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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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für Ehrengäste. Mrs.Odingsells und Mrs.Owen saßen in Stühlen, die so sorgfältig geschnitzt waren, dass sie einmal dem Prior gehört haben mussten, jeder mindestens zweiundvierzig Shilling wert. Da Margery und meine Söhne in Kidderminster auch in der ehemaligen Priorei lebten, kannte ich mich in diesen Dingen aus, bis hin zu den Preisen. Mein Großvater hat noch für die Mönche die Mieten eingetrieben, und ich muss gestehen, es hat mir eine gewisse Befriedigung bereitet, just das Gebäude für meine Familie zu erwerben, in dem er einst in so untergeordneter Stellung aus und ein gehen musste. Auch wir hatten Amy das beste Zimmer geboten, die edelsten Möbel, Stühle, die gepolstert waren. Das beste Bett mit einem ordentlichen Baldachin und Laken aus Leinen, nicht Hanf. Margery war es gelungen, ein paar der alten Wandteppiche, die von dem Narren, der die Priorei nach der Auflösung übernahm, als Pferdedecken genutzt worden waren, wieder so herzurichten, dass man sie in die Zimmer hängen konnte, und das hatten wir getan.
    Anthony Forster schien so etwas nicht nötig zu haben; in diesem Zimmer gab es zwar nur einen gepolsterten Stuhl, den, in dem Mrs.Owen saß, und keinen Wandteppich, dafür aber ein Bild, so eins, wie sie gerade groß in Mode waren und es sich die Höflinge, die etwas auf sich hielten, gerne in ihre Stadtresidenzen hängten. Mir kam in den Sinn, dass die Geschäfte, von denen er nicht erzählen wollte, gut und gern damit zu tun haben mochten, dass er für sich selbst Gelder abzweigte, die eigentlich seinem Patron oder durch Steuern der Königin gebührten.
    »Cumnor ist ein schöner Landsitz«, hatte ich zu Amy gesagt, nachdem sich entschieden hatte, dass sie nicht mehr bei uns leben würde. »Er wird Euch gefallen. Forster ist stolz darauf, was er aus dem Haus gemacht hat, und erwähnt es bei allen möglichen Gelegenheiten.«
    »Aber Ihr werdet nicht dort bleiben, in dem schönen Cumnor, nachdem Ihr mich dort abgegeben habt wie eine Truhe voller alter Wäsche, nicht wahr?«, fragte sie mit kalter Stimme. »Ihr werdet auch nicht nach Worcestershire zurückkehren. Nein, Ihr werdet an die Seite meines Gatten an den Hof eilen. Es ist doch eigenartig, dass er dort ohne seine Gemahlin leben kann, aber nicht ohne seinen Vetter Blount.«
    »My lady …«
    »Ihr habt einmal meinen Namen benutzt«, sagte sie. »Versteckt Euch jetzt nicht hinter Titeln. Das zumindest hat Robin nie getan. Er nennt mich immer Amy, wenn er mir erklärt, warum er seine Schwestern im Dienst der Königin unterbringen kann, aber nicht seine Frau.«
    Amy, hatte ich damals gedacht, besaß diese so weibliche Eigenschaft, einem Mann zwar zu verzeihen, aber auch stets daran erinnern zu müssen, dass es etwas zu verzeihen gab.
    »Mrs.Odingsells«, sagte ich abrupt und kehrte in das Hier und Jetzt zurück, »ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr Mrs.Owen zu einem Gang in den Garten überredet, jetzt gleich.«
    Natürlich konnte ich das Zimmer auch in ihrer Anwesenheit durchsuchen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Edith Odingsells dabei stumm zusehen würde. Gerade jetzt wollte ich keine weiteren Bemerkungen mehr über mich, über Robin Dudley oder über Amy hören.
    »Mmm«, murrte sie. »Und warum sollte ich Euch wohl den Gefallen tun?«
    »Weil es nicht mehr viele schöne Septembertage geben wird, wenn Anthony Forster dieses Haus verkaufen muss, weil er Geld braucht, um sich bei einem neuen Patron einzuschmeicheln«, sagte ich so freundlich wie möglich. »Nutzt den Garten und die Muße, solange es noch geht. Und schickt mir Mrs.Owens Dienerin, ich möchte mit ihr sprechen. Annie, Agnes, so heißt sie doch?«
    Mrs.Odingsells rümpfte die Nase und murmelte etwas darüber, dass Mrs.Owens Dienerin für Mrs.Owen da sei, aber sie kam meinem höflichen Vorschlag nach, brachte Mrs.Owen dazu, die Stickerei beiseitezulegen, und lockte sie mit sanfterem Gegurre, als ich es je von ihr gehört hatte, erfolgreich zur Tür hinaus.
    An der Schwelle drehte sich die alte Frau plötzlich zu mir herum und sagte: »Die Flammen der Hölle werden sie alle umschließen. Das hat sie gesagt!«
    Edith Odingsells erstarrte. Mir selbst wurde kalt und heiß zugleich.
    »Wer, Mrs.Owen? Lady Dudley? My lady Amy? Wen meinte sie mit alle? «
    Aber was auch immer sie dazu gebracht hatte, sich umzudrehen, erlosch, und sie versank wieder in der Vergangenheit.
    »Ich mag es nicht, wenn die Leute auflösen wollen, was Gott zusammen gefügt hat. Gott helfe

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