Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
gleich.« Er spuckte aus. »Nicht, wenn du bereit warst, deine eigene Seele zu verdammen, um mit ihm die Sünde von Sodom zu begehen.« Forster musterte mich verächtlich. »Du hast die Stirn, mir über Verbrechen zu predigen, und treibst es selbst mit Männern.«
    Heute war nicht mein Tag.
    Heute war ganz entschieden nicht mein Tag.
    »Was?« Mehr als diese eine Silbe fiel mir dazu nicht ein.
    »Ich kenne dich schon seit Jahren, Blount. Du hast für Gaukler nichts übrig, und Dichtkunst langweilt dich. Du würdest nie einen als Diener einstellen, es sei denn, da gibt es noch einen anderen Grund. Und dann brauchte man sich nur anzuschauen, wie unruhig der Lackaffe wurde, als du nicht da warst. So führt sich kein Diener auf, der ist froh, wenn er zwei Tage nichts zu tun hat. Dein Frobisher dagegen, der reiste dir hinterher, und Hal Latimer sagte mir, er wäre so unruhig gewesen, als hätte er Hornissen im Hintern. Da war mir alles klar. Im Übrigen hat er es auch nicht geleugnet, als ich es ihm auf den Kopf zusagte.«
    »Was?«, wiederholte ich noch einmal.
    »Ganz recht, Blount, dein Lustknabe hat eure Sünde wider Gott und die Welt zugegeben.« Forster funkelte mich triumphierend an. »Wenn du auch nur ein Wort gegen mich sprichst, wenn du gar auf die Idee kommst, mich vor den Geschworenen und my lord als Sündenbock für my ladys Tod hinzustellen, dann werde ich nicht der Einzige sein, der in Schimpf und Schande von dieser Welt scheidet.«
    Es war ein Glück, entschied ich, dass unsere vorherige Prügelei die schlagkräftige Art von Wut aus mir herausgesogen hatte. Der Zorn, der jetzt in mir aufstieg, war von anderer Art und kühl wie ein blankes Messer in einer Winternacht.
    Gleichzeitig schien mir, dass Gott mir einen Spiegel vorhielt: Anthony Forster war mir nur einen Schritt voraus in seinen Taten, während ich nur Überlegungen gewälzt hatte; er hatte getan, was auch auf mich zugekommen wäre, wenn ich diesen Weg weiterverfolgt hätte. Er war eine Warnung für mich.
    Das änderte nichts daran, dass ich nun vorhatte, ihn für das, was er getan hatte, zahlen zu lassen. Doch ich würde es tun, ohne meinerseits Menschen zu opfern, das schwor ich mir.
    Ich würde auch mit Frobisher ein ernstes Wort reden, aber das war das Unwichtigste meiner Vorhaben. Er musste wirklich Angst um sein Leben gehabt haben, wenn er eine solche ungeheure Behauptung bestätigte. Wenn ich nur mit einem ganzen Pack Knechten von Kew aus aufgebrochen wäre, dann hätte Forster es sich zweimal überlegt, ehe er einen meiner Leute angriff. Nun, die Rechnung dafür würde ich ihm präsentieren, so sicher, wie die Sonne im Osten aufging, doch vorerst musste ich ihn in Sicherheit wiegen.
    »Anthony Forster«, sagte ich, »du hast mich durchschaut, ich gebe es zu. Aber du weißt auch, dass ich hier nicht fortgehen kann, bis die Geschworenen ihre Untersuchung beendet haben und zu einem Urteil gekommen sind, was my lady betrifft. Was das angeht, so habe ich my lord gesagt, als ich ihn in Kew aufsuchte, dass ich selbst noch weitere Untersuchungen anstellen muss, also kann ich nicht auf einmal behaupten, ich hätte bereits alles getan, was ich vermag. Ich kann also nicht sofort nach Kidderminster zurückkehren. Gib mir noch ein paar Tage Zeit. Und gib mir einen Beweis, dass Frobisher noch am Leben ist, denn sonst, fürchte ich, muss ich annehmen, dass du ihn nach seinen Auskünften umgebracht hast, und das würde mich mit Sicherheit zu einem verzweifelten Mann machen. Zu einem verzweifelten und sehr gesprächigem Mann.«
    Forster stützte sich mit einer Hand vom Boden ab und stand auf. »Wirklich?«, fragte er spöttisch.
    »Ganz bestimmt«, bestätigte ich. »Wenn du darauf rechnest, dass ich in meiner Trauer trotzdem nicht mein eigenes Wohl und Weh aufs Spiel setzen würde, nun, dann muss ich dir sagen, dass es bei einem toten Frobisher niemanden geben würde, der irgendein Fehlverhalten meinerseits bezeugen könnte. Du weißt doch selbst, wie das ist, bei deiner … Beziehung zur Familie Cross.«
    Die Siegesfreude, die gerade erst bei ihm aufgekeimt war, verschwand wieder aus seinem Blick.
    »Nun gut«, sagte er. »Dann bleib eben noch, bis die Untersuchung abgeschlossen ist. Aber kein Wort mehr zu einem Cross!«
    »Und das Lebenszeichen?«, fragte ich.
    »Was soll das sein?«, gab er ungehalten zurück. »Ein Tuch, mit dem er seinen Arsch abgewischt hat?«
    »Morgen ist Sonntag«, sagte ich so gelassen wie möglich. »Ich will doch hoffen, dass

Weitere Kostenlose Bücher