sie dem Gesetz unseres Landes nach beide des Mordes schuldig, und Forster hatte mehr als genug Grund, alles zu tun, um dafür zu sorgen, dass so etwas nicht ans Licht kam.
»Du brauchst nicht länger um den heißen Brei zu reden.« Weiter vorzutäuschen, dass ich bereits alles wusste, mochte ihn veranlassen, noch mehr zu verraten, doch es ließ sich nur aufrechterhalten, wenn ich nicht den Fehler machte, eine falsche Vermutung als Tatsache hinzustellen. Also hielt ich mich an ominöse Allgemeinplätze. »Mein Diener Frobisher hat mir bereits alles erzählt. Forster, was aus deiner Seele wird, kümmert mich nicht, und auf deine weltlichen Güter habe ich auch kein Auge. Mich kümmert nur, was mit my lady geschehen ist und ob deine Taten my lords Feinden Waffen gegen ihn liefern können. Also lass uns die ganze traurige Geschichte von Anfang an durchgehen, und wenn wir das getan haben, dann braucht mich keine Cross mehr irgendetwas zu kümmern.«
Anthony Forster hob eine Hand. Auf seinen Knöcheln war noch etwas von meinem Blut; er wischte es an seinem Hemd ab.
»Dein Diener Frobisher, wie? Nun, dann ist es ein Jammer, dass er nicht mehr hier ist, dein Frobisher, um irgendjemandem irgendetwas zu bezeugen. Ich konnte nun wahrlich nicht zulassen, dass dieser Geck in deinem Auftrag hinter mir herspioniert. Verdammt, ich habe dir gesagt, dass meine Geschäfte am Sonntag nichts mit my lady zu tun hatten und nur mich etwas angingen. Du hättest dich damit zufriedengeben sollen.«
Es war offensichtlich sein Tag, um mich zu überraschen. Ich starrte ihn an. Was zum Kuckuck meinte er mit nicht zulassen? Hatte er Frobisher bei dessen Eintreffen hier vielleicht Geld gegeben, damit dieser gleich weiterritt? Und was zum Kuckuck hatte Frobisher über Forster herausgefunden?
»Nur weil du mein Gastgeber bist, brauchst du meinen Dienern doch keinen Sold zu zahlen«, sagte ich beißend, um ihn meine Vermutung entweder bestätigen oder verneinen zu lassen.
» Ha! Keinen Penny habe ich an deinen sogenannten Diener verschwendet«, sagte er verächtlich. »Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Er hätte das
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