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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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diejenigen, die noch in die gleiche Richtung wie ich unterwegs waren, als wir Windsor längst hinter uns gelassen hatten. Nach Norden und Oxfordshire treibt es längst nicht so viele Leute wie von Windsor nach London. Außerdem maße ich mir an, ein guter Menschenkenner zu sein und zu wissen, wer am Spätnachmittag etwas auf einer Landstraße zu suchen hat und wer nicht. Wer zu Fuß unterwegs war, konnte ruhig als einer abgeschrieben werden, der sich ein neues Leben bei Hofe oder in London erträumt hatte und gescheitert war; wer in einem Tross nach Norden zog, hatte seine Reise gut vorbereitet und ging wahrscheinlich nur Geschäften nach, die nicht meine Sache waren. Berittene wie ich selbst dagegen, nun, das war etwas anderes.
    Ich wurde von zwei jungen Spunden überholt, die niemandes Farben trugen, aber eindeutig nicht so aussahen, als könnten sie sich in ihrem Alter die Tiere selbst leisten, die sie ritten. Der erste von ihnen war die Art von Kerl, die Hunden in den Hintern treten, wenn sie sich langweilen, groß und grobklotzig. Er rief doch tatsächlich »Zur Seite, Alter!«, als er an mir vorbeiritt. Nein, ich ließ mich nicht auf ein Wettrennen ein. Wie gesagt, es gibt Dinge, für die ich inzwischen zu alt bin. Wenn auch noch nicht so alt.
    »Du hast jedes graue Haar in Ehren verdient, aber es sind längst nicht so viele, als dass du dir darüber Gedanken machen müsstest. Sie sind wie Pfeffer und Salz, Thomas«, hatte Amy einmal gesagt; sie hatte nie die Angewohnheit von Robin und seinen Geschwistern übernommen, mich Vetter Blount zu nennen.
    »Sie spricht dich mit Vornamen an, als wärest du nur ihr Diener, nicht ein Verwandter«, kommentierte Margery dies, als sie davon hörte, und ich hatte ihr erklärt, dass my lady nichts dergleichen implizieren wollte, im Gegenteil. »Nun, mich wird sie jedenfalls Base nennen, solange sie hier ist«, hatte Margery erklärt, »und mir jeden Respekt zollen, der mir als deiner Frau gebührt.«
    Da Erinnerungen an den kurzen Aufenthalt einer toten jungen Frau unter meinem Dach nichts fruchteten und die Gegenwart wichtiger war, drängte ich sie zurück.
    Der zweite Reiter, der sich sein gutes Pferd nie und nimmer hätte selbst leisten können, war ein dürrer, flachsblonder Kerl in einem Wams, das wohl elegant aussehen sollte. Wenn er nicht beachtete, dass man dergleichen nicht auf einer Reise trug, wo es nur verdreckte, dann konnte er allerdings auch nicht arm sein. Außerdem drehte er sich ständig nach mir um, als er mich einmal überholt hatte, und ließ sein Pferd sogar langsamer laufen, so dass ich ihn hätte einholen können. Wer auch immer ihn als Spitzel ausgeschickt hatte, musste wirklich über ein hoffnungslos schlechtes Urteilsvermögen verfügen. Damit schieden Cecil und der spanische Botschafter bereits aus, aber der Herzog von Norfolk war plötzlich eine echte Möglichkeit.
    Kurz vor Wallingford wartete der Reiter tatsächlich darauf, dass ich ihn einholte, und ich konnte es nicht mehr verhindern, es sei denn, ich hätte eine Rast eingelegt, so wie er.
    »Ihr seid Tom Blount, nicht wahr?«, rief er mir in einem Ton entgegen, der fröhlich und daher vollkommen unnatürlich klang. Niemand, der ein paar Stunden im Sattel verbracht hat, ist fröhlich gestimmt, das schwöre ich bei all den Heiligen, die wir in England nicht mehr verehren, bis irgendwann wieder ein Katholik auf den Thron kommt.
    »Hm«, knurrte ich, ohne Anstalten zu machen, mein Pferd zu zügeln, und war schon an ihm vorbei.
    »Der Tom Blount, der Lord Robert Dudleys Hauswesen vorsteht?« Er schnalzte mit der Zunge und versuchte, sein Pferd wieder zum Traben zu bringen, aber der Gaul erkannte mangelnde Kompetenz wohl so gut wie ich und zog es vor, im Schritt den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.
    »Wenn Ihr nämlich der Tom Blount seid, den ich meine, dann hat das Schicksal Euch dazu ausersehen, mir meine Träume zu erfüllen!«, rief er mir nach.
    Das sollte mich wohl neugierig machen. Ich muss zugeben, er fing zumindest an, mich zu belustigen. Aber ich war heute nicht zu meinem Vergnügen unterwegs.
    »So wartet doch, Sir! Wollt Ihr denn gar nicht wissen, warum Ihr und ich füreinander bestimmt sind?«
    »Nein«, rief ich über die Schulter und schloss meinen Mund sofort wieder. Schließlich hatte ich gar nicht beabsichtigt, ihn zu öffnen.
    »Aber dann vielleicht, warum Lord Robert und ich füreinander bestimmt sind?«, brüllte er mir hinterher und schaffte es irgendwie, sein

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